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Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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brauchen?«
    »Warum denn das? Ich fasse diese Uhr
niemals an, außer vielleicht, um sie abzuwischen, wenn mich die Putzwut packt.«
    Die Köchin wußte, wer die beiden Männer
waren, oder glaubte es jedenfalls zu wissen; sie war daher mehr als bereit,
ihnen alles zu erzählen, was sie hören wollten. Es stellte sich jedoch bald
heraus, daß sie nicht allzuviel mitzuteilen hatte. Das Paar im dritten Stock
sei wie andere hohe Tiere auch nach Palm Beach gereist und werde erst nach
Ostern zurückerwartet. Sie persönlich habe keine Ahnung vom Sturz des armen Mr.
Kelling gehabt, bis Mary mit der Nachricht hereingestürmt sei, unten
transportiere ein Krankenwagen gerade Mr. Kelling ins Hospital, und Mr. Kelling
gebe schreckliche Flüche von sich, was man dem Ärmsten natürlich nicht
verdenken könne.
    »Aber meine Gnädigste wollte ihren Tee
wie immer pünktlich um fünf Uhr, und ich war gerade dabei, ein Hühnchen zu
entbeinen, also konnte ich nicht mal hin, um zu sehen, wie sie ihn
fortbrachten«, klagte die Köchin.
    Die Gnädigste sei der Überzeugung
gewesen, Mr. Kelling sei durch höhere Gewalt für seinen zügellosen, gottlosen
Lebenswandel bestraft worden.
    Die Köchin und Mary hingegen hielten
Mr. Kelling jedoch für einen liebenswürdigen Herrn, der sich ihnen gegenüber
stets freundlich und höflich zeige, wenn sie ihm zufällig begegneten, was
leider nicht sehr oft der Fall sei, da die Gnädigste noch der alten Schule
angehöre und die Ansicht vertrete, das Dienstpersonal habe die Hintertreppe zu
benutzen.
    Man stelle sich vor, genau heute abend
habe Mary den ganzen Weg allein durch den Hinterhof und um den gesamten
Häuserblock herum laufen müssen, um in das Taxi zu steigen, das unten vor dem
Haus am Straßenrand wartete, während die Gnädigste natürlich den Aufzug
genommen habe. Aber bei ihrer Rückkehr würde Mary höchstwahrscheinlich
ausnahmsweise die Vordertreppe benutzen dürfen, weil es schon spät sein würde
und gute Dienstmädchen schwer zu bekommen seien.
    »Benutzt Ihre Arbeitgeberin jemals die
Treppe?« fragte Max.
    »Meine Gnädigste? Nicht daß ich wüßte.
Wenn der Aufzug feststeckt, müssen Mary oder ich immer nach unten und ihn zu
ihr raufschicken. Möchten Sie vielleicht noch ein Stückchen Kuchen?«
    »Nein, vielen Dank. Ich fürchte, wir
müssen uns allmählich verabschieden. Egbert hier muß noch ein paar Sachen
heraussuchen, die meine Frau morgen früh zu Mr. Kelling mitnehmen kann.«
    »Meinen Sie, er würde sich auch über
ein Stück Kuchen freuen?«
    »Nur wenn Sie eine Flasche Whiskey hineingebacken
haben«, meinte Egbert trocken, worauf man sich freundlich verabschiedete und
sich zurückzog.
    Als sie die Treppe heruntergingen,
erkundigte sich Egbert: »Was soll ich denn für Mrs. Sarah heraussuchen?«
    »Eigentlich überhaupt nichts«, klärte
Max ihn auf. »Ich dachte mir nur, es sei besser zu verschwinden, ehe die
Gnädigste wieder eintrudelt und wir uns klammheimlich über die Hintertreppe
davonschleichen müssen. Was Sie mir allerdings wirklich geben müssen, ist ein
Foto von diesem Kabeljau. Jem sagte, er würde mir eins zeigen. Wissen Sie
vielleicht zufällig, wo er die Bilder aufbewahrt?«
    »Nichts leichter als das, Mr. Max. Mr.
Jem hat ein ganzes Album davon, von dem Tag an, als er bei den Brüdern des
Geselligen Kabeljaus aufgenommen wurde. Es gehört zu seinen wertvollsten
Schätzen, abgesehen von der Schwanzfeder von Ann Corios Taube und der Troddel
von Sally Keiths — eh — Kostüm.«
    »Jem weiß wirklich, worauf es ankommt
im Leben. Wo ist denn das Album?«
    Die Bewohner Neuenglands sind
bekanntlich berüchtigt wegen ihrer Schwäche für Fotoalben, und auch Egbert war
begeistert, Jems Schätze vorführen zu dürfen, um so mehr, da sein Gast
erfreulich viel Interesse an den Tag legte. Nachdem Max sich die Bilder
sorgfältig angesehen hatte, löste er zwei Fotos aus dem Album: eine
Gruppenaufnahme neueren Datums und eine Nahaufnahme von Jem, auf der die Große
Kette dekorativ seine stattliche Leibesfülle zierte.
    »Diese beiden würde ich gern
mitnehmen.«
    Egbert zeigte sich aufs höchste
beunruhigt. »Mr. Max, wenn irgend etwas diesen Fotos zustößt, bekommt Mr. Jem
einen Schlag.«
    »Ich werde sie hüten wie meinen
Augapfel. Wo ist seine Einladung zur Tolbathy-Party?«
    »Es ist eine Fahrkarte. Mr. Tolbathy
hat sie eigens zu diesem Zweck drucken lassen. Für eine Zugfahrt benötigt man schließlich
eine Fahrkarte, nicht wahr? Einen Moment, ich hole

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