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Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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jemandem, der in der Lage war, einem Mann in einem
fahrenden Zug einen perfekten Karateschlag zu verpassen.
    Max überlegte. Vielleicht war er
tatsächlich gerade eben auf der Cambridge Street einem Mörder dicht auf den
Fersen gewesen, am hellichten Tag und direkt vor den Augen der Heilsarmee.
     
     

Kapitel
15
     
     
     
     
     
     
     
    W ar es wirklich nur ein Zufall gewesen,
daß der Zusammenstoß sich ausgerechnet an der Ecke Temple Street zugetragen
hatte? Die Temple Street war zwar keine Hauptverkehrsstraße, doch sie führte
zum State House, und man konnte von dort aus entweder um das State House
herumgehen oder die Abkürzung durch das Gebäude nehmen, um auf diese Weise
leicht zu anderen Teilen des Hills zu gelangen. Beispielsweise zur Beacon
Street und auch zur Charles Street. Aber auch zur Joy Street.
    Max war ohnehin auf dem Weg dorthin
gewesen. Ihm fiel auch jetzt kein besseres Ziel ein. Außerdem lag die Joy
Street in der Nähe der Tulip Street, in der sich auch ihr neues Apartment
befand, in das Sarah unterdessen vielleicht schon zurückgekehrt war, voller
Stolz auf den schönsten aller Teewärmer. Max bog in die Temple Street ein.
    Dieser Weg war allerdings nicht ganz
ungefährlich. Wie alle anderen Straßen auf dem Hill war die Temple Street kaum
breit genug für eine Fahrspur und halb verstopft von parkenden Autos. Sie war
überdies auf der weniger vornehmen Seite des Hills gelegen, wo es die Leute mit
dem Standort ihrer Mülltonnen nicht so genau nahmen. Außerdem schien es hier
eine unverhältnismäßig große Zahl unvermuteter Gäßchen und dunkler Keller zu
geben. Max war froh, daß Sarah ihn nicht ohne seinen dicken Schal ins Freie
gelassen hatte.
    Dieser Schal war ein besonders schönes
Exemplar, das Tante Emma ihm zum Geburtstag gestrickt hatte, aus einer
federleichten, aber wunderbar dicken und elastischen Wolle. Er würde ein gutes
Schutzpolster für seinen Kehlkopf abgeben, falls der Mann, der in
Kampftechniken so wohlbewandert war, auftauchen und ihm einen Schlag versetzen
sollte. Max verspürte nämlich nicht die geringste Lust, sich umbringen zu
lassen. Er wollte unbedingt dabeisein und das Gesicht seiner Mutter sehen, wenn
sie Sarahs Weihnachtsgeschenk auspackte.
    Er hielt sich in der Mitte der Straße
und ging recht schnell, selbst für seine Verhältnisse. Als er sicher am Ende
angekommen und um das State House herumgegangen war, atmete er tief durch.
    Als er zur Kreuzung Mount Vermont und
Joy Street kam, stellte er erleichtert fest, daß er sich umsonst gesorgt hatte.
Der Mann, der ihn in die Sammelbüchse gestoßen hatte, lag hinter keiner der
Mülltonnen auf der Lauer, um ihm im nächsten Moment an den Kragen zu springen.
Er war einfach weitergegangen und verschwand gerade in einem Hauseingang einige
Häuser weiter in der Joy Street.
    Angenehm überrascht, mehr oder minder
intuitiv genau die richtige Wahl getroffen zu haben, prägte sich Max ein, um
welches Haus es sich handelte, und verbarg sich schnell wieder hinter einer
Ecke. Als der Mann außer Sicht war, schlenderte er ebenfalls zu jenem Haus und
stieg die Stufen zur Eingangstür hinauf. Zuerst suchte er an den Türklingeln
nach Ashbrooms Namen, als er ihn jedoch nicht fand, drückte er auf gut Glück
eine der Klingeln und hoffte, daß der dazu passende Hausbewohner, wer immer dies
auch sein mochte, verwegen genug sein würde, ihn einzulassen.
    Doch war dieser Mieter entweder
vorsichtig oder abwesend, also versuchte er es im Erdgeschoß. Diesmal summte
nicht nur der Türöffner, sondern es erschien außerdem ein atemberaubender
Rotschopf in einer engen grünen Hose, hochhackigen roten Sandalen und einem
riesigen, weitmaschigen grünen Pullover, unter dem die junge Dame außer sich
selbst nichts trug. Sie war offenbar als Weihnachtsgeschenk für jemanden
herausgeputzt, dachte Max. Wahrscheinlich hatte sie ihn für den angehenden
glücklichen Empfänger gehalten, sonst wäre sie sicher nicht so schnell
höchstpersönlich an die Tür gekommen.
    Max erwartete, gleich wieder
hinausgeworfen zu werden oder aber eine Preisliste vorgelegt zu bekommen, doch
der Rotschopf überraschte ihn ein weiteres Mal.
    »Hallo! Ich wette, Eddie hat Sie
geschickt! Kommen Sie rein, und erzählen Sie, was passiert ist. Alles, was ich
von dem verdammten Krankenhaus erfahren konnte, kam von einer Stimme auf Band,
die ständig wiederholte, daß nur die engsten Angehörigen zu den Patienten
vorgelassen würden und die Zentrale außerstande sei, auf

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