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Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Partygästen«,
informierte ihn Max. »Mr. Tolbathy erwartet mich. Er hat mich persönlich ins
Haus geschickt, um seiner Frau etwas auszurichten, und er wartet auf meine
Antwort.«
    »Da kann ja jeder kommen.«
    »Wo zum Teufel ist Tom? Sagen Sie ihm,
daß Max Bittersohn in den Zug kommen will.«
    »Mr. Tolbathy spricht gerade mit dem
Polizeichef.«
    »Fein. Mit dem möchte ich nämlich
ebenfalls reden.« Max nahm seine Brieftasche heraus und zeigte dem Mann seine
Lizenz als Privatdetektiv.
    Doch der Polizist schüttelte nur den
Kopf. »Sie sehen aber gar nicht so aus wie auf dem Foto.«
    »Meine Frau sagt auch immer, ich sei
nicht fotogen. Ach ja!« Max hatte völlig vergessen, daß er noch den falschen
Backenbart trug. Er nahm ihn ab. »Ist es so besser?«
    »Nicht viel. Sie haben das ganze
Gesicht voll Klebstoff.«
    »Mein Gott, nun machen Sie doch
endlich, wir verschwenden nur kostbare Zeit. Ich habe eine wichtige Information
für den Polizeichef.«
    »Ach ja? Und worum handelt es sich?«
    »Darüber kann ich Ihnen keine Auskunft
geben.«
    Die Reporter fingen an, Max mit Fragen
zu bombardieren. Er fuhr herum und starrte sie wütend an. Was sich allerdings
als Fehler erwies, denn mehrere Fotografen zückten sofort ihre Kameras und
fotografierten ihn — mitsamt dem Klebstoff.
    »Um Himmels willen, so beeilen Sie sich
doch«, flehte er den Polizisten an.
    »Sekunde.«
    Der Beamte wandte ihm den Rücken zu und
sagte etwas zu einem anderen Mann im Zug. Offenbar erhielt er die richtige
Antwort, denn er trat zur Seite und ließ Max hinein.
    Im Salonwagen sah es aus wie nach einer
Kneipenschlägerei. Tom Tolbathy stand mitten in dem Scherbenhaufen und sprach
mit einem Mann in einer eleganteren Uniform, welcher der hiesige Polizeichef
sein mußte. Als er Max erblickte, starrte er ihn an, als könne er sich nicht
erinnern, wen er vor sich hatte. Dann blinzelte er verwundert und nickte ihm
zu. »Oh, Max, Sie sind es. Was ist oben im Haus los? Wie geht es Hester?«
    Für taktvolle Antworten war jetzt nicht
der geeignete Zeitpunkt. »Sie läuft sich die Füße wund. Allen Gästen ist
speiübel, der Arzt vermutet, daß der Kaviar mit Arsen vergiftet war.«
    »Arsen? Das ist doch absurd. Und wieso
der Kaviar?«
    »Weil ich nichts davon gegessen habe und
mir nicht übel ist, beispielsweise. Die Frauen vom Party-Service haben
ebenfalls nichts davon angerührt, und ihnen fehlt auch nichts. Wie steht es
denn mit Ihnen? Sie sagten doch vorhin. Sie würden sich auch nicht wohl
fühlen.«
    »Das tue ich auch nicht«, gab Tolbathy
zu. »Ich fühle mich zwar nicht wirklich elend, aber ein seltsames Gefühl im
Magen habe ich auch.«
    »Haben Sie von dem Kaviar gegessen?«
    »Ich habe nur ein wenig bei Hester
probiert, mehr nicht. Mein Gott, ist Hester auch vergiftet?«
    »Als ich sie zuletzt sah, war sie
jedenfalls noch auf den Beinen.« Max hielt es für besser, Tom nicht zu
berichten, wohin sie diese Beine gerade getragen hatten.
    »Was sagen Sie da?« mischte sich der
Polizeichef ein. »Woher stammte der Kaviar?«
    »Der war ganz bestimmt einwandfrei«,
beharrte Tolbathy. »Es war bester Beluga, eigens nach meinen persönlichen
Anordnungen konserviert, und zwar von einem Lieferanten, mit dem wir bereits
zusammengearbeitet haben, als mein Großvater noch lebte. Die Büchse wurde im
Beisein von mir und allen Gästen geöffnet. Es ist völlig unmöglich, daß sich
jemand daran zu schaffen gemacht haben kann.«
    »Sie meinen, nachdem sie die
Konservenfabrik verlassen hatte.«
    »Nun ja, das habe ich wohl gemeint.
Aber ich bin ganz sicher.« Tolbathy schüttelte den Kopf. »Nein, das ist einfach
unmöglich.«
    »Meinen Sie? Sie lesen doch Zeitung,
Mr. Tolbathy, oder etwa nicht? Und sehen sich die Nachrichten im Fernsehen an?«
    »Ja natürlich, aber -«
    »Dann müssen Sie doch wissen, daß so
etwas hier bei uns schon passiert ist, oder? Irgendein Wahnsinniger vergiftet
Arzneikapseln mit Cyanid, bevor sie in den Handel kommen, oder Gläser mit
Eingemachtem in den Ladenregalen. Was veranlaßt Sie zu der Annahme, daß es
solche Irren nur in Amerika gibt? Ist von diesem Kaviar noch etwas übrig?«
    »Das bezweifle ich«, erwiderte
Tolbathy. »Für gewöhnlich gibt es keine Reste. Meine Gäste wissen, daß ich
ihnen nur das Beste anbiete.«
    »Hm. Und was ist mit der Büchse?«
    »Ich vermute, die werden Sie im
Dienstabteil beim Abfall finden«, erklärte Max. »Allerdings glaube ich kaum,
daß Sie daran noch irgendwelche Spuren feststellen

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