Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
nicht merken?! „Mit wem, verdammt?“, war meine Reaktion, als auf meine erste Frage nur ein Nicken gekommen war.
„Mit meinem besten Freund, dem Bruno!“
„Mit Bruno?“ Im ersten Augenblick konnte ich diesen Namen nicht einordnen, wer zum Teufel war Bruno? „Verdammte Scheiße, wer ist Bruno?“
„Klaus, du kennst doch Bruno. Mein bester Freund“, er sprach mit mir wie mit einem Schulju ngen, dem man das ABC der Buchstaben nochmals erklären musste.
Sein bester Freund! Jetzt hatte ich den roten Faden wieder gefunden, jaja, das rote Seil spannte sich, und ich wollte daraus einen Strick machen und Leatherface daran aufhängen. Ich spannte mir das Konstrukt in wenigen Sekunden zusammen. Brünchen und Leatherface waren einander nahe gekommen und haben einfach beschlossen zu heiraten. Nur ein Problem hatte das gespo nnene Netz: Ehen (die eingetragene Partnerschaft in Österreich) unter gleichgeschlechtlichen Partnern konnten erst seit ein paar Monaten geschlossen werden. Bin ich etwa so ignorant geworden, dass mir eine derartige Trauung, die mein fester Freund vollzogen haben soll, entgangen war? Wie konnte das innerhalb der Zeit, in der wir uns kennengelernt hatten, passieren? Ich stellte ihn dahingehend zur Rede.
„Tja, das ist echt gut kombiniert“, sagte er verschmitzt. „Ich hatte gehofft, dich damit noch ein wenig zu sch onen.“
Mir stockte der Atem. „Schonen, schonen, wovon?“ Meine Haltung war erwartungsvoll und se ine flehend.
„Br uno ist eine Frau.“
Meine Haltung schwenkte von erwartungsvoll in eine Mischung von blablabla und bliblibli.
„Bruno heißt in Wirklichkeit Brunhilde.“ Ach ja und ich heiße in Wirklichkeit Santa Claus.
„Du meinst das ernst? Wenn du nicht mehr mit mir zusammen sein willst, dann gibt es einfachere Geschichten, um mit mir Schluss zu machen.“
„Ist die Wahrheit, ich schwöre.“
Er schien sogar noch stolz darauf zu sein.
Leatherface blieb bei seiner Aussage. Und weil ich die Story ein wenig verkürzen möc hte, hier die Einzelheiten im Schnelldurchlauf: Da Brünchen und Leatherface den Bund der Ehe nicht trennen wollten, weil Brünchen sich nach dem Studium der Germanistik entschlossen hatte Jura zu studieren, blieben sie zwangsläufig zusammen, da Eheleute besser finanzierte Studienmöglichkeiten bekamen. Wenn hier einer von Ihnen – werte Zuhörer – meint, dass die Ehe in Österreich nur von Mann und Frau vollzogen werden darf und nicht von gleichgeschlechtlichen Partnern, dann haben Sie recht. Und daraus schließt sich, dass diese Ehe von Leatherface und Brünchen null und nichtig sei.
Falsch!
In Österreich gilt noch immer das Gesetz: Was einmal für Recht erklärt wurde, darf nicht als Unrecht erklärt werden. Und die Ehe ist im Staate Österreich noch immer ein Vertrag!
Egal. Ich hätte über diesen ganzen Schwachsinn hinweggesehen, aber dann, plötzlich wurden mir Regeln auferlegt, die besagten, dass ich nur dann in die Wohnung meines festen Partners g ehen durfte, wenn Brünchen es erlaubte, da Brünchen bei Leatherface eingezogen war und seine Ruhe beim Lernen benötigte. Fick dich, Brünchen.
Leatherface und ich trennten uns. Er war ziemlich enttäuscht von mir und ich von ihm. Mir so ein Geheimnis erst anzuvertrauen, nachdem ich über beide Ohren verliebt war, war nicht gerade vo rteilhaft für meine ohnehin schon traurige Seele. Außerdem hatte ich so meine Erfahrungen mit Ehemännern, und die waren allesamt nicht gerade erfreulich.
Der Sinn ist es ja, wenn man von zu Hause auszieht, erwachsen zu werden, in dieser Entwic klungsphase scheine ich wohl noch nicht zu sein.
*
Das Leben ist einsam, ich bin allein. Schnell wird ein Klobesuch zur einzigen Freude, die ein schwuler Mann an seinem Loch noch verspüren kann. Doch meine Finger können noch schreiben, es funktioniert, ich bin noch nicht fertig …
Kapitel 1 – Die Vorführung
… mit meinen buchstabenähnlichen Ausführungen auf meinem Laptop, der manchmal so kom ische Zeichen von sich gibt. Vielleicht ist ein Virus drauf, wäre ja ganz außergewöhnlich, wenn nicht nur mein Laptop von einem Virus befallen wäre, sondern gleich der Besitzer auch. Eine innere Stimme sagt: Schreib weiter .
*
Da war ich nun. Aus und vorbei. In meiner verdammten Wohnung schimmelte es gewaltig (so richtig grün, grau und blau wie ein Roquebelle , der an meinen Wänden wuchs) und ich wollte partout nicht
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