Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
aufgegeben, aber mein Körper ist noch immer schön und mu skulös. Ich bin noch immer schön. Ich war nie hässlich. Ich spüre wie ein gewisser Rest des Koks mich geistig schöner werden lässt. Einfach schön und ausufernd. Ich liebe dieses Wort: ausufernd. Es zeigt meine momentane Stimmung, über jedes Ufer schwimmen zu können, mehr zu wollen, als jetzt gerade möglich und mehr zu bekommen, als mir in die Wiege gelegt worden war. Der Optimismus lässt grüßen.
Ich greife nach dem Buch, Die Gehirnwindungen des Mannes , das ich in meinem Eifer, Psychologie studieren zu wollen, gekauft hatte. Das Buch habe ich begonnen zu lesen, das Studium habe ich wieder verworfen.
Das bedeutet, dass das männliche Gehirn „Pufferzonen“ benutzt, um morbide Fantasien, die es zufällig im alltäglichen Leben zu assoziieren gilt, um Schnittstellen – bestehend aus zufälligen Mustern – mit neuem gedanklichen Material aufzufüllen. Das „echohafte Gedächtnis“, mit dem wir zufällige Stimuli wahrnehmen, während das Gehirn mit seiner Verarbeitung beginnt, ist ein gutes Beispiel dafür (Brockhain, 1940; Acktenmann 1951. Vgl. auch Urwell, Lehrerhaus und McDrefe, 1998, S. 1128).
Auf dem Schutzumschlag ist nur ein Satz zu lesen, nämlich ein Zitat aus einer Buchbesprechung der Jungen Studentischen Lesecouch : „Klar verständlich und sehr witzig geschrieben.“
Aha.
Boah, ich lach mich tot, wenn ich nur einen Satz verstünde! Da wechsle ich doch lieber drei Mal pro Tag meine Unterhosen und lese aus den braunen Spuren analer Befriedigung Feuchtgebiete von Charlotte Roche, was spannender und witziger ist.
Claudia hat sich wieder gemeldet, ich kenne sie schon sehr lange, so scheint es mir in diesem Augenblick. Sie und ich ve rbindet eine ein-Joint-Nachmittags Geschichte.
Claudia : Bist auf David???
Ich schreibe ihr zurück, dass ich nicht mit Da weed schlafe.
Claudia : :-((((((((((((((((
Claudia ist immer so theatralisch. Sie fragte mich, ob ich mit ihr in den neuen Schwulen- und Lesbenclub gehen wollte, sie hat eine Einladung per SMS erhalten und das dafür vorgesehene Passwort bekommen, das uns in diese neumoderne Disco brächte. Der Club nennt sich Break-up , der Name gefällt mir. Er steckt doch voller Wahrheiten. Ich habe eindeutig die falsche Sexualität für dieses Leben gewählt.
(Reklamation ans Universum!)
Ich antworte Claudia, dass ich gerne mitkäme. Aber nur unter der Bedingung, dass David auch mitkommen könnte. Sie willigt ein, David hätte Zeit.
Claudia : Ich lade dich und David ein.
Klaus : Gutes Mädchen.
Claudia : Falls ich nicht vor der Disco stehe, das Passwort heißt: Hydrogenase.
Dafür liebe ich Claudia. Sie ist zwar stets stoned, aber immer eine gute Freundin und immer lieb zu mir. Auf zum Break-up , dem neuen Schwulen- und Lesbentempel.
Kapitel 2 – Die Durchführung
Das Break-up liegt Richtung Graz West auf der Wienerstraße, mit dem Bus kommt man leider nur bedingt in die Nähe, deshalb gönne ich mir ein Taxi. Mein Gewissen ruft Dekadenz, Dekadenz . Ich weiß, kaum Geld vorhanden, aber zu faul, um zu Fuß in die Disco zu gehen. Aber Clubbing kostet nun mal was, und wenn man dazugehören will, muss einem die Anreise schon was wert sein. Und wenn man gefragt wird, wo man dazugehören will, ist die Antwort einfach: zur Seitenblickgesellschaft . Auf Wikipedia gibt es übrigens eine tolle Erklärung, hier der Wikipedia-Link zum Nachlesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Seitenblicke .
Dazugehören. Ja, doch, ein schönes Gefühl, gibt es nicht oft.
Der Taxifahrer sieht nett aus. Sein Gesicht ist alt, seine Hände verraten, dass er diesen Job noch nicht sehr lange macht und ich bin verwundert, dass er kein Ausländer ist. Er hat große Brille ngläser auf seiner Nase sitzen und drived den Kasten gemütlich durch die Stadt.
Ich freue mich auf die Disco. Nicht jeder darf sich als Wellenbrecher dieses neuen Clubtempels bezeichnen, da muss man schon wen kennen. Über Beziehungen läuft einfach alles. Vielleicht hat Claudia auch nur einen guten Deal abgeschlossen und zum Dank wurde sie eingeladen, wie auch immer. Kiffer-Freunde-Beziehungen, da mische ich mich nicht ein; Drogen sind in jeder Szene willkommen. Habe im Internet gehört, dass sie noch Gogo-Tänzer suchen, der Verschleiß an Frischfleisch ist in Graz enorm, wird in anderen Städten nicht anders sein, glaub ich jetzt einf ach einmal. Ein gehobener
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