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Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Titel: Kabbala-Box (2 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Regner
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durcheinander gebracht, was nicht so toll ist. Auch zehrt das lange Aufbleiben am Körper und an der Energie, die man sonst tagsüber benötigt.
      Raus aus der Disco. Es wird Zeit, die Zeit zu streifen. Die Tür lässt sich schwer öffnen, ein Tü rsteher hilft mir und ich lasse die krachenden Bässe und musikalischen, sprachlichen Einlagen des DJs hinter mir zurück. Augen starren mich an, oder kommt es mir nur so vor? Egal, ein Star wollte ich schon immer werden. Und der Gedanke, dass ich mit meiner Zunge an den Toilettenrand entlanggefahren bin, kommt mir wieder. Toller Star , denke ich mir sehr laut in meinem Hirn. Menschenmassen verstummen in den Ecken, wackelnde Gesichter und Körper neigen sich zu schnellen Bässen, Blicke schweifen über den Boden und suggerieren Untertänigkeit. Alkohol fließt in Strömen, in ganzen Sturzbächen.
      In der Vorhalle normalisiert sich mein Gehörgang. Ich berühre zaghaft das Tor zum Musch iland und als ich hindurch sehe, sehe ich auf einer Bar eine nackte Frau; sie lässt sich ihre Muschi berühren, einfach so, von allen Frauen, die dort eine Muschi berühren wollen. Es regt sich etwas in mir. Nein, hetero werde ich wohl kaum werden, aber dieser Eingang zur Lustregion einer Frau, hat für mich etwas Faszinierendes, vielleicht immer schon gehabt. Ich streichle mit meinen Fingern nochmals über das große Muschitor und gehe. Ein paar nette lesbische Mädchen lächeln mich an. Ich lächle sie auch an und denke mir, wie schön es doch sein muss, eine Muschi zu haben. So weich, fleischig und süß.
      Ich gehe nach draußen und atme plötzlich ganz stoßweise wieder ein und aus (wie Mopsi, wenn er wieder einen Anfall von Schnappatmung hat), die frische Luft tut gut. Meine Haut ist feucht, ein seichter Wind erhascht sie. Wohltuend berührt er mich und K im Kardashian blickt mich wieder sorgenvoll und erregt zugleich an, dabei flattert und weht ihr Haar im abendlichen Wind auf und ab. Das Bild kommt einer Sirene gleich. Ich sehe mir das Leinwandgemälde genauer an, betrachte diese gephotoshopte Nahaufnahme, die einen Menschen mit wächserner Haut zeigt und werde mit einem grotesk verzerrten Gesicht konfrontiert. Lauter Wucherungen und Pigmentstörungen sind zu sehen, das Plakat sieht gesprenkelt aus. Ich versuche eine Headline oder eine Aufschrift zu finden, die mir sagt, für was sie Werbung macht. Für Leute mit Hautkrebs? Pigmentstörungen, Hautirritationen, Wucherungen auf den Wangen und Hals – „Kim, du hast Hautkrebs!“ –, die zu fetten Melanomen heranwachsen werden.
      Jetzt sieht sie aus wie ein weiblicher Ork aus Herr der Ringe .
    Ich krame in meiner Hosentasche, finde ganze 10 Euro und jauchze in die Höhe, denn eine Mi tfahrgelegenheit bis nachhause werde ich wohl kaum finden. Schnell ist die Lage abgecheckt, drehe mich, aber niemand ist da, den ich bezirzen könnte. So ist es, wenn man auf sich alleine gestellt ist. Ein eigenartiges Gefühl, hat aber etwas Männliches. Ein Taxi wird von mir angehalten, ich steige ein und sage ihm, dass ich in die Nähe der Moserhofgasse gebracht werden möchte. Ich gebe ihm den Schein und füge hinzu, dass ich nur 10 Euro dabei hätte. Er fährt los. Wackelnde Augen, das Gesicht und die Mimik zeigen seine Abneigung mir gegenüber.
      Im Taxi ist es etwas Wärmer. Es ist ja auch erst Mai. Die Ecstasy wirkt noch immer, ich spüre meine Pumpe rasen und die wenigen klaren Gedanken, die ich jetzt in diesem Zustand noch fa ssen kann, verpuffen und verblassen so schnell, dass ich sie nicht zu fassen bekomme. Egal. Einfach weiterdenken oder weiter denken als zuvor.
      Im Radio wird Gaby Albrecht mit ihrem Hit Bis wir uns wieder sehen angekündigt (Youtube-Video: http://www.youtube.com/watch?v=KnqHK8M2deo). Es muss Radio Steiermark sein; ich präsentiere dem Taxler mein Abneigungsgesicht. Der Taxler ärgert sich und fragt, ob ich ein Problem mit dem Sender hätte. Ich sage „nein“ und merke, dass es der gleiche Taxler ist, der mich zur Disco gebracht hat. Und mir fällt jetzt erst auf, dass er ein Österreicher zu sein scheint. Ich sage ihm das und er lächelt ein wenig; ihm geht es wohl gleich wie mir, dass nur dann patriotische Gedanken entstehen, bei einer Flasche österreichischen Weins.
      Abschied – ist wie ein Schatten /der sich auf das Leben legt / Tränen in deinen Augen / so viel was dein Herz bewegt / Aber jeder Abschied kann ein Anfang sein / jede Hoffnung ein Gebet / Und auf Regen folgt auch wieder Sonne nschein /

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