Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Titel: Kabbala-Box (2 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Regner
Vom Netzwerk:
für Christen.
      Ich schalte den Laptop ein, mache mir einen Tee der Marke Wellness. Wellness wird dann wohl auch dri nnen sein. Sind die Lebensmittelkontrollen in Österreich nicht die besten der Welt? Schon komisch, dass man das überhaupt nötig hat, Lebensmittel ständig zu kontrollieren.
      Klein Mopsi ist auch da (den hätte ich beinahe vergessen). Er ist am Balkon und wedelt mit dem Schwän zchen, der wie ein kleiner Saurüssel aussieht. Ich hebe mein kleines Knäuelchen hoch und wir stupsen unsere Nasen aneinander. „Ja, ja, du kleiner süßer Fratz, du!“, sage ich und Mopsi ist glücklich. Er schnieft, er keucht und ich gebe ihm ein kleines Leckerli. „Ja, ja, wir zwei sind schon ein Duo der Sonderklasse, nicht wahr?“
      Mopsi gurgelt genüsslich und ich gehe eine kleine Runde mit ihm. Ich verspreche ihm, dass ich – sobald ich mehr Zeit habe – eine ganz große Runde mit ihm gehen werde. Tja, zuviel laufen darf ich mit ihm eh nicht, dann kotzt und scheißt er mir wieder die halbe Wohnung voll. Danke Mopsi, für so viel Liebe.
     
    In meinem Zimmer lege ich mich in mein Bett, kurz, nur so zum Durchatmen oder so. Und als ich die Augen wieder aufmache, sehe ich ganz viele Farben und dann meine Nilpferdsammlung. Ich habe als Kind Stofftiere gesammelt und bevorzugt waren es Nilpferde. Rote, gelbe, grüne, aus Stoff, aus Leinen, aus Jute, aus Plüsch. Alle sind sie auf meinem Bett versammelt. Mein erster Gedanke ist das Koks, dann die Wirkung des Koks und dass ich mich völlig normal fühle. Das ist eine Droge für mich , denke ich.
      Plötzlich höre ich einen Schuss. Peng, peng . Ich schrecke hoch und sehe aus dem Fenster, da ist aber nichts. Es ist schwarz, ich blicke in eine tiefe Schwärze hinein und diese Schwärze blickt zurück.
      Peng , peng.
      Ich zucke zusammen und gehe in die Knie, vielleicht schießt da draußen jemand und ich denke an die Schulmassaker der Columbine High School in Amerika und der Jokela School in Finnland und beide Male hörten die Täter Marilyn Manson. Kurz durchfährt mich ein Zug aus Angst, weil ich ihn auch ge rne höre.
      Peng , peng.
      Jemand kommt und drückt ab. Und dann bin ich im Fernsehen, aber als Leiche. „I wär so gern a schäne Leich!“, kommt mir zitternd über die Lippen. Irgendjemand könnte einfach kommen und mich abknallen. Peng . Und dann würden alle vielleicht ein bisschen mehr nachdenken und ich wäre tot und müsste mich nie wieder vor mir selbst ekeln, würde kein schlechter Partner werden oder schlechter Drogenjunkie oder ein schlechter Vater (GOTT BEWAHRE). Einfach peng .
      „Dich Arschloch leg ich um.“ – Das hab nicht ich gesagt! FUCK!
      Ich krieche auf allen vieren zu meinem Bett und blicke über die Bettkante hinauf und da sehe ich mein Lieblingsnilpferd, es heißt Nilpferd Butti (ein rotes Nilpferd) und es starrt mich an, sein Bruder heißt Nilpferd Blau (weil er blau ist) und er starrt mich auch an.
      „Jetzt hat das Arschloch uns entdeckt, legen wir ihn gleich um?“, sagt Nilpferd Butti zu Ni lpferd Blau.
      Benommen ordne ich auf dem Bett meine Stofftiere in einem Halbkreis vor mir auf und spr eche ein paar Worte mit ihnen, denn ich bin enttäuscht, wie sie mit mir reden.
      „Du redest nur Scheiße.“
      Ich drücke meine Nilpferde an mich und hoffe, dass sie mir vergeben.
     
    *
     
    Ich schreibe meine Probleme nieder, meine sprechenden Nilpferde werde ich nicht erwähnen. Die Datei nennt sich Homo moriturus . Ziemlich elitär für so einen Halb-Stricher und Gelegenheits-Junkie wie ich es bin. Aber mir ist nichts Besseres eingefallen, die Nilpferde winken mir zu und ich fühle mich gleich wohler in meiner Haut und meine geistigen Ergüsse beginnen zu sprießen.
     
    Der Arzt kam zu mir in meine Wohnung in der Schörgelgasse. Er hatte mir schon beim Umzug aus meiner damaligen Wohnung in der Schuhmanngasse geholfen. Der Arzt kam, an ihm waren alle Stadien der Vergänglichkeit sichtbarer denn je. Er erzählte mir, dass er nicht wüsste, ob es gut wäre, mich zu besuchen. Ich war ja immerhin der Antichrist in seinen Augen. Aber als wir auf dem Bett landeten und er mich mit seinem Schwanz vögelte, war ich plötzlich nicht mehr der Antichrist, vielleicht ein bisschen Maria Magdalena, aber nur ein bisschen. Maria Magdalena wurde heilig gesprochen und ich zu Tode gevögelt, da besteht ein kleiner katholischer Unterschied. Der Arzt fickte mich und ich sagte ihm, dass ich ihn lieben würde. Er umarmte mich und

Weitere Kostenlose Bücher