Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
sofort erkennen, zu wem oder was wir gehören. Manchmal freiwillig oder auch unfreiwillig.
Mensch-sein ist doch wirklich eigenartig. Und mir kommt wieder der Gedanke, dass ich ein Vampir bin, der im falschen Umkehrschluss lebt. Denn nicht ich sauge die Menschen aus, sie sa ugen mich aus … im Endeffekt ist es nicht Energie, die sie mir nehmen, sondern mein Sperma, das ich ihnen in den Arsch oder in den Mund pumpe, wenn sie mit mir Sex haben und mich dafür bezahlen. Scheiße, diese Welt ist so verkorkst und ich trage buchstäblich dazu bei, sie noch verkorkster zu machen oder verkokster. *Hehehe*
Scheiß Bahnhof. Ich bin da. Der Bahnhof wird umgebaut, schon ziemlich lange. Einmal, als ich noch in meiner alten Wohnung in der Schörgelgasse gewohnt hatte, da hab ich sogar die Spre ngung, die am Bahnhof durchgeführt wurde, mitbekommen. Sie haben einen Blindgänger aus dem 2. Weltkrieg gefunden und dieser konnte vor Ort nicht entschärft werden, also mussten sie ihn sprengen. Boah, war ziemlich gewaltig und hat einige Fenster am Bahnhofgürtel gekostet. Damals wie heute frag ich mich, ob Versicherungen den Schaden bezahlen? Der 2. Weltkrieg ist ja schon längst vorbei und Reparationszahlungen werden ja nur an den Juden-Massakern getätigt, was auch gut ist. Zuerst hat man ihnen das Geld weggenommen, siehe Holocaust und Auschwitz, und danach haben sie es als Wieder-Gut-Machung zurückbekommen … zumindest habe ich es so verstanden. Ob diese Summen diese Gräueltaten je wiedergutmachen werden? Ich bezweifle es, aber mich hat auch keiner um meine Meinung gefragt, deshalb behalte ich sie für mich.
Der Bahnhof. Und ich höre dröhnend aus den Lautsprechern: „Achtung Bahnsteig 7b, Zug fährt durch.“ Ich denke mir, Besucher sollten eingeladen werden die dreckige Annenstraße, das versoff ene Univiertel und natürlich die Verkaufsmeile Jakoministraße zu besuchen, deren Boden kunstvoll mit blutroter Paste ausgemalt wurde. Jetzt rasch durch das Innenleben des Bahnhofs hindurchmarschieren. Noch immer sind die Innenwände von Peter Kogler großzügig verziert. Es sieht für mich wie das Innenleben eines Aliens aus und spontan denke ich an das Kunsthaus, das friendly Alien genannt wird und ich frage mich, wer die wahren Aliens auf diesen Planeten sind und die Antwort ist: Nina Hagen. Auch nach Jahren versucht es sich der Menschheit anzupassen, doch sie scheitert und scheitert und scheitert. Man kann nur zu ihr aufsehen.
Hinter dem Bahnhof ist ein kleiner Weg, er führt zu einem verlassenen Gebäude, das de mnächst renoviert, umgebaut oder weggeschoben wird, das weiß man nie so genau. Die Gegend hatte etwas vom Jenseits. Es wird ernst.
„Hi, Alexander!“
„Du sollst mich doch nicht so nennen!“, sagt er leise und donnert mir laut eine runter. Ich atme tief ein und wieder aus. Ich habe mich zu weit aus dem Fenster gelehnt und meine Zeche mit Schmerz bezahlt.
„Es tut mir leid!“, sage ich mit schiefem Kiefer und berühre ihn zaghaft. „Es kommt nicht wi eder vor“, stottere ich hinterher.
Er beschwichtigt mich mit einer abwertenden Handbewegung und sagt: „Hast du Kohle dabei, dann bekommst du die Lieferung, du Junkie.“
Tja, das ist das Problem. Ich druckse herum, er merkt das.
„Scheiße, Klaus, du kannst nicht einfach kommen und nicht die ganze Summe beisammen h aben. Das geht in diesem Geschäft nicht. So läuft das nicht, Mann.“
„Ich weiß“, sage ich und blicke dann ein wenig verschlagen zu ihm hinüber – so von unten hi nauf, wie ein kleiner dummer Hund, der weiß etwas falsch gemacht zu haben. Er registriert meine Blicke und ich weiß nicht, wie er sie interpretiert, vielleicht als Angst.
„Wie viel hast dabei?“, fragt er mit einem Seufzer, der klingt, als müsse ein Theaterschauspieler Unwille darstellen.
„Zweihundert Euro!“, brumme ich leise, und mir tut es um die Summe ja leid, aber ich brauche es.
„Da fehlen noch hundert Euro, fünfzig ziehe ich dir für einen Blow-job gleich hier und jetzt ab, aber die restlichen fünfzig schuldest du mir. Ist das klar?“, die letzten Worte sagt er langsam und laut.
„Ja, Mann. Hab verstanden.“ Bin ja nicht dumm. Na gut, vielleicht ein bisschen. Geld und K okain wechseln den Besitzer.
„Und damit das klar ist, du schluckst, ich will keine Sauerei am Boden haben. Verstanden?“
Ich nicke.
„Verbrauch nicht alles auf einmal“, sagt er, als ich das Koks in den Händen halte,
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