Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
fickte mich zärtlich weiter, so wie ich es von ihm gewohnt war. Ich flüsterte ihm ins Ohr, dass er für mich ein echter Mann wäre und sein Schwanz wurde fester und fester – was ja eigentlich nicht möglich war, aber es war in diesem Augenblick tatsächlich möglich. Denn der Arzt vertraute mir nach dem Sex an, dass er alles nur Erdenkliche tat, um von mir loszukommen. Er fickte sich durch einsame Hotelbetten (mal wieder), nur um nicht an mich zu denken. Klar, ich fühlte mich dadurch ein wenig besser, da dieser alte Mann von sechsundfünfzig Jahren (der sich als neunundvierzig auf den Blauen Seiten ausgab) soviel Mühe gab, nur um mich zu vergessen. Und sei es für einen Spermaschuss. Fuck you, Dr. Dick. Na ja, seine Hotelzimmergeschichten waren der Grund, erneut an der Syphilis zu erkranken.
Der Arzt und ich hatten wieder zueinander gefunden, was allein schon durch unsere gemeins ame Vergangenheit nicht gerade leicht war, aber wir machten diesen Scheiß. Vielleicht waren wir beide süchtig, süchtig nach unserer Liebe, nach dem verdammten scheiß Gefühl der Liebe.
Scheiß Liebe.
Und mal ehrlich, wir sprechen hier nicht von der Quantentheorie, die man verstehen muss, sondern, ob man jemanden liebt oder nicht! Punkt.
Während wir zusammen im Bett lagen und uns streichelten, erzählte er mir, dass er mich be obachtet hätte, wie ich mit dem Manuel aus dem Haus gegangen war. Es hätte ihn angeblich ziemlich hart getroffen, mich mit einem anderen Mann zu sehen. Das verstand ich gut. So erging es mir ja auch, wenn ich den Gedanken hatte, ein anderer Mann würde in seiner Gegenwart etwas von ihm wollen. Da blieben wir uns also nichts schuldig.
Ich erzählte ihm, wie es zum Aus mit Manuel gekommen war und der Arzt war erfreut darüber. Er küsste mich ständig und hielt mich fest und flüsterte mir ins Ohr, dass ich ihn niemals mehr verlassen dürfe, er wäre so verliebt in mich. Aber ich sollte lernen, ihm zu vertrauen. Ich nic kte und er erzählte mir darauf, dass er sich jetzt – heute noch – mit seinem Ex, dem Charly, treffen würde. Ihr werdet mit dem Namen Charly wahrscheinlich nicht viel anfangen können, aber für alle, die den ersten Teil der Geschichte gelesen haben, dort wurde er von mir liebevoll zuckende Zebravulva genannt.
In mir ging natürlich wieder eine Lawine des Bedauerns und des Hasses für dieses schreckl iche Tier ab. Jeder einzelne Tiername wie dumme Sau, blöde Kuh, elendiger Hamster wäre eine Beleidigung für jene Tierarten gewesen. Doch ich gestattete dem Arzt, seinen Ex-Arsch-Freund, den Dumm-Saukopf-Depp, die zuckende Zebravulva zu besuchen.
*
Ich schreibe und schreibe und die Zeit vergeht. Noch eine Koks-Line und es geht mir gleich besser. Ach wie herrlich. Auf meinem Schreibtisch befinden sich massenhaft Briefe vom Arbeitsamt. Ich sollte diese Besuche wohl einhalten, sonst kürzen sie mir mein Arbeitslosengeld. Ich lache, was wollen sie mir da noch kürzen? Ich schreibe ein liebevolles E-Mail an meinen AMS-Berater, dass ich krank sei und mich sofort bei ihm melden werde, wenn ich wieder gesund bin. Mein E-Mail-Account ist voll von irgendwelchem Müll. Scheiße, verdammte Scheiße. Aber irgendwie kriege ich das alles schon wieder hin. Glaube ich zumindest. Ein bisschen schreibe ich noch. Ist auch viel passiert. Das muss alles weg, alles aus meinem Kopf, completamente morte .
*
Der Arzt verließ meine Wohnung und ich lief zum Fenster und sah ihm nach, wie er mit seinem schwarzen Ford davonfuhr. Mein Gott (an Gott denke ich wirklich oft, fällt mir jetzt in diesem Augenblick auf). Der Arzt, er war wieder in meinem Leben. Mit dem ersten „Hi!“ auf den blauen Seiten war der Neuanfang besiegelt. Wie sollte ich das bloß meinen Freunden erzählen? Am besten ich verrate es ihnen gar nicht, zumindest so lange nicht, bis ich mir selbst im Klaren bin, wie das weitergehen soll.
Es ging weiter. Der Arzt und ich trafen uns wieder regelmäßig. Und ich versuchte ihn daran zu erinnern, dass er mir ein Versprechen gegeben hatte, sich zu ändern, zu mäßigen. Vielleicht hatte er es wirklich vorgehabt, aber in die Tat konnte er sein Versprechen nicht umsetzen. In dieser kalten Jahreszeit, es war Herbst gewesen, als ich erneut umzog – diesmal aber aus dem ganz b estimmten Grund, nicht in einer Schimmel-Gauda-Käse-Wohnung zu hausen –, hoffte ich auf einen Neuanfang. Einige von Euch werden sich nun denken, dass das nicht möglich sei, so einen
Weitere Kostenlose Bücher