Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
weitere Anfragen
Auskunft zu geben.«
    »Das war zu erwarten«, sagte Max und
folgte ihr in das Apartment, bevor sie ihre Meinung ändern konnte. »Seien Sie
froh, daß Sie nicht durchgekommen sind. Ed Ashbroom ist im Moment in einer
schwierigen Situation, wie Sie sicher schon gehört haben.«
    »In den Nachrichten habe ich gehört,
daß seine Frau tot ist, wenn Sie das meinen. Da hat die Ärmste leider Pech gehabt.
Falls Sie allerdings ein Bulle oder von der Zeitung sind, habe ich das
natürlich nie gesagt. Und bevor ich mich noch weiter verplappere, könnten Sie
mich ja vielleicht mal aufklären, mit wem ich das Vergnügen habe.«
    »Ich bin Jeremy Kellings Neffe Max.«
Gestern abend hatte diese Zauberformel ihm sämtliche Türen geöffnet. Heute
klappte es offenbar auch. »Sie kennen doch sicher Jem?«
    »Nicht persönlich, aber Eddie hat mir
schon viel von ihm erzählt. Er scheint ein echter Knüller zu sein.«
    »Das ist er auch und noch vieles mehr.
Und Sie müssen Miss Moriston sein.« Dieser Name hatte auf ihrem Klingelschild
gestanden. »Ich komme gerade vom Krankenhaus«, fügte er hinzu, als sie nicht
bestritt, Miss Moriston zu sein.
    »Haben Sie Eddie dort gesehen? Wie geht
es ihm?«
    Max hätte vielleicht Miss Moristons
verständlichen Irrtum korrigieren können, welches Krankenhaus er gerade besucht
hatte, doch er unterließ es. »Den Umständen entsprechend«, klang eigentlich
ganz passabel.
    »Hat ihn sonst noch jemand besucht?«
fragte sie spitz.
    Die Polizei ganz bestimmt. Max wich
auch dieser Frage aus. »Das Besuchsverbot wird strikt eingehalten.«
    »Wieso das? Den Blödsinn mit den
russischen Terroristen glaubt doch wohl niemand, oder?«
    »Sie glauben also nicht daran?«
    »Sie machen wohl Witze«, schnaubte sie,
schien ihre heftige Reaktion jedoch sofort zu bereuen. »Keine Ahnung. Sollte
ich denn?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich möchte mich
da nicht festlegen. Sie kennen Ed Ashbroom schließlich bedeutend besser als
ich. Hat man mir jedenfalls erzählt.«
    »Das kann ich mir lebhaft vorstellen.«
    Miss Moriston schenkte Max einen
langen, nachdenklichen Blick, der von seinem gutgeschnittenen Gesicht auf
seinen maßgeschneiderten Anzug wanderte, welcher unter dem nicht minder
eleganten Tweedmantel zum Vorschein kam, als er ihn aufknöpfte. Daraufhin
zupfte sie ihren durchsichtigen Pullover zurecht, um ihrem Gegenüber einen noch
besseren Einblick zu gewähren, und schlenderte zu einer Bar, die irgendein
böswilliger Innenarchitekt aus einer ehemals vermutlich eleganten Melodiumorgel
aus Rosenholz hatte anfertigen lassen. Max fragte sich, ob es an den
hochhackigen Sandalen lag oder ob diese Frau immer so ging.
    »Hätten Sie vielleicht Lust, mir bei
einem kleinen Weihnachtsdrink Gesellschaft zu leisten?« schnurrte sie mit einer
Stimme, die hervorragend zu ihrem Pullover paßte.
    »Ich möchte Ihnen nicht die Stimmung
verderben«, erwiderte Max, »aber ich glaube, es ist noch ein wenig zu früh zum
Feiern.«
    »Wie meinen Sie das? Du liebe Zeit,
Eddie wird doch nicht etwa sterben, oder? Doch nicht jetzt! Er hat doch noch
nicht mal unterschrieben — ach, was rede ich denn da schon wieder? Hören Sie
gar nicht hin. Ich bin zur Zeit schrecklich durcheinander.«
    Miss Moriston goß sich ein Cocktailglas
voll Gin, fügte vorsichtig zwei Tropfen Wermut hinzu und sagte mechanisch:
»Möchten Sie wirklich nichts?« und trank etwa das halbe Glas leer.
    Nach einer Weile kam sie wieder zu
Atem. »Ich bin verrückt nach Eddie. Ich habe Furchtbares durchgemacht. Das
müssen Sie ihm unbedingt sagen, wenn Sie ihn das nächste Mal sehen, ja? Sagen
Sie ihm, daß ich außer mir bin. Wann gehen Sie wieder zum Krankenhaus?«
    »Das hängt von vielen Dingen ab«,
teilte ihr Max mit. »Vielleicht trinke ich doch einen kleinen Scotch. Nein, Sie
setzen sich hin und beruhigen sich wieder. Ich mache ihn mir selbst. Wo haben
Sie das Eis? Hier drin?«
    »Nein!«
    Ehe Max noch die Tür zur Küche öffnen
konnte, stand sie schon vor ihm und blockierte mit wogendem Pullover den Weg.
    »Gehen Sie da bloß nicht rein! Da drin
ist ein furchtbares Durcheinander; ich war viel zu aufgeregt, um aufzuräumen.
Hören Sie, ich will nicht unhöflich sein, aber vielleicht sollten wir den Drink
doch lieber auf ein anderes Mal verschieben, ja? Ich fühle mich auf einmal so
schrecklich schwach. Ich muß mich unbedingt einen Moment hinlegen. Das ist
bestimmt der Schock. Das verstehen Sie doch, oder?«
    »Sicher verstehe ich das.«
    Max

Weitere Kostenlose Bücher