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Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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denn?«
    »Dieser hier, direkt neben Wouter.«
    Max seufzte. »Ach herrje, schon wieder
ein Klon. Wie macht ihr das eigentlich? Sucht ihr euch ein Musterexemplar aus
und bestellt sie dann im Dutzend?«
    »Die Ähnlichkeit hängt sicher damit
zusammen, daß alle auf irgendeine Weise miteinander verwandt sind. Billingsgate
ist ein Neffe vom armen alten John Wripp, der wieder irgendwie mit Hester und
Obed verwandt war. Bill ist kein schlechter Kerl, außer daß ihm eine fatale Neigung
eigen ist, gute Taten zu begehen. Um diese Jahreszeit fängt er damit an,
überall Freundlichkeit und Wärme zu verbreiten und uns damit zu nerven, daß wir
spenden sollen, um Witwen und Waisen Geschenke zukommen zu lassen. Habe ich dir
übrigens schon mal von Imogene erzählt?«
    »War das nicht die Dame, die einen
Vergißmeinnichtkranz um ihren Bauchnabel tätowiert hatte?«
    »Nein, das war Isabelle. Ah! Das war
vielleicht eine tolle Frau!«
    »Waren sie das nicht alle? Ist
Billingsgate übrigens verheiratet?«
    »Natürlich. Bill ist der Meinung, daß
es besser ist zu heiraten, als zu brennen, wie es der Heilige Paulus so
treffend formuliert hat. Bills Gattin ist übrigens Edith Ashbrooms Cousine
zweiten Grades. Oder war es zumindest bis vor kurzem noch.«
    »Mein Gott.«
    »Nette Frau. Sie heißt Abigail. Sie
züchtet Bienen.«
    »Sind sie wenigstens kess?«
    »Was soll der Quatsch, die sitzen doch
die meiste Zeit in ihren Bienenstöcken oder arbeiten! Verdammt, Max, das ist
jetzt wirklich nicht der richtige Zeitpunkt für dumme Witze. Abigail hat ganze
Felder voll Heidekraut oder Gänseblümchen oder was weiß ich für Blumen, auf die
sie dann ihre Bienen losläßt. Die summen herum, das ganze Hinterteil voll
Pollen, und sammeln Honig. Aus dem Honig braut Abigail dann ihren Honigwein.
Wirklich guter Stoff, dieser Honigwein. Hast du schon mal welchen getrunken?
Haut dich glatt um. Sie verkauft ihn an irgendeinen Verein, der
mittelalterliche Orgien veranstaltet.«
    »Wie geschäftstüchtig von Abigail.
Stellt sie ihn illegal her oder mit einer Lizenz?«
    »Oh, ich nehme schon an, daß alles
seinen geordneten Gang geht. Bill ist viel zu anständig, um zuzulassen, daß
seine Frau sich auf irgend etwas Illegales einläßt. Ich hätte ehrlich gesagt
selbst auch nichts dagegen, ein bißchen Honigwein zu produzieren, wenn ich
jünger und besser zu Fuß wäre. Und gegen die Teilnahme an einer dieser Orgien
hätte ich auch nichts einzuwenden, obwohl ich mir vorstellen kann, daß sie ganz
und gar nichts Orgiastisches an sich haben. Irgend jemand reicht dir ein
Hühnerbein zum Abnagen und erlaubt dir, den Knochen auf den Boden zu werfen,
und das war’s dann auch schon, nehme ich an. Was ist da denn schon dabei?«
    »Hängt ganz davon ab, wer hinter dir
steht, wenn du den Knochen zückst. Wie kommt es denn überhaupt, daß
Billingsgate nachgemachte Orgien unterstützt, wenn er so ein Ehrenmann ist?«
    »Er nennt das zweifellos kulturelle
Erfahrungen. Außerdem unterstützt Bill nicht sie, sondern sie ihn, finanziell.
Oder zumindest die Bienen. Die beiden brauchen das Honigweingeld, um die Steuern
für die Kleefelder zu bezahlen.«
    »Sagtest du nicht eben Heidekraut?«
    »Schon möglich, aber ich sehe nicht
ein, warum wir uns darüber streiten sollten. Was zum Teufel verstehen Bienen
schon von Botanik?«
    »Bestimmt mehr als du. Also zurück zu
Billingsgate. Womit beschäftigt er sich, wenn er nicht gerade Honigwein
verkauft? Bedient er den Destillierapparat, oder spricht er mit den Bienen?«
    »Bill besitzt ein paar unglaublich
anspruchsvolle Radiostationen. Sie senden Dichterlesungen, Orgelmusik,
lehrreiche Vorträge und so weiter. Bill gibt sich auch ab und zu selbst die
Ehre und läßt sich über irgendein Spezialgebiet aus.«
    »Macht ihm bestimmt großen Spaß, hört
sich aber nicht so an, als ob man damit das große Geld machen könnte.«
    »Nun ja, da gibt es schließlich auch
noch die Werbung für die mittelalterlichen Orgien und einiges mehr. Ich nehme
an, das bringt schon ein paar Dollar ein. Im großen und ganzen geht es Bill
eigentlich recht gut. Er hat bei unserer Zusammenkunft erwähnt, daß er Abigail
zu Weihnachten noch einen Rolls-Royce schenken wollte.«
    »Um damit die Bienen zu jagen?«
    »Nein. Wahrscheinlich stellt sie ihn
einfach ins Kutscherhaus zu den anderen.«
    »Zu welchen anderen? Wie viele von den
Dingern haben die beiden denn in Gottes Namen?«
    »Sechs oder acht. Alte, natürlich. Bill
wäre nie so vulgär, sich

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