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Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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war das?«
    »Irgendwann vorige Woche, glaube ich.
Den genauen Tag habe ich vergessen.«
    »Und bist du hingegangen?«
    »Nein«, gestand Jem. »Das habe ich auch
vergessen. Verdammt, der Mensch hat ja schließlich wichtigere Dinge im Kopf!«
    »Aber woher soll die Person, die
angerufen hat, dich dann gekannt haben?«
    Jem stülpte seine Unterlippe in echter
Churchill-Manier vor und dachte nach. »Gute Frage. Ich muß wohl angenommen
haben, daß ich meine Nummer angegeben habe, als ich dort anrief. Zuerst war ich
ja mit der Vorbereitung der Scrooge-Feier beschäftigt, und später ging mir der
verlorene Kabeljau nicht mehr aus dem Kopf. An den Schwoof bei den Tolbathys
habe ich gar nicht mehr gedacht. Als dann dieser Kerl anrief, war ich so froh,
daß mich jemand daran erinnerte, daß ich einfach meinen Mantel gepackt habe und
losgerannt bin. Ich dachte, es sei besser, den Backenbart auf der Stelle zu
holen, ehe ich es wieder vergesse und am Ende nichts als mein nacktes Gesicht
auf der Party vorzuweisen habe. Willst du sonst noch was wissen?«
    »Ja. Warum mußte es ausgerechnet ein
Dundreary-Backenbart sein? Ich dachte immer, Jay Gould hätte einen
Walroßschneuzer gehabt.«
    »Na und? Jeder verfluchte Kerl auf der
Party wird einen Walroßschneuzer tragen. Phantasieloser Haufen Schwachköpfe.
Meine Überlegung war, daß Jay Gould einen Dundreary-Bart und keinen Schnauzbart
gehabt hätte, wenn er einen Sinn für Eleganz und Savoir faire gehabt
hätte. Ich wollte eine idealisierte Version von Jay Gould darstellen. Ein
erhebender Gedanke, und das habe ich jetzt davon! Ich muß unbedingt daran
denken, das Mabel unter die Nase zu reiben, wenn sie mir das nächste Mal wieder
vorjammert, ich soll ein anständigeres und gesitteteres Leben führen. Um Gottes
willen, Sarah, du hast doch hoffentlich Cousine Mabel nicht erzählt, daß ich im
Krankenhaus liege? Oder etwa Appie? Falls Appie es erfährt, kommt sie bestimmt
jeden Morgen um sechs Uhr her und versucht, mich mit Porridge vollzustopfen.«
    »Du kannst vollkommen beruhigt sein,
Onkel Jem. Du weißt doch genau, daß Cousine Mabel über die Feiertage immer in
Urlaub fährt, damit sie ihren Verwandten keine Geschenke machen muß. Und Tante
Appie ist oben in Vermont bei ihrem Sohn Lionel und richtet mit ihm eine
Skihütte ein. Lionel hielt es für eine wunderbare Idee, wenn sie seine Frau und
die Kinder damit zu Weihnachten überraschen würde. Er ist wirklich äußerst
hilfsbereit, wenn es darum geht, Wege und Möglichkeiten zu finden, wie Appie
all das Geld, das sie geerbt hat, schnell wieder loswerden kann, damit er
später keine Erbschaftssteuer zu zahlen braucht. Ich nehme allerdings an, daß
Cousine Theonia heute noch vorbeikommen wird, um deine fiebernde Stirn zu
kühlen, aber ich weiß, wie sehr du das genießen wirst.«
    »Ah, wie recht du hast. Wenn ich daran
denke, was aus uns hätte werden können.« Jem gab sich dem Gedanken an die
üppige Schönheit von Cousine Theonia, welche Cousin Brooks ihm mit seinen Heldentaten
und exotischen Vogelstimmen vor der Nase weggefreit hatte, ungefähr drei
Sekunden hin. Dann zuckte er zusammen, verfluchte seine Hüfte und sank wieder
in die Kissen zurück.
    »Sorg dafür, daß ich schnellstens ein
Telefon bekomme. Irgend jemand muß Marcia Whet anrufen und ihr schonend
beibringen, daß ich sie heute abend nicht begleiten kann, verflixt. Die
bedauernswerte Frau. Jetzt wird sie wahrscheinlich mit dem alten Wripp
vorliebnehmen müssen.«
    »Das ist nicht gesagt«, meinte Max.
»Ich bin bereit, höchstpersönlich in die Bresche zu springen. Schau mich nicht
so entrüstet an, Sarah. Du lieber Himmel, ich kenne die Frau doch nicht einmal.
Wahrscheinlich werde ich einen entsetzlichen Abend verbringen.«
    »Ganz im Gegenteil«, versicherte ihm
Jem ohne jegliches Taktgefühl. »Marcia ist ein tolles Mädchen. Respektabel und
anständig und so weiter, aber immer bereit für einen kleinen — oh, schon gut,
Sarah. Ich wollte Max nur ein bißchen in Stimmung bringen.«
    »Um die Stimmung von Max kümmere ich
mich schon selbst, vielen Dank. Ruh dich lieber aus, und laß die Finger von den
Krankenschwestern. Egbert wird auch gleich kommen, nehme ich an.«
    »Das sollte er verdammt noch mal auch.
Ich will endlich rasiert werden.«
    Jeremy Kelling schenkte dem
Plastikzwerg noch einen unfreundlichen Blick und schloß dann in frommer Resignation
die Augen. »Sei lieb zu ihr, Max. Trotz ihrer Fehler mag ich sie nämlich immer
noch.«
    Seine

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