Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
benutzten mich und ließen mich dann fallen.
Dann war da noch Christoph aus der Nazi-Gruppe, ein Schmuckstück sondergleichen: groß, blond und blauäugig. Ein echtes Sammlerobjekt der Begierde von koitaler Anusspiele. Meine Fresse, man sollte meinen, die Leute würden das entweder von vornherein beichten oder ganz geheim halten, statt es dann beim Frühstück auf den Tisch zu knallen: Christoph war HIV-positiv. Ein Schock am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen. Mein nachfolgender AIDS-Test war zwar negativ, aber das Ergebnis war: Drei Monate hatte ich keinen Sex, weil ich einen Schockzustand zu verarbeiten hatte.
Paul von der Nerd-Gruppe war da schon ein wenig einfühlsamer in seinen Praktiken zum Wo hle der Menschheit. Diese Clique hatte nur eines im Sinn: die Wissenschaft. So war ich das Versuchsobjekt mehrerer Anläufe, um die Schussgeschwindigkeit von Sperma in der Häufigkeit multipler Orgasmen zu untersuchen.
Nix da, ich bin auf Solo-Mission.
Auf eine blauäugige-unschuldige Art sagt der junge Mann, der verzweifelt versucht ein paar Bar tstoppeln auf seinem aalglatten Gesicht zu züchten: „Hi, ich bin der Leon.“ Er klingt, als ob er ein Berliner wäre.
Das junge Gesicht blickt mich erwartungsvoll an. Er hat die Ausstrahlung eines jungen Typen, der seine Freizeit auf Model-Wettbewerben verbringt und einmal (wahrscheinlich mit 14 Jahren) in die Ukraine verfrachtet worden ist, wo man ihn im Fließbandverfahren Drogen und Hirne rweichende Mittel verabreicht hat, um ihn vögeln zu können.
Bin ich auf Solo-Mission?
Nix da! Ich sage ihm, dass ich Klaus heiße, dabei will ich ihm gar nicht meinen Namen sagen, aber es ist einfach so aus mir herausgekommen, wie beim Abspritzen, es kommt einfach. Leon lächelt noch immer.
„Ich freue mich, dich kennen zu lernen“, sage ich ihm und jetzt strahlt er. Er fragt, warum ich ihn ausgesucht habe. Mein Gott (da, schon wieder, ich muss mir eingestehen, dass es NICHT mein Gott ist, da er für alle da ist). Ich weiß nicht, warum ich ihn ausgesucht habe, wahrscheinlich weil er so nett lächelt. Das sage ich ihm auch. Jetzt hat er einen ganz friedlichen Gesichtsausdruck aufgesetzt, so als ob er noch nie ein Kompliment bekommen hätte. Dabei weiß ich, dass ein nettes und aufgeschlossenes Männerlächeln (ohne einen Ton von sich zu geben) viele Schwule anturnt. Ich kenne mich da aus, ich bin schon lange schwul, obwohl ich noch nicht alt bin!
Leon fragt, ob er mich noch auf etwas einladen darf. Ich spüre, dass die Pille wirkt, nach den ersten Anzeichnen zufolge, ist es eine Ecstasy gewesen, die ich geschluckt habe und ich sage ihm, dass ich die Ei nladung gerne annehme. Zusammen gehen wir in die erste Bar.
Auch sie ist homostylisch codiert. Überall hängen Plastikschwänze, große und kle ine, aber meist sind es große, die herabhängen. Ein Fernseher, der einen klassischen Porno zeigt, ist eingeschaltet. Viel Oralverkehr und Penetration. Ich verstehe, dies hier ist für die Männer dekoriert worden und die zweite Bar ist für Frauen (Lesben) gedacht. Jetzt verstehe ich auch, warum die zweite Bar, so ein komisches, ovales Tor als Eingang hat, es war eine Muschi. Muschiland! Egal. Hauptsache die Randgruppe ist (irgendwie) vereint. Aber mit Randgruppe meine ich jetzt nicht die Homos, sondern die verheirateten Männer und die, die sich diese sexuelle Richtung nicht eingestehen können (oder dürfen), weil sie einer bestimmen Religion angehören oder weil die Erziehung es nicht erlaubt. Schwule und Lesben sind ja soooooo schlecht und unrein. Egal.
Ich bestelle mir einen Eristoff Ice, ich liebe diese Alkopops. Man soll ja keine Werbung m achen, aber ich versteh echt nicht, wie man davon betrunken werden kann. Außer man hat wie ich eine Ecstasy intus, dann geht das schon. Ich betrachte ein paar Leute, einige Urgesteine unter ihnen kenne ich und ich sehe mich schon von einer unappetitlichen Affäre zur nächsten stolpern, um dann im Endeffekt abartig fett zu werden (weil einsam und allein), da es niemanden mehr interessiert wie ich aussehe (gutes Aussehen geht verloren) und Geschwülste in mir wuchern von dem Ausmaß einer Kanonenkugel (Krebs). Die Endstation ist dann ein Krankenhaus voller debiler und seniler alter Leute, die nach Urin und süßem Kohl riechen und mitten in der Nacht Weinkrämpfe bekommen.
Leon redet etwas und ich versuche ihm zuzuhören. Sein Körper ist mager, seine E rscheinung aufgemotzt. Körpertuning vom
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