Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
adressiert war, dieser Patient war ebenso verheiratet. Dieser schrieb in langwierigen Sätzen, wie sehr er den Schwanz des Arztes doch liebte, dass er die gemeinsame Zeit auf der Insel sehr genossen hatte und seine Blicke nicht von ihm nehmen wollte. Tja, mir waren mal wieder die Tränen gekommen, als ich das verdammte Datum des Briefes sah. Egal. Ich las darin, dass er ihn gerne wieder sehen würde und dass seine Ehefrau keinen Verdacht hegte. Seltsam, wie doof Ehefrauen doch sein können. Die Ehefrau des heimlichen Arztverehrers hieß Ruth und ich bin mir sicher, sie wusste über die heimliche Liebelei ihres Mannes bescheid. Ich fragte mich, warum Ruth kein Einzellfall ist. Mmm, liegt es am Geld? An der Schmach mit einem Schwuli verheiratet zu sein? Was auch immer, du wirst es mit deinen Nerven, deinem Körper oder mit etwas anderem bezahlen. Sorry, so ist das Leben.
Tja, ich kann gar nicht soviel saufen, wie ich kotzen möchte. Neben dem Brief lagen Konzer tkarten.
Ich gesellte mich wieder zu ihm ins Bett und versuchte einzuschlafen, was schwer ging. Den Brief hab ich an mich genommen. Eigentlich wollte ich ihn in einer Vollmondnacht einem Hö llenhund, einem Dämon mit auf den Weg geben, der dem neuen Arzt-Verehrer den verfluchten Schädel abreißt und dann verspeist, aber nichts da, ich war zu feige … Böses kann ich – wie man sieht – sehr gut heraufbeschwören. Aber der Brief musste weg, weg aus dem Leben vom Arzt. Und ich wünschte diesem Arschloch, der diesen Brief geschrieben hatte, die Krätze an jeder erdenklichen Hautstelle und das so extrem, dass der Arzt ihn niemals wieder ansehen würde.
Und wenn ihr Euch nun fragt, warum ich ihn nicht einfach zur Rede gestellt hatte, dann ist die An twort die: „Ich konnte nicht mehr!“
Da sich die Geschichte – von einem Tag auf den anderen – wiederholen würde, hatte ich keine Chance sie zu ändern. In dieser Nacht erkannte ich, dass alles, was der Arzt jemals sagen würde, einer Lüge entsprach. Tränen kamen mir keine, wenn ich ehrlich sein soll, eher Wut stieg in mir auf. Er k uschelte sich an mich ran, küsste mich im Nacken und ich wusste, wenn ich ein 100-jähriger wäre, würde er es ebenso tun (obwohl junge Männer seine Leibspeise waren). Der Arzt hatte Probleme mit dem Gefühl Liebe und solche Menschen hielt man sich wahrlich vom Leib. Da hatten sich zwei Trottel getroffen! Dennoch brannte mein Herz für ihn.
Ich versuchte diese Ereignisse lockerer zu sehen. Doch Gelassenheit war keine Tugend von mir und so versuchte ich ihn weiter zu kontrollieren, was immer schlecht war in Herzensangelege nheiten. Jemanden nach seinen Vorstellungen haben zu wollen, ist schlecht und hat nichts mit Liebe zu tun. Liebe hin oder her, da muss man die Reißleine ziehen und zur Abwechselung den lieben Gott um Hilfe bitten. Der gibt einem schon eine Antwort. Mir hat er gesagt, jemanden zu verändern, den er geschaffen hat, sei nicht gut.
Außerdem, wenn ich es esoterisch betrachtete (frei von Gottheiten), stellte ich in meinem Leben einen Mangel an Liebe fest. Das wollte ich geändert haben. Da aber die Gefühlsebene der Menschheit eine ständige Dualitäts-Achterbahn-Fahrt ist (da es nun mal gute und schlechte G efühle gibt) und ich die derzeitige Situation meiner Gefühle als unbefriedigend empfand, manifestierte sich dieser Mangel und wurde zu einem Teil von mir, er vergiftete buchstäblich meine gesamte Gegenwart. Ergo: Mein Wunsch nach Liebe konnte nicht erfüllt werden, weil ich ständig negativ dachte, sprich einen Mangel empfand. Die Esoterik ist die Lehre vom positiven Denken und dass sie Gutes sowie Negatives angezogen werden kann. – Beide Dualitäten liegen in unserer Vorstellungskraft.
Ein Teufelskreis.
Ich versuchte wirklich, diese Ideen umzusetzen und eine Lösung zu finden, die meinen Mangel und mein gedankliches Konstrukt nach Liebe ausglichen. Es bedurfte aber nur eines einzigen, winzigen Gedankens der Lüge, die der Arzt ungeniert log, und ich war wieder in dem Teufelskreis gefangen.
Neben dem Brief lagen nämlich Konzertkarten. Eingeladen war ich nicht, mit nach Paris zu fliegen. Und als der Tag kam, an dem er nach Paris flog, mit irgendeinem Verehrer und ich i hn fragte, warum er am besagten Wochenende keine Zeit für mich hätte, so war plötzlich ein Seminar in Deutschland. Tja, das tat weh! Sorry, es tat einfach weh!
Wenn das mit dem richtigen Wünschen (Bärbel Mohr lässt grüßen) seine Richtigkeit
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