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Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Uhr heute morgen.«
    »Und Sie haben sich seitdem die ganze
Zeit hier im Wintergarten aufgehalten?«
    »Ja, und ich bin verdammt froh, hier zu
sein, das kann ich Ihnen versichern. Warum setzen Sie sich nicht ein Weilchen?«
    Dork rollte auf die Terrasse hinüber
und winkte Max auf einen der Stühle aus Aluminiumgeflecht. »Der Rollstuhl ist
wirklich praktisch, das muß ich schon sagen. Wir haben das Ding damals für den
Vater meiner Frau angeschafft, als er zu uns gezogen ist, um seine letzten
Jahre hier zu verbringen. Jedenfalls haben wir das angenommen, doch dann ist er
innerhalb eines Monats gestorben. Wir haben immer bedauert, daß sich der
Rollstuhl nie richtig bezahlt gemacht hat, bis wir schließlich dazu
übergegangen sind, ihn hier im Wintergarten zu benutzen. Man kann sehr bequem
damit an den Blumenbänken vorbeifahren und die Pflanzen versorgen, ohne daß man
sich ständig bücken muß. Sehen Sie?«
    Dork begann am Terrassenrand
entlangzurollen und zupfte dabei ein paar verwelkte Blätter von den Pflanzen
ab. Das gab Max Gelegenheit, den berühmten Niednagel zu begutachten. Er fand
ihn recht enttäuschend, allenfalls von zweiter oder dritter Größenordnung.
Nicht gerade, wie es Samuel Johnson, der Verfasser des berühmten englischen
Wörterbuchs, ausgedrückt hätte, ein besonders ins Auge springender Niednageh.
Vielleicht hätte ihn außer Jem niemand auch nur der Erwähnung wert gefunden,
und doch hing eine Menge von diesem Nagel ab. Max ertappte sich dabei, daß er
so auffällig auf Dorks linken Zeigefinger starrte, daß der Besitzer es bemerkte
und selbst seinen Finger finster anstarrte.
    »Das Zeugnis ehrlicher Arbeit«, meinte
Dork entschuldigend.
    »Die sicher stets von Erfolg gekrönt
war, wie ich annehme«, erwiderte Max höflich. »Jem hat mir erzählt, was für ein
hervorragender Gärtner Sie sind. Haben Sie auch um die Weihnachtszeit viel zu
tun?«
    »Nein, eigentlich nicht. Für viele
Pflanzen ist es zu spät, für andere zu früh. Und während der Feiertage gönnen
wir uns normalerweise immer ein wenig Ruhe.«
    Max griff das ›wir‹ sofort auf. »Wie
geht es übrigens Mrs. Dork? Ich habe im Krankenhaus nichts über ihren
Gesundheitszustand erfahren können.«
    »Oh, dann waren Sie also im
Krankenhaus? Dorothy erholt sich allmählich wieder, hat man mir gesagt, obwohl
es ihr gestern noch sehr viel schlechter ging als mir.«
    »Es ist wirklich merkwürdig, daß es so
vielen Frauen schlechter ging als ihren Männern«, bemerkte Max. »Es würde mich
interessieren, ob Frauen möglicherweise anfälliger sind für Colchicin als
Männer. Oder vielleicht für Kaviar?«
    »Wahrscheinlich letzteres. Frauen
lieben eben einfach ausgefallene Speisen mehr als Männer, meinen Sie nicht
auch? Wenn es nach mir ginge, so wäre ich schon vollauf zufrieden mit einer
Portion Fisch und Chips auf einer Bank an irgendwelchen Gleisen, vor einem
ruhigen kleinen Bahnhof irgendwo auf dem Lande, wo die Bienen zwischen den
Skabiosen und Ranunkeln summen.«
    Max dachte nicht daran, Dork zu den
Skabiosen oder auch nur zu den Ranunkeln abschweifen zu lassen. »Sie haben
demnach selbst nicht viel von dem Kaviar gegessen?« fragte er.
    »Ich habe kaum etwas davon abbekommen.
Dieser Esel Obed Ogham hat die Kellnerin immer wieder fortgewinkt.«
    »Hätten Sie sie denn nicht wieder
zurückwinken können?«
    »Nicht, ohne ein Riesentheater zu
verursachen. Sie kennen Obed Ogham offenbar nicht sehr gut.«
    »Bis gestern habe ich keinen von Ihnen
gekannt«, erinnerte ihn Max. »Außerdem fürchte ich, daß ich zum feindlichen
Lager gehöre, jedenfalls, was Ogham betrifft. Waren Sie denn die ganze Zeit in
seiner Nähe, als der Kaviar serviert wurde? Bis der Zug hielt?«
    »Na ja, nicht die ganze Zeit. Das
heißt, ich hielt mich bei den anderen auf, als dieser herausgeputzte Sommelier
seine Kaviarnummer aufgeführt hat. Das erwartet Hester von uns, wissen Sie. Und
selbst wenn Sie es nicht gewußt haben, ist es Ihnen bestimmt nicht entgangen.
Für Hester ist das immer der wichtigste Programmpunkt von allen. Zuerst habe
ich bei meiner Frau gestanden. Ich habe Dorothy ein Glas Champagner geholt, als
der Mann mit dem Einschenken anfing, und dann bin ich zum Barkeeper gegangen
und habe mir einen Scotch mit Soda besorgt. Dorothy hatte inzwischen eine
Unterhaltung mit ein paar ihrer Freundinnen begonnen, daher habe ich mich zu Ed
Ashbroom und Bill Billingsgate gesellt; wir haben uns gemeinsam in eine Ecke
verzogen.«
    »Und wo war Durward?

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