Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
hat, so muss ich einen bedeutenden Fehler gemacht haben, als ich wie ein Mantra vor mir hergesagt habe: „Ich wünsche mir eine Beziehung.“ Tja, aber ich hatte nicht genau definiert, was ich eigentlich wollte. Eine Beziehung habe ich gekriegt – und was für eine! Memo an mich: Nichts mehr wünschen.
Schreiben ist eine Art Therapie, was man da plötzlich alles versteht und ans Tageslicht befö rdert. *Unglaublich*
Verliert man eigentlich die Fähigkeit tiefe Gefühle für einen neuen Partner zu empfinden, wenn man soviel durchgemacht hat? Ich weiß es nicht, ich stelle das jetzt einfach einmal in den Raum.
Deshalb mein Rat an Euch: „Macht Schluss, wenn Ihr in einer Beziehung nicht glücklich seid.“ Egal was passiert! Geht Eure Wege. Macht Euch frei! Seid wieder Ihr selbst und gebt Euch w egen eines dummen Schwanzträgers nicht auf. Ihr seid mehr als das, Ihr seid viel mehr als Ihr Euch vorstellen könnt.
Diese Sätze habe ich leider erst spät zu mir gesagt. Aber – und das tröstet mich ein wenig – es ist nie zu spät, um neu anzufangen. Zu Deutsch: Lass gehen, was nicht bei Dir bleiben will oder akzeptiere voll und ganz, was Du Dir durch das Wünschen materialisiert hast.
Ich akzeptierte ja nach wie vor nicht, dass der Arzt andere Männer hatte, bei seiner doofen Eh efrau blieb und es machte mich natürlich traurig, dass die Alte ständig versuchte meine Liebe zu ihm zu sabotieren. Egal, egal.
Ich verlernte zu lieben und wurde zu einem kalten Wesen. Das kann ich nicht verleugnen. Manchmal erkennt man erst später, sehr viel später, wie dumm und einfältig man gehandelt hat. Aber mein Herz war so dermaßen in ihn verliebt, dass es auf stumm und stur geschaltet und all die Scheiße versucht hatte zu ertragen. Ich hab verloren, ich hab die Scheiße irgendwann nicht mehr ertragen. Ich wurde stumpf. Zu einem kalten Wesen wurde ich.
Seht mich an. Ich bin kalt. Eiskalt.
Finde zu dir selbst oder erfinde dich selbst neu, das sind die Wegweiser der Kreuzung, an der ich mich befinde. Beide Wege verheißen Gutes. Erst wenn man nach einem langen Gefühlstrauma den Mut wagt, neu anzufangen oder zu sich selbst zu finden (sprich sich selbst zu ordnen), ist man bereit für etwas Neues und was das Neue dann ist, wird sich herausstellen.
Gespräche können helfen.
Das Wort Gespräch überfordert mich. Wir schreiben und diskutieren. Denn, egal wie oft die Nachbarin auf ihren Freund eingestochen hat, der Sohn schwul ist und nach einer durchzechten Nacht den Hundenapf voll kotzt und der Hund das nicht fressen will und (Mopsi blickt ganz selbstverständlich) oder die Politiker (wie es in Österreich der Fall ist) Gelder veruntreuen (und man mit Gesetzen die Korruptionsfä lle der Politiker einzudämmen versucht): Es wird sich allein durchs Diskutieren nichts ändern. Eigentlich schade um die verschwendete Luft.
*
Manchmal muss ein Mann tun, was ein Mann tun muss. Ich gehe schlafen, ziehe mir die Decke über den Kopf und sage mir laut Kinderreime vor.
„Eio popeio, was raschelt im Stroh?
Die Gänslein geh’n barfuß
und haben keine Schuh’.
Der Schuster hat’s Leder,
kein Leisten dazu:
kann er den Gänslein
auch machen keine Schuh’.“
Oh, ist das lange her. Fällt mir da noch ein Gedicht ein, ein Reim? Ich schreibe Claudia, dass ich nach alten Kinderreime suche und nach Gedichten … vielleicht biete ich diese einem örtlichen Verlag an … aber so wie die drauf sind, veröffentlichen die NUR irgendwelchen amerikanisch-übersetzten Schrott, der sich in den REGIONALEN Buchhandlungen vermarkten lässt. Dabei wären alte, dokumentierte Kinderreime und Gedichte gar nicht mal so eine schlechte Idee.
„Hoppa hoppa Reita,
wenn a fållt, dann schreit a,
fållt a in den Gråbn,
fress'n ihn die Råbn,
fållt a in den Sumpf,
måcht da Klausi plumpf,
fållt a in das griane Grås,
måcht a si sei Hösl nåß.“
Ein Anflug von einem Lächeln – VON MIR –, da war es wieder …
Ich schlafe nicht sehr lange. Mir kommt vor, als höre ich schon nach wenigen Minuten ein Rumpeln und ein Pumpeln. Es reicht mir nach wenigen Sekunden und ich rufe mit lauter Stimme, dass Ingo – der wahrscheinlich den Lärm verursacht – leiser sein soll.
„Leiser, Ingo, bitte, ich schlafe noch!“, versuche ich im höflichen Tonfall zu sagen (möchte den Jungen ja nicht verschrecken). Doch Ingo wird durch meine Au fforderungen nicht leiser. Dann stehe ich
Weitere Kostenlose Bücher