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Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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die Große
Kette?«
    »Glieder? Was soll denn das schon
wieder? Woher zum Teufel soll ich das wissen?«
    »Kannst du mir wenigstens sagen, was
darauf eingraviert ist?«
    »Honi soit qui mal y pense?«
    »Die Kette besteht aus zweiundzwanzig
Gliedern, jeweils aus massiven Silberplatten, die ungefähr fünf Zentimeter lang
und dreieinhalb Zentimeter breit sind und um abgeflachte Silberringe mit einem
Durchmesser von ungefähr vier Zentimetern gefaltet sind. Sie tragen ein eingraviertes
Motiv, das meiner Meinung nach an stilisierte Algen erinnert, mit hübschen
Verzierungen an den Rändern. Die Kette ist ein gelungenes Beispiel für echtes
Kunsthandwerk, völlig fehl am Platz bei einem Haufen von Kulturbanausen, also
komm mir bloß nicht noch mal mit irgendwelchen Haaren in anderer Leute
Nasenlöchern.«
    »Du brauchst nicht gleich eingeschnappt
zu sein, Himmel noch mal. Chacun à sa gout, und damit gut.« Jem fand
sein Wortspiel offenbar äußerst geistreich. »Ist dir denn außer der Augenfarbe
an diesem widerlichen Schurken gar nichts aufgefallen? Verflucht, deine
Beschreibung könnte auf die Hälfte meiner Clubbrüder zutreffen.«
    »Ich habe dieses Problem bereits
erwähnt, als wir angefangen haben. Warum gehen wir nicht einfach die ganze
Liste durch? Du erzählst mir soviel wie möglich über die einzelnen Kandidaten,
und ich sehe zu, was ich damit anfangen kann. Wie steht es denn eigentlich mit
Dork, da du ihn gerade erwähnt hast? Warum hat er den Niednagel am linken
Zeigefinger und nicht am rechten? Ist er Linkshänder?«
    »Nicht schlecht für den Anfang, mein
Junge. Aber natürlich liegst du völlig falsch. Dorks Niednagel befindet sich an
seiner linken Hand, weil er Gärtner ist. Er hat ein Gewächshaus, das ungefähr
so groß ist wie das Harvard-Stadion, und dort widmet er sich seinen Pflanzen.
Mit seinem linken Zeigefinger bohrt er Löcher in die Blumenerde und steckt dann
mit der rechten Hand die Sämlinge rein. Verteufelt monotone Angelegenheit, wenn
man ihm dabei zusieht, das kann ich dir aus leidvoller Erfahrung versichern.
Falls du planst, Dork näher zu überprüfen, solltest du verflucht auf der Hut
sein. Ehe du dich versiehst, hat er dich nämlich schon in die Ecke gedrängt und
hält dir einen ellenlangen Vortrag über seinen Komposthaufen.«
    »Das gehört bei mir zum Berufsrisiko.
Was züchtet denn Dork in seinem Gewächshaus?«
    »Pflanzen, nehme ich an. Wozu soll so
ein Ding denn sonst gut sein?«
    Max beschloß, nicht weiter nachzuhaken.
»Was macht Dork denn, wenn er gerade keine Sämlinge setzt?«
    »Bücher über Pflanzen schreiben. Wie
komme ich meinen Kakteen näher, in der Art. Ich kann mir zwar nicht vorstellen,
daß irgend jemand sie liest, aber was soll’s. Dork hat die Hälfte des Vermögens
geerbt, das seine Familie mit Düngemitteln gemacht hat, und dann seine Cousine dritten
Grades geheiratet und sich damit die andere Hälfte auch noch unter den Nagel
gerissen. Dotty Dork ist ebenfalls eine leidenschaftliche Gärtnerin. Er züchtet
die Dinger, und sie pflanzt sie ein.«
    »Klingt nach einer idealen Ehe.
Irgendwelche Tendenzen zu Gewalttätigkeiten in der Familie?«
    Jeremy Kelling zuckte die Achseln. »Wer
weiß? Die gibt es doch in jeder Familie, oder? Bei Dork habe ich jedoch bisher
in der Richtung noch keinerlei Symptome festgestellt, falls du darauf
anspielst. Wenn er allerdings eines Tages kein Material mehr für seinen
Komposthaufen hat — das wäre zwar ein recht fadenscheiniges Motiv, aber man
kann ja nie wissen.«
    »Da hast du nur zu recht«, stimmte Max
zu. »Fällt dir sonst noch etwas zu Dork ein, das ich unbedingt wissen müßte?
Ist er beispielsweise genau so vernarrt in Eisenbahnen wie die Tolbathys?«
    »Könnte man sagen, wenn auch nur im
weiteren Sinne. Soviel ich weiß, hat Dork Tom und Wouter als Landschaftsgärtner
beratend zur Seite gestanden, als sie ihren Bahnhof gebaut haben.
Bahnhofsgärten sind Dorks große Leidenschaft. Immer wenn es nichts mehr zu
pflanzen gibt, setzen sich Dork und Dotty nach Großbritannien ab und zockeln in
irgendwelchen Bummelzügen durch die Gegend. Sie steigen an jedem Bahnhof aus
und plaudern mit dem Bahnhofsvorsteher, bewundern seine Blattläuse und klären
ihn darüber auf, welche Pflanzen und Blumen zu seinem Bahnhof passen. Sie
verbreiten sozusagen überall Freundlichkeit und Wärme. Früher haben sie
dasselbe hierzulande gemacht, aber heute gibt es nur noch so wenige Bahnhöfe,
daß es sich nicht mehr lohnt. Dork

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