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Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Titel: Kabbala-Box (2 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Regner
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Polytechn ikum eher ein Auffangbecken für minderbegabte Schüler darstellen soll. Das wollen Eltern, die ja in pädagogischer Hinsicht handeln und ihren Sprösslingen jede Chance bieten wollen, nicht hinnehmen. So entstand der Sturm auf die Höheren Schulen, um die Brut zu unterrichten, sie zu quälen und zu drangsalieren – egal ob sie es schaffen oder nicht. Es macht sich im Lebenslauf einfach besser, wenn man eine AHS, eine HAK oder sonst was Absonderliches wie ein BORG oder gar eine HTL besucht hat; die ganz Schlauen unter uns besuchen eine HLW. In Österreich ist die Schullandschaft eine einzige bunte Wiese, mit vielen Blümchen und Bienchen, die alle ihren Nektar von einer Blume zur nächsten transportieren, nur um überall wenigstens einmal dabei gewesen zu sein.
      Die Gedanken purzeln aus meinem verdammten Hirn, sie schlagen Rad und driften senkrecht in irgendwelche Schluchten und Kanäle ab, dort wo Regen gespeist wird.
      Großvater, kannst du net owakommen auf an schnell’n Kaffee / Großvater, i möcht dir so viel sag’n, was i erst jetzt versteh’ / Großvater, du warst mein erster Freund und das vergess i nie / Großvater …
      Ich mag STS, kommt mir gerade in den Sinn und ich frage mich auch, ob das Schulsystem in Österreich versagt hat. Wenn ich ehrlich bin, glaube ich das nicht. Es wird zwar allerorts davon gesprochen, dass die Lehrer scheiße sind (manche sind sie es auch), es wird davon gesprochen, dass die Schüler schuld sind, weil sie nicht lernen wollen (stimmt ja auch) und es wird dem Staat die Schuld gegeben, weil er es verabsäumt hat, die Schule zu reformieren (stimmt ja auch wieder). Aber was nicht stimmt, ist, dass Schüler nicht lernen können. Sie haben nur keine Zeit mehr d afür. Weil andere außerschulische (überlebenswichtige) Fächer gefragter sind! ZB.: Wie kriege ich einen Job? Wie befriedige ich meine Freundin richtig, damit sie endlich aufhört den Namen meines besten Freundes zu rufen, wenn ich in ihr drinnen bin? Wann wird Österreich endlich wieder ein WM-Spiel gewinnen? Was bringt es mir, wenn ich in Deutsch super gut bin, aber mein türkischer, er nicht mal einen geraden Satz sprechen kann, vom Staat Kohle ohne Ende in den Arsch geschoben bekommt? Fragen über Fragen und niemand traut sich darüber zu sprechen!
      So, jetzt nicht an den Arzt denken, nur dann, wenn ich schreibe, dann lass ich den Schmerz schriftlich los. Ich schreibe mir die Scheiße buc hstäblich von der Seele, es muss einen Weg geben, aus diesem Strudel herauszukommen. Und dieser Strudel ist wie ein Ritual geworden, aus dessen Kreisen ich nicht hinauskomme, und ich komme immer wieder an den einen Punkt in meinem Leben an, der sagt: Es war doch mal Liebe zum Arzt vorhanden? – Wo ist diese jetzt?
      STS meint dazu: Du warst kein Übermensch, hast auch nie so ’tan, grad deswegen war da i rgendwie a Kraft / Und durch die Art, wie du dein Leben g’lebt hast, hab i a Ahnung ’kriegt, wie man’s vielleicht schafft / Dein Grundsatz war, z’erst überleg’n, a Meinung hab’n, dahinterstehn / Niemals Gewalt, alles bereden / Aber auch ka Angst vor irgendwem …
      Und ich denke mir, wie sooft in meinem Leben, dass sehr viel Wahres in der Musik steckt, oder in einer Situation, in der man völlig klar sein Leben reflektiert. Ich bin begeistert und sage „Da nke“ zu STS für diesen schönen Text. Ein letztes Mal höre ich ihn, bevor ich aussteige und die 20 Euro dem Taxifahrer überreiche:
      Großvater, kannst du net owakommen auf an schnell’n Kaffee / Großv ater, i möcht dir so viel sag’n, was i erst jetzt versteh’ / Großvater, du warst mein erster Freund und das vergess i nie / Großvater.
     
    Ein großer Betonkomplex mitten im Grünen tut sich vor mir auf, wo nur Fitnesscenter und hohe Bürogebäude stehen. Ich höre die brummenden Bässe, ich werde ganz geil auf die Musik, auf die scharfen Männer. Ficken. Ich will ficken. Langsam schleiche ich mich über den großen Parkplatz. Werbesäulen links und rechts neben mir. Ich habe den Taxifahrer gebeten, dass er mich nicht ganz zur Eingangstür der Disco bringt. Bevor ich da reingehe, möchte ich noch eine Zigarette rauchen. Das tue ich auch. Ich ziehe behutsam an meinem Glimmstängel und gehe in die Hocke. Who the fuck is Kim Kardashian? Diese Frau stiert mir auf jedem großen Werbeplakat entgegen; dichtes Haar bedeckt gut zwei Drittel des Werbeplakates. Für was wirbt sie? Ich suche das Plakat, neugierig und bestaunend, nach

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