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Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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können. Eine der Frauen vom
Party-Service hat mir erzählt, sie habe sie bereits gespült.«
    »Gespült? Wozu denn das?«
    »Sie sagt, das sei so üblich. Damit der
Abfall die Ratten nicht anlockt. Was ich für eine gute Idee halte, meine Frau
macht es genauso. Sie wissen ja, was Frauen von Ratten halten.«
    Der Polizeichef sagte, er wisse, was
Frauen von Ratten hielten. »Und wo ist Ihre Frau? Ist sie auch krank?«
    »Sie war gar nicht eingeladen. Ich
übrigens auch nicht. Ich vertrete nur meinen Onkel, der leider verhindert ist.
Darüber wollte ich eigentlich auch noch mit Ihnen sprechen.«
    Max erzählte ihm seine Geschichte, doch
der Polizeichef schien nicht besonders überzeugt.
    »Ich glaube, Sie machen da eine Menge
Wirbel um nichts, wenn Sie mir meine Offenheit verzeihen, Mr. Bittersohn. Das
dürfen Sie natürlich nicht ganz wörtlich nehmen, aber ich bin der Ansicht, daß
wir es hier mit zwei völlig unabhängigen Vorfällen zu tun haben. Wie Sie den
Club beschreiben, dem Ihr Onkel und Mr. Tolbathy angehören, handelt es sich
offenbar lediglich um ein paar alte Knaben, die ab und an zusammenkommen, um
ein bißchen Spaß zu haben. Habe ich recht, Mr. Tolbathy?«
    »So ist es«, stimmte Tom zu.
    »Nun ja, selbstverständlich spielt man
sich in solch geselliger Runde hin und wieder einen harmlosen Streich. Aber Sie
wollen mir erzählen, das Ganze wäre eine große Sache: Erst fällt Ihr Onkel und
bricht sich die Hüfte, weil jemand Bohnerwachs auf eine Treppe geschmiert hat,
die er sonst nie benutzt, und vorher hat jemand angerufen und ihm mitgeteilt,
er könne seinen falschen Backenbart abholen. Ich könnte mir noch vorstellen,
daß einer seiner Freunde aus dem Club ihn anruft und ihm diesen Streich mit dem
falschen Bart spielt, aber der Rest Ihrer Geschichte klingt mir wirklich an den
Haaren herbeigezogen.«
    Der Polizeichef war offenbar mit seiner
Interpretation der Ereignisse recht zufrieden. »Meiner Meinung nach hatte der
Hausmeister die plötzliche Eingebung, das Treppenhaus mal wieder auf Hochglanz
zu bringen. Oder vielleicht hat der Hausbesitzer es ihm auch aufgetragen. Also
hat er ein bißchen Bohnerwachs auf die Stufen verteilt, damit sie mehr glänzen,
wissen Sie. Er hat sich dabei nicht besonders angestrengt, weil er wußte, daß
sowieso niemand die Treppe benutzt. Sie sagten ja selbst eben, daß alle den
Aufzug nehmen, mit Ausnahme dieser beiden Dienstboten aus dem zweiten Stock,
und die müssen über die Hintertreppe, zählen also ebenfalls nicht.«
    »Aber Jeremy Kellings Kammerdiener hat
den Hausmeister gefragt, und der behauptet, er habe die Stufen überhaupt nicht
angerührt.«
    »Was bleibt ihm auch sonst übrig? Er
hat offenbar keine Lust, sich den Unfall anhängen zu lassen. Hätten Sie doch
bestimmt auch nicht, oder?«
    »Ich würde jedenfalls nicht lügen.«
    »Na ja, jemand, der seinen
Lebensunterhalt damit verdient, daß er anderer Leute Mülleimer leert, verfügt
vielleicht über keine derart noble Gesinnung. Was meinen Sie, Mr. Tolbathy?«
    Mr. Tolbathy wollte nicht so weit
gehen, sich dieser Meinung anzuschließen, denn er hatte wenig Erfahrung mit
Leuten, die ihren Lebensunterhalt mit dem Leeren von Mülleimern verdienen. Doch
er war bereit, die Hypothese zu akzeptieren, denn es war höchst offensichtlich,
daß der Polizeichef auf diese Art freundlicherweise anzudeuten versuchte, daß
es sich bei Wouters Ableben wahrscheinlich ebenfalls um einen Unfall gehandelt
hatte.
    Max verstand seine Gründe. Tolbathy
hatte einen ganzen Zug voller Gäste, die gerade weggebracht wurden, weil er
ihnen angeblich vergifteten Kaviar vorgesetzt hatte, importiert von seiner
eigenen Firma. Er hatte auch ohne einen Mord schon genug am Hals. Und
Polizeichefs in noblen Vororten verdanken ihre Position schließlich nicht
zuletzt der Tatsache, daß sie über das nötige Fingerspitzengefühl im Umgang mit
den Problemen prominenter Bürger verfügen.
    »Und was ist mit dem verschwundenen
Mann, der den vergifteten Kaviar serviert hat und die silberne Kette trug, die
während der Weihnachtsfeier im Club von Mr. Kellings Hals gestohlen wurde?«
protestierte Max.
    Statt zu antworten, wandte sich der
Polizeichef erneut Tom Tolbathy zu. »Mr. Tolbathy, Sie sind selbst Mitglied
dieses Clubs. Ich nehme an, Sie haben die Kette schon viele Male gesehen.«
    »Sicher, ich habe sie sogar schon
selbst getragen. Ich war der letzte, der das Amt bekleidet hat, das Jeremy
Kelling jetzt innehat.«
    »Haben Sie die Kette, die

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