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Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Titel: Kabbala-Box (2 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Regner
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römisch katholischen Kirche zugewiesen bekommen. Nein! Das will ich natürlich nicht. Vielleicht komme ich in die Psychiatrie, indem ich mein Bett anzünde und der Polizei sage, mir hätte die Farbe der Bettlaken nicht mehr gefallen? Mhm, diese Idee erscheint mir effektiver; aber ich bin nicht versichert. Wenn ich aus der Psychiatrie wieder hinauskäme – und ich werde wieder rauskommen, da ich ja nicht verrückt bin – habe ich einen Arsch voller Schulden, noch mehr als jetzt ertrage ich wirklich nicht. Was tun? Oder sollte ich mich einfach mitten auf die Straße legen? Diese Leute werden ja wegen Suizidgefahr aus dem gesellschaftlichen Verkehr gezogen. Doch von einer Freundin weiß ich, dass das nicht lange der Fall sei. Der Gedanke mich dabei zu verletzen – mich und mein schönes Gesicht zu ruinieren – lässt mich diesen Plan wieder vergessen. Vielleicht sollte ich um das brennende Bett einen Kreis aus Wasser gießen, damit die Flammen sich nicht ausbreiten? Mhm, der Gedanke beginnt zu fruchten.
      Ich schlucke verzweifelt ein wenig Speichel und spüre meinen Adamsapfel deutlich auf und ab hüpfen. Mir gehen die Ideen aus. Dann mache ich mich auf den Weg nach Hause. Ein betrunk ener Radfahrer, der wie ein geiler Hund auf seinem Vehikel jault, eiert an mir vorbei. Eine gehbehinderte Schildkröte wäre in diesem Augenblick schneller als er; und plötzlich spüre ich wieder Leben oder Licht (mitten in der Finsternis). Der Radfahrer, betrunken und verwahrlost, kriecht mit seiner rostigen Radschüssel an mir vorbei! Und ich spüre ein Licht in mir hochsteigen. (Ganz klar, es sind die Drogen!) Es durchflutet mich. Es macht mich schön und ich könnte ausflippen vor Glück. Es ist so schön glücklich zu sein. Ich werde zur wilden Wespe und hole den betrunkenen Radfahrer ein. Es tut so gut, besser zu sein als alle anderen – und wenn’s nur ein betrunkener Radfahrer ist. Oh Gott, und ficken möchte ich jetzt auch wieder. Ganz klar, ich ziehe heute noch um die Häuser. (Drogen sind der Wahnsinn). Aber bevor ich das mache, muss ich nach Hause.
      Der Gedanke, mir ein Opfer auf den Blauen Seiten zu suchen, ist erregend.
      Nein, Opfersuche abgeblasen, die Blauen Seiten , brauche ich heute nicht. Ich bin der beste Typ von allen, denn ich bin Licht, pures Licht. Die Drogen durchfluten mich und plötzlich habe ich keinerlei Zeitgefühl mehr. Es ist schon spät, die Linie 6 fährt nicht mehr, ich muss die Linie 26 nach Hause nehmen. Zwei junge und aufgetakelte Tussen sitzen neben meiner Wenigkeit in der Straßenbahn. Durchgestylt auf schwarz-weiß und bunt getrimmt, streichen sie mit ihren bunt gemalten Fingernägeln alle 10 Sekunden durch das Haar. Niemand sieht so bunt gut aus, außer vielleicht Lady Gaga.
      „Eh, blickst du’s nicht?“, sagt das eine Tussen-Ding zum anderen.
      Sie unterhalten sich über eine Sendung, die im NDR ausgestrahlt wird und Polettos Kochschule heißt. Das verstehe ich bereits nach dem ersten Halbsatz obwohl sie wahrscheinlich in babylonischer Sprache miteinander kommunizieren. Die noch blondere Blondine, die weder Stroh noch Verstand hinter den Gucklichtern besitzt, versteht nicht so ganz, was ihr ihre Freundin sagen will.
      „Na, eh, blickst du’s echt nicht? Poletto kennt man doch!“
      „Poletto? Was ist mit dem?“
      „Na, halt Poletto, ganz easy, mit dem Kochen und so!“
      „Ne, echt, wirklich isch weiß es net.“
      „Doch! Blickst du’s nicht? Beim Bernie haben wir sie gesehen und so.“
      „Ah, der da so geredet hat und so was, dem kenn isch.“
      Doof und Doofer steigen eine Station vor meiner aus. Heute blick ich’s!
      In der Moserhofgasse kehre ich ein. Angenehm das Gefühl von Wohnen, zu Hause, allein, mit mir. Doch im Stiegenhaus kommt mir meine Nachbarin, Frau Unrat, entgegen.
      „Ja, da schau einer her, da hat einer aber einen sitzen.“
      Ja, die Alte hat recht. Sie haltet in Bet-Stellung ihr Gotteslob in der Hand. „Guten Abend Frau Unrat, ja ich war noch unterwegs … aber jetzt bin ich zu Hause.“
      „Ich komme gerade von einer schönen Gebetsstunde und …“
      Der restliche Bauteil des Satzes wird für immer und alle Zeiten auf seine Vollendung warten müssen, denn ich verschwinde einfach hinter meiner Wohnungstür und die alte Christenhexe kann weiter ihren Bullshit meinem Türspion erzählen. Ich wette, die betet auch am Scheißhaus: „Ohhh, du heilige Scheiße“ oder „Vater unser, kack im Himmel“, wäre typisch

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