Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
Licht und Leben. Wir verstummen nicht.
Ordentlich eincremen und danach den Arsch mit Bepanthen einschmieren. Die warme Dusche tut gut und mein Anus und Arsch sind recht zufrieden. Einschmieren und Eincremen. Es tut ein wenig weh, aber es geht. Jetzt nehme ich noch eine Nervenruh forte , ist ein Baldriandragee, also keine verbotene Subsatz. Ich rufe die beiden Hunde zu mir. Ingo – so sehe ich es zumindest – hat die ganze Zeit nicht sein Zimmer verlassen. Ich fülle den Futternapf der Kleinen auf und gierig fressen sie. Mopsinchen streichle ich über ihr kleines Köpfchen und sie leckt meine Hand hab. Das hat sie noch nie gemacht. Dann blickt sie mich mit großen Augen an. „Friss Mopsinchen, gutes Futter!“, sage ich und das kleine Ding haut richtig rein. Als hätte sie es von Mopsi abgeschaut, der so richtig in sich hineinfrisst – wie ein Mähdrescher stopft er alles in sich hinein.
Ich höre den Hund rülpsen und geniere mich vor der Dame für ihn.
Ein neues Päckchen Zigaretten wird aufgemacht und am Balkon rauche ich noch eine und lasse in Gedanken die Nacht zum Tag werden. Wenn sich noch ein paar an mir rächen wollen, habe ich echt ein Problem, denke ich mir. Mopsinchen ist wieder bei mir und ich streichle sie. Ich hieve sie auf meinen Schoß und ziehe wieder ordentlich an meiner Zigarette, sie schnieft recht laut.
„Ich weiß, rauchen ist ungesund!“
Sie leckt meine Hände und wälzt sich ein wenig auf meinem Schoß, sie sieht heute glücklich aus. Wahrscheinlich hat sie sich in Mopsi verliebt. „Nach all der Zeit des Unglücks hat man auch wieder Glück“, sage ich zu der kleinen Hundedame und sie lässt sich mit Bedacht streicheln und leckt immer wieder an meiner Hand, scheinbar um meine Wunden zu versorgen. Tiere haben eine ganz sensible Seele und einen besonderen Sinn für so etwas. Ich bin froh darüber, das erkannt zu haben.
Ich trenne mich von meinen beiden Süßen, schalte den Laptop ein und beginne zu schreiben.
*
Der Arzt war fort, hatte seine Seminare vorzubereiten, die seltsamerweise immer auf Mallorca oder sonst wo auf einer schönen Insel stattfanden. Irgendwann stellte ich ihn natürlich zur Rede. Er konnte ja wohl nicht wirklich so dumm sein, zu denken, ich würde ihn niemals fragen, welche Art von Seminar er auf den Urlaubs- und Partyinseln abhielt. (10:00 Wie blase ich einen Schwanz richtig? 11:00 Die perfekte Darmspülung. 12:00 Mittagessen. 13:00 erster Fickprüfstand. 14:00 Anal yse eines verpatzten Analverkehrs. 15:00 Sexpraktiken für Einsteiger; Fortgeschrittene bitte zu meiner Frau.)
Er ließ sich auf kein Gespräch mit mir ein. Behauptete sogar, ich würde einen nicht kurierbaren Kontrollzwang auf ihn ausüben und ihn nicht frei leben lassen, deshalb wäre ja eine Beziehung zwischen ihm und mir nicht möglich. Ich geniere mich zwar für den nächsten Satz, aber er entspricht der Wahrheit: Ich bin einfach in sein Zimmer gegangen, hab Geld aus seiner Geldtasche genommen und mir gedacht, was für eine blöde Sau er doch sei. Weil er sich wieder genötigt fühlte, sah ich ihn in der nächsten Zeit immer seltener, nur zum Sex, den er sich gelegentlich holte und dann wieder verschwand. Er lud mich vorerst zum letzten Mal zu sich in die Villa Kunterbunt ein. Ihr kennt doch die Geschichte von Pippi Langstrumpf aus Astrid Lindgrens gleichnamigem Buch? Wenn ich einem nun die Kindheitserinnerung zerstöre, sollte er dies besser nicht lesen. Wir nennen das Viertel, wo die Arztfamilie wohnt, ab jetzt Taka-Tuka-Land.
Also. Die Ehefrau des Arztes, das war die Pippi, ein rotzfreches Gör, das niemals das machte, was man ihr vorschrieb (kochen, putzen, Windeln wechseln und die Kinder verhauen) und aus diesem Grund auch keinen guten Geschmack kannte. Der einzige Unterschied: Pippi war ein schlankes Gör, die Schwulenehefrau war fettsüchtig.
Die besten Freunde von Pippi (da muss ich lachen) hießen Tommy und Annika, das sind die zwei Kinder, von denen ich besser nichts erzähle … ein Kind fehlt noch, aber das ret uschieren wir jetzt weg.
Das Pferd, das die Pippi sogar einmal hochstemmte, das ist ihr schwuler Ehemann, der Arzt und ich bin in dieser Liturgie das Äffchen: klein, dumm und haarig.
Auf jeden Fall schlich ich mich einmal eines nachts als kleines Äffchen in sein ominöses Büro, das so groß war, dass es auch ein Pferd beherbergen hätte können und entdeckte in einer Schublade einen Brief, der von einem Patienten an ihn
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