Kabeljau und Kaviar

dieser Mann
trug, ebenfalls als jene identifiziert, die Mr. Kelling gestohlen wurde?«
    »Nein. Wenn ich ehrlich bin, kann ich
das nicht behaupten. An der Großen Kette ist ein silberner Kabeljau befestigt,
etwa zehn Zentimeter groß, wissen Sie. Wenn ich mich recht erinnere, trug der
Mann an s e i n e r Kette einen Korkenzieher. Das hat mir wahrscheinlich
gereicht, nehme ich an, und ich habe nicht mehr hingesehen. Auf derartige Dinge
achte ich sowieso nie.«
    Der Polizeichef nickte. »Sie waren auch
nicht das einzige Clubmitglied auf der Party, oder?«
    »Ganz und gar nicht. Mein Bruder war
auch Clubmitglied, aber er kann ja leider nicht mehr befragt werden. Aber es
waren noch diverse andere Mitglieder da: Ogham, Dork, Durward, Billingsgate,
Ashbroom, Wripp. Meine Frau kann Ihnen die Gästeliste zeigen, wenn Sie wollen.«
    »Ich denke, das wird nicht nötig sein.
Worauf ich hinauswill, Mr. Tolbathy, ist die Tatsache, daß auch keines der
anderen Clubmitglieder diese Kette erkannt hat. Liege ich da richtig?«
    »Wenn sie die Kette erkannt haben
sollten, haben sie jedenfalls nichts davon gesagt.«
    »Und nun zurück zu Ihnen, Mr.
Bittersohn. Sie selbst gehören dem Club nicht an, nicht wahr?«
    »Das stimmt, aber — «
    »Sie waren auch noch nie als Gast bei
einer der Versammlungen?«
    »Wir laden niemals Gäste ein«,
antwortete Tolbathy für ihn. »Eine dumme Regel, das gebe ich zu, aber so haben
wir es immer gehalten.«
    »Und Sie treten auch niemals in der
Öffentlichkeit auf, oder so? Wie die Shriners beispielsweise.«
    »Gütiger Gott, nein!«
    »Würden Sie mir dann bitte erklären,
Mr. Bittersohn, wie Sie in der Lage waren, die Kette zu identifizieren, da doch
keines der Clubmitglieder sie erkannt hat? Wo haben Sie denn die Kette schon
einmal gesehen?«
    »Auf Fotografien, auf denen der Onkel
meiner Frau sie trägt.«
    »Ich verstehe.«
    Damit war der Fall erledigt.
Polizeichef Wieauchimmer scherte sich offenbar einen feuchten Kehricht darum,
daß Max Bittersohn ein international anerkannter Experte für silberne Ketten
und ähnliche Objekte war. Polizeichef Wieauchimmer war ausschließlich daran
interessiert, Wouters plötzlichen gewaltsamen Tod unter den Teppich zu kehren
und dafür zu sorgen, daß er dort auch blieb.
    Doch da hatte er sich gewaltig
geschnitten.

Kapitel 9
     
     
     
     
     
     
     
    »W o sollen wir Sie absetzen, Mr.
Bittersohn?«
    Es war Marge, die sich danach
erkundigte. Sie und ihre Helferinnen fuhren das unberührte Essen und den
unerwünschten Detektiv in ihrem Lieferwagen von dannen. Tom Tolbathy hatte sie,
während er sich bereits vor Magenkrämpfen krümmte, unmißverständlich wissen
lassen, daß es für keinen von ihnen auf seinem Anwesen mehr etwas zu tun gab.
Wenn man die Umstände berücksichtigte, war seine Entschuldigung noch recht
höflich ausgefallen.
    Max hatte daraufhin nichts weiter tun
können, als sich zu verabschieden, obwohl er innerlich vor Wut darüber kochte,
daß Tom bei dieser Vertuschung mitmachte. Und er hatte keine Ahnung, wo er sich
absetzen lassen sollte.
    »Ich weiß auch nicht«, teilte er Marge
mit. »Wissen Sie vielleicht irgendeinen Ort, wo ich telefonieren und warten
kann, bis meine Frau mich abholt?«
    »Na klar, kommen Sie doch einfach mit
zu unserem Laden. Von da aus können Sie anrufen und einen Bissen essen, während
Sie warten. Wir sind alle schon halb verhungert.«
    »Sind Sie sicher, daß ich Ihnen damit
keine Umstände mache? Sarah kommt aus Boston, es kann also eine ganze Weile
dauern.«
    »Das geht schon in Ordnung. Wir haben
mehr als genug im Geschäft zu tun. Erst einmal müssen wir uns um das Essen
kümmern. Wir können es ja wohl kaum einfach wegwerfen. Außerdem sind wir von
den Tolbathys viel früher als erwartet zurück, also können wir die Zeit
genausogut nutzen und Vorbereitungen für die nächsten Tage treffen. Wir haben
um die Weihnachtszeit nicht oft Gelegenheit, ein bißchen aufzuholen.
Jammerschade um die Party bei den Tolbathys. Es sind so nette Leute.«
    Max teilte die Meinung, daß die
Tolbathys nette Leute waren und daß es wirklich jammerschade um die Party war.
Jammerschade war eine gewaltige Untertreibung angesichts dessen, was geschehen
war, doch er würde sich hüten, sie darüber ins Bild zu setzen. Er lehnte sich
zurück gegen den kalten Kunststoffbezug des Sitzes und dachte über die Sorte
Menschen nach, die lieber einen Mord ignorierten, als Ärger zu riskieren,
während die drei Damen vom Party-Service