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Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Kolleginnen haben es gesehen. Er hat übrigens gar nicht serviert,
sondern nur die Schüsseln auf den Tafelaufsatz gestellt. Dann hat er den Kaviar
aufgemacht und ist wieder gegangen. Eine meiner Kolleginnen hat die
Cocktailhappen zubereitet, und die andere hat sie den Gästen gereicht. Doktor,
Sie wollen doch damit nicht etwa sagen, daß eine von uns dreien etwas unter die
Beilagen gemischt hat?«
    »Keineswegs. Ich versuche nur, die
mögliche Ursache für diese Epidemie hier herauszufinden, weil ich einen Bericht
für die Polizei schreiben muß und wissen will, was sich abgespielt hat. Gehe
ich recht in der Annahme, daß nicht alle Gäste die gleichen Beilagen zu ihrem
Kaviar wünschten? Einige wollten wahrscheinlich lieber Ei, andere Zwiebeln,
wieder andere von beidem etwas?«
    »Genau. Und als die Mädchen einmal mit
dem Servieren begonnen hatten, kamen auch Leute und haben sich ihre Teller nach
eigenem Geschmack zusammengestellt. Sie wissen ja, wie das ist.«
    »Ja, natürlich. Aber Kaviar haben alle
genommen, nicht wahr?«
    »Ich glaube schon. Wer will schon gern
nur passiertes Eigelb? Jedenfalls war die Schüssel leer, als wir abgeräumt
haben.«
    »Es waren überhaupt keine Reste mehr
da?«
    »Bloß ein wenig Brot und etwas Butter.
Und ein paar Scheiben Melba-Toast. Da bin ich mir ganz sicher, denn ich habe
die Schüsseln selbst ausgewaschen. Angela hat sie leer ins Dienstabteil
gebracht, und ich habe sie schnell saubergemacht, weil wir vorhatten, den Tafelaufsatz
auf dem Desserttisch weiter zu benutzen. Für frisches Obst, Pfefferminztaler,
gesalzene Nüsse, Pralinen — «
    »Schon gut, aber was ist mit der leeren
Dose?«
    »Die habe ich auch ausgespült. Das
machen wir aus Prinzip immer so. Alle leeren Behälter werden gespült. Wegen der
Ratten, wissen Sie. Habe ich irgend etwas falsch gemacht?«
    »Das konnten Sie ja schließlich nicht
ahnen«, beruhigte sie der Arzt. »Ist Ihnen an der Dose irgend etwas
Ungewöhnliches aufgefallen? War der Deckel vielleicht gewölbt oder so?«
    »Wollen Sie damit sagen, ich wäre so
dumm gewesen, den Kaviar unter diesen Umständen zu servieren?«
    »Sie hatten Gelegenheit, sich die Dose
genauer anzusehen, bevor sie geöffnet wurde?«
    »Mehr als genug. Mrs. Tolbathy hat sie
zusammen mit den Beilagen gebracht. Ich habe das Ding gesehen und meine
Kolleginnen auch. Und alle anderen im Zug ebenfalls, wo wir schon dabei sind,
weil der Sommelier die Dose hochgehalten hat, damit alle sie sehen konnten,
bevor er sie aufgemacht hat.«
    »Er hat den Kaviar im Beisein der Gäste
aufgemacht?«
    »Haargenau.«
    »Aha. Das genügt, glaube ich. In
Ordnung, vielen Dank für Ihre Hilfe. Ich muß unverzüglich wieder zurück zu
meinen Patienten. Gott weiß, wie viele es inzwischen sind. Jedenfalls ist jetzt
auch klar, warum es einigen so viel schlechter geht als anderen. Ich vermute,
das liegt an der Menge, die sie zu sich genommen haben. Diese verdammten
Russen! Wenn sie uns auf die eine Weise nicht kriegen können, dann versuchen
sie es eben auf die andere.«
    Diese Möglichkeit hatte Max noch gar
nicht in Betracht gezogen, und er hielt sie nicht für sehr wahrscheinlich.
Gerade kam eine weitere Krankenwagenarmada die Auffahrt herauf. Er ließ die
Sanitäter und Notärzte bei den Gästen zurück, die noch vor kurzer Zeit so
ausgelassen und fröhlich gewesen waren, und ging wieder zum Zug.
    Eigentlich hätte er sich denken können,
daß unterdessen eine Menschenmenge zusammengelaufen war. Naturgemäß hatte die
Kolonne aus heulenden Krankenwagen zahlreiche Schaulustige angelockt, sogar die
Presse war bereits eingetroffen. Mehrere Polizisten, die sich unter normalen
Umständen hier oben hätten nützlich machen können, waren daher gezwungen, unten
an der Straße zu bleiben, um die Auffahrt freizuhalten, damit die Opfer
ungehindert ins Krankenhaus transportiert werden konnten. Max fluchte, als er
beinahe über einen Reporter, der eine Kamera auf der Schulter trug, und eine
junge Frau, deren Gesicht er aus den Abendnachrichten kannte, stolperte. Sie
stritten sich gerade mit einem uniformierten Polizisten, der die Stufen
bewachte, die in den Salonwagen führten.
    »Aber wir sind von Channel Three!«
    »Ist mir völlig egal. Ich würde Sie
auch nicht reinlassen, wenn Sie geradewegs aus dem Garten Eden kämen«, teilte
ihnen der Polizist mit. »Ich habe strikte Anweisung, niemanden in den Zug zu
lassen. Das gilt übrigens auch für Sie, Mister«, hielt er Max auf.
    »Ich gehöre zu den

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