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Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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sie.«
    Egbert nahm einen Papierstreifen von
Jems Anrichte. »Meinen Sie, die Karte hat irgendwie mit der Sache zu tun?«
    »Wer weiß. Jedenfalls wird Jem die
Fahrkarte sowieso nicht benutzen. Warum sollen wir sie also verfallen lassen?
Schlafen Sie gut, Egbert. Und bleiben Sie von der Treppe weg. Eine gebrochene
Hüfte in der Familie ist genug.«
    Sogar mehr als genug, wie Sarah und Max
am nächsten Morgen feststellen mußten, als sie ihren gefallenen Verwandten
besuchten. Max hatte eigentlich keine Zeit für einen Krankenhausbesuch, doch
angebliche Unfälle, die auf gewachste Stufen zurückzuführen waren,
Stromausfälle, die nur auf der ersten Etage stattfanden, die Etage darüber
jedoch verschont ließen, und dringende Telefonanrufe, die das zukünftige Opfer
veranlaßten, aus seiner Wohnung zu eilen, um etwas zu tun, was es sonst
unterlassen hätte, machten ihn verständlicherweise mißtrauisch.
    Sie fanden Jem im Bett sitzend,
gestützt von Kissen und lautstark nach Brandy verlangend. Eine aufgebrachte
Krankenschwester schlug ihm daraufhin vor, doch den Desinfektionsalkohol vom
Thermometer abzulecken. Sarah bemerkte bei dieser Gelegenheit, daß die
Krankenschwester sich weit außer Kneifweite hielt. Sie selbst näherte sich
mutig dem Bett. Das Zwicken von Nichten, wie verführerisch sie auch gebaut sein
mochten, gehörte nämlich nicht zu Jeremy Kellings Vorstellung von wirklichem
Vergnügen.
    »Halt endlich den Mund, du alter
Satyr«, ermahnte sie ihn liebevoll. »Ich habe dir einen Eggnog mitgebracht,
obwohl du ihn eigentlich gar nicht verdienst. Hast du auch dein Frühstück schön
aufgegessen?«
    »Pfui Spinne! Die sind in aller
Herrgottsfrühe hier reingeschneit und wollten mich mit Porridge vollstopfen.
Natürlich habe ich keinen Löffel davon angerührt. Glaubst du etwa, ich krieche
in meinem Alter noch zu Kreuze, bloß weil es irgendwelchen Weibsbildern in den
Kram paßt? Was wollt ihr beide überhaupt bei mir zu nachtschlafener Zeit?«
    »Es ist bereits halb elf, und Max hat
vor, für dich Detektiv zu spielen.«
    »Oh. Das wird auch langsam Zeit. Wo zum
Teufel also ist mein Kabeljau?«
    Jem knurrte giftig einen kleinen
Plastikzwerg an, den ihm irgendein Möchtegern-Weihnachtsengel auf den
Nachttisch gestellt hatte, und kippte den Eggnog hinunter. Durch diesen Genuß
ein wenig besänftigt, erlaubte er Max sogar, ihn über den vermeintlichen Unfall
auf der Treppe auszuquetschen.
    Was die Ereignisse betraf, die diesem
Unfall vorausgegangen waren, stimmte Jems Bericht mit den Angaben Egberts
überein. Aber er hatte offenbar nicht gemerkt, daß er auf Wachs ausgerutscht
war. Er konnte sich nur noch erinnern, daß ihm die Füße unter dem Körper
weggerutscht waren und er sich am Fuß der Treppe mit zerschundener Kehrseite
wiedergefunden hatte. Es war zwar völlig abwegig, Max Bittersohn für den
Vorfall verantwortlich zu machen, aber man konnte Jem ansehen, daß er genau das
am liebsten getan hätte.
    Max ließ sich jedoch nicht
einschüchtern. »Was den falschen Backenbart betrifft, hast du irgendeinem
Menschen außer Egbert erzählt, daß du ihn bei Fuzzleys’ bestellt hattest?«
    »Wo zum Teufel hätte ich ihn denn sonst
herkriegen sollen?«
    »Jack’s
Scherzartikel?«
    »Pah! Ich wollte einen Backenbart, der
Klasse hat und vornehm aussieht, keinen gottverdammten Groucho-Marx-Schneuzer
mit einer Pappnase dran. Bei Jack’s bekommt
man nichts, das Klasse hat oder vornehm aussieht. Höchstens Plastikkotze und
Furzkissen. Was nicht bedeuten soll, daß ich im Laufe der Jahre nicht einiges
dort erstanden hätte oder daß ich mit den Artikeln unzufrieden gewesen wäre.
Sie haben ihren Zweck immer hervorragend erfüllt.«
    »Ein Lob, daß man dort sicher sehr zu
würdigen weiß. Aber um wieder auf Fuzzleys’ zurückzukommen, hast du dort schon öfter etwas gekauft? Kennt man dich
dort?«
    »Ich würde nicht so weit gehen, zu
behaupten, daß man mich dort kennt. Teufel auch, man zieht ja schließlich nicht
jeden Tag, den Gott erschaffen hat, los und kauft sich einen falschen
Backenbart, oder?«
    »Hattest du ihn denn dort bestellt?«
    »Nicht direkt, wenn du es genau wissen
willst. Ich habe lediglich dort angerufen und mich nach einem
Dundreary-Backenbart in einem kräftigen Kastanienbraun erkundigt. Der Mann am
Telefon hat gesagt, er sei sicher, daß sie mir behilflich sein könnten, und
warum ich denn nicht einfach vorbeikommen und mir das Angebot anschauen wollte,
oder so was in der Art.«
    »Wann genau

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