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Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Drink, das gemütliche Zimmer,
der bequeme Sessel, das Rauschen des Verkehrs, das vom Storrow Drive gedämpft
durch die gut isolierten Fenster drang, in gleichmäßigen Abständen anschwellend
wie die Brandung am Strand in Ireson’s Landing; all das wirkte so beruhigend
auf ihn, daß er nahe daran war, friedlich einzuschlummern, als Gerald Whet
erschien, frisch rasiert und einigermaßen ausgeruht, ein Bild von einem
Hausherrn in einem brokatbesetzten Morgenrock über offenem Hemd und dunkler
Hose.
    »Sie sind also Jem Kellings Neffe?«
fragte er, als sie einander die Hände schüttelten. »Max, nicht wahr? Ich habe
allerdings vergeblich versucht, Sie irgendwo einzuordnen.«
    »Ich bin mit Sarah, dem einzigen Kind
des verstorbenen Walter Kelling, verheiratet«, erklärte ihm Max. Unter gar
keinen Umständen dachte er daran, seine Frau als Witwe des verstorbenen
Alexander Kelling vorzustellen. »Ich heiße übrigens Bittersohn. Gestern abend
bin ich für Jem eingesprungen und habe Ihre Frau Gemahlin zu den Tolbathys
begleitet, weil Jem gestürzt war und sich die Hüfte gebrochen hatte, was Sie
vielleicht noch nicht wissen werden. Ihre Frau hat mich überall als Jems Neffen
vorgestellt, und das hat es den Leuten leichter gemacht, mich einzuordnen,
deshalb haben wir es weiter so gehalten. Jem kannte natürlich jeder.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Mein
Gott, wie haben sie es bloß geschafft, eine Party ohne ihn auf die Beine zu
bringen? Wie ist es denn passiert, Max? Ist Jem auf dem Eis ausgerutscht?«
    »Nein, er ist die Treppe
heruntergefallen, als er nach draußen stürmen wollte, um sich einen falschen
Bart für die Party zu besorgen.«
    Gerald Whet lachte. »Typisch Jem. Wo
ist der alte Schwerenöter denn jetzt? Vermutlich im Phillips House. Da müssen wir Brüder ihm unbedingt ein
geeignetes Genesungsgeschenk zukommen lassen. Sie wissen nicht zufällig, wo man
beispielsweise einen präparierten Tintenfisch kaufen kann? Wie geht es ihm
denn? Ich hoffe, er leidet keine schlimmen Schmerzen.«
    »Er behauptet das Gegenteil. Ich komme
gerade von ihm.«
    »Und er hat Sie mit einer Nachricht an
Marcia hergeschickt, damit sie sofort zu ihm eilt und seine fiebernde Stirn
kühlt, am besten mit einem Eimer voll Martini. Tut mir sehr leid, aber ich kann
Ihnen im Moment gar nicht sagen, wo sie steckt. Ich habe sie, ehrlich gesagt,
überhaupt noch nicht zu Gesicht bekommen. Vielleicht ist sie gerade irgendeine
Besorgung machen, weil sie denkt, daß ich mein Jetlag ausschlafen will. Ich bin
nämlich erst gegen drei Uhr in der Frühe aus Nairobi zurückgekommen. Ich war
sehr erstaunt, daß sie noch nicht von der Party zurück war. Wann haben Sie sie
denn abgesetzt? Oder hat sie die Nacht bei Hester Tolbathy verbracht?«
    »Sie und Hester haben leider beide die
Nacht im Krankenhaus von Bexhill verbringen müssen«, teilte ihm Max mit.
    »Wie meinen Sie das? Hat es einen
Unfall mit dem Zug gegeben? Marcia ist doch nicht etwa verletzt?«
    »Es gab tatsächlich so etwas wie einen
Unfall, der allerdings nur vorgetäuscht war, aber das ist nicht das eigentliche
Problem. Ihre Frau litt wie alle anderen Gäste unter Übelkeit, weil sie
vergifteten Kaviar gegessen hat. Sämtliche Gäste mußten mit Krankenwagen
abtransportiert werden.«
    »Kaviar?« Whet schüttelte den Kopf.
»Kaum zu glauben. Wie schlecht geht es ihr denn?«
    »Die Lage ist kritisch.« Max gefiel
sich in seiner Rolle überhaupt nicht. »Edith Ashbroom ist tot. John Wripp
ebenfalls, obwohl er wohl am erlittenen Schock und den Verletzungen gestorben
ist, die er sich bei einem schweren Sturz zugezogen hat, als der Zug plötzlich
bremste. Wouter Tolbathy ist ebenfalls tot.«
    »Wouter? Aber der kann doch Kaviar
nicht ausstehen!«
    »Ach ja? Das hat bisher noch niemand
erwähnt. Aber Wouter ist auch gar nicht an dem Kaviar gestorben. Er starb an
einem Schlag gegen den Kehlkopf.«
    »Großer Gott«, stieß Whet hervor. »Sie
meinen doch nicht etwa diesen Nahkampftrick, den Obed Ogham — nein, das ist
einfach unmöglich!«
    »Die Polizei hält Wouters Tod für einen
Unfall. Man hat meines Wissens allerdings noch keine plausible Erklärung dafür
gefunden, wie es zu einem derartigen Unfall hätte kommen können. Aber ich nehme
an, es wird ihnen schon noch eine einfallen, wenn der Staatsanwalt genügend
Druck ausübt.«
    Whet schüttelte den Kopf und murmelte:
»Aber Sie haben mir immer noch nicht gesagt, wie es Marcia geht.«
    »Ihr Hausmädchen hat mir eben
berichtet, das

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