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Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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einen neuen Rolls zuzulegen. Sie nehmen damit an
Oldtimer-Ralleys teil. Bill vertritt den Standpunkt, daß antike Autos eine
stabile Investition darstellen.«
    »Damit hat er recht, wenn man es sich
leisten kann, sein Geld auf diese Weise anzulegen. Kann Billingsgate genausogut
mit Zügen umgehen wie mit alten Autos?«
    »Ich bin sicher, daß er in der Lage
ist, Tom Tolbathys Zug zu fahren, wenn du das meinst. Er spielt nämlich auch
gern mit Modelleisenbahnen. Für mich völlig unbegreiflich. Wenn ich schon
herumspiele, ziehe ich es vor, wenn das betreffende Objekt auch ein bißchen
mitspielt.«
    Jem war drauf und dran, wieder in
Erinnerungen zu schwelgen, so daß Max sich gezwungen sah, eisern
durchzugreifen.
    »Jem, ich bin momentan an deiner
schlüpfrigen Vergangenheit nicht interessiert. Bleib bitte in der traurigen
Gegenwart! Wer ist denn dieser Mann hier am Ende der Reihe?«
    »Ach der. Das ist Gerry Whet. Den
kannst du abhaken. Der ist immer noch in Nairobi.«
    »Bist du dir da ganz sicher? Was macht
er denn dort?«
    »Kauft irgend etwas auf. Diamanten,
Mangan, Tigerfelle. Wer weiß?«
    »Falls es sich um Tigerfelle handelt,
haben das die Wildhüter inzwischen sicher spitzgekriegt, und er sitzt
höchstwahrscheinlich längst im Knast.«
    »Moment mal«, rief Jem. »Jetzt erinnere
ich mich wieder. Es ist Pyrethrum. Das Zeug, das man in
Insektenvertilgungsmittel tut. Es wird aus irgendeiner ekelhaften rosa
Gänseblümchenart gewonnen. Marcia hatte auf der Party anläßlich seiner Abreise
ein Sträußchen von den verdammten Dingern angesteckt. Sie hat behauptet, Gerry
habe es ihr gekauft, damit sie es trägt, während er fort ist, weil ihr
Keuschheitsgürtel ausgeleiert sei. Stinken scheußlich, diese Blumen. Ich wette,
sie hat sie im Zug nicht getragen.«
    »Sie trug eine Menge anderer Sachen,
aber ich kann mich beim besten Willen nicht an rosa Gänseblümchen erinnern. Was
macht Whet mit dem Pyrethrum?«
    »Hab’ ich dir doch schon gesagt, es
dient der Schädlingsbekämpfung. Gerry stellt Spritzmittel her. Du weißt schon,
das Zeug, das man auf Kohlköpfe sprüht, damit die Schädlinge sie nicht
verkimmeln. Gerry ist sehr umweltbewußt, daher experimentiert er mit
natürlichen Pflanzengiften. Pyrethrum ist ein altbewährtes Mittel, glaub’ ich,
aber er hantiert in seinen Gewächshäusern auch mit Eisenhut und Rattengift,
murmelt Beschwörungsformeln an den Mond, wenn er zwischen voll und halb steht —
jedenfalls behauptet das Marcia. Gerry findet diesen Mumpitz großartig. Kann
nicht behaupten, daß ich den Drang verspüre, es ihm nachzutun.«
    »Wenn man die gegenwärtigen Umstände in
Betracht zieht, ist es bestimmt ratsam, daß du keine exotischen Gifte
zusammenbraust. Verdammtes Glück für ihn, daß er noch in Nairobi ist, falls das
überhaupt stimmt. Wann erwartet man ihn denn zurück?«
    »Nachdem er mit dem
Gänseblümchenpflücken fertig ist, nehme ich an. Aber ganz sicher noch vor
Weihnachten. Gerry und Marcia machen immer einen Riesenwirbel um die Feiertage.
Enkelkinderchen tanzen um den Weihnachtsbaum, am Kamin werden Strümpfe
aufgehängt, das übliche Tamtam. Ich vermute, du und Sarah werdet auch — oder
nicht?«
    »Wir versuchen es sogar dreigleisig.
Sarah brütet mit meiner Schwester zusammen etwas für Chanukka aus, mit
Brooks und Theonia für Weihnachten und Gott weiß was mit Mary und Dolph für Silvester.
Soweit ich es mitbekommen habe, borgt sich Dolph Cousin Fredericks 1933er
Marmon, wir quetschen uns alle hinein, fahren zu Anora Protheroe und hören uns
Georges Bärengeschichte an.«
    »Großer Gott! Brich dir die Hüfte, mein
Junge. Das ist der einzige Ausweg.«
    »Freu dich nicht zu früh. Die jüngste
Ergänzung der Festlichkeiten war eine Willkommensparty für dich, also sieh zu,
daß du deine Kräfte schonst, solange du noch Gelegenheit dazu hast. Sag bloß,
du bekommst jetzt schon dein Mittagessen?« fügte Max hinzu, als der Geruch von
Speisen in das Zimmer drang und auf dem Korridor das Klirren von Geschirr zu
vernehmen war.
    »Da wir gerade von Gift sprachen«,
begann Jem düster, aber Max fiel ihm ins Wort.
    »Ich muß mich jetzt unbedingt um den
Fall kümmern. Dazu brauche ich noch ein paar Adressen.«
    Er trug sie rasch in sein kleines
schwarzes Notizbuch ein, das er immer bei sich hatte, eilte dann hinaus und
ließ Jem mit der Aussicht auf Rindfleischstreifen in Rahmsauce auf Toast
zurück, leider ohne den gewohnten Martini, mit dem er sein Mahl hätte
herunterspülen

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