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Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Hat er auch bei
Ihrer Gruppe gestanden?«
    »Quent? Möglich. Ich kann mich nicht
erinnern.«
    »Das behauptet er jedenfalls.«
    »Dann wird es wohl so gewesen sein,
oder er hat es zumindest geglaubt, was bei Quent so ziemlich dasselbe ist.«
    »Aber Sie hätten doch sicher gemerkt,
wenn er sich an dem Gespräch beteiligt hätte.«
    »Zweifellos, aber vielleicht hat er
auch gar nichts gesagt, wissen Sie. Wir haben über Rittersporn gesprochen, und
Quent kann nicht einmal eine Margerite von einer Glockenblume unterscheiden. Na
ja, das ist vielleicht ein wenig übertrieben. Eine Rose würde er vielleicht an
ihrem Duft erkennen, möglicherweise auch ein Maiglöckchen. Vielleicht sogar ein
Veilchen — «
    »Er ist also schon zufrieden, wenn er
bloß dasteht und den anderen zuhört, wie sie sich über etwas unterhalten, von
dem er nichts versteht?«
    »Oh ja, er braucht nur unsere Stimmen
zu hören, wissen Sie. Quent ist wirklich ein feiner Kerl. Außerdem unterbricht
Obed einen sowieso meist mit seinen Geschichten, und wenn Obed einmal in Fahrt
ist, kommt außer ihm niemand mehr zu Wort.«
    »Hat Ogham über Pflanzen gesprochen?«
    »Das können Sie vergessen. Von dem
Thema hat Obed keine Ahnung, und er ist sogar noch stolz darauf, daß er alle,
die sich dafür interessieren, mit Verachtung straft. Er ist ein Sportfanatiker.
Er war in seinem letzten Studienjahr Ersatzstürmer im Team der Dartmouth University. Aber ich vermute,
das war lange vor Ihrer Zeit.«
    »Ein richtiger Mann, was?«
    »Könnte man sagen. Jem hat dafür noch
ganz andere Bezeichnungen.«
    »Wass für welfe, Gwoffater?«
    Imogene, der es zwischen dem Nieswurz,
wo sie niemand beachtete, allmählich langweilig wurde, war zurückgekehrt, um an
der Armlehne des Rollstuhls zu schaukeln.
    »Na, na, na!« Dork lächelte sehr viel
nachsichtiger zu dem Kind herab, als Max es an seiner Stelle getan hätte. »Hör
auf, an dem Stuhl zu rütteln, Immy, sonst wird dein alter Opa noch seekrank.
Warum läufst du nicht zu Mami und fragst, ob es schon Zeit für meine Medizin
ist? Soll ich Ihnen vielleicht irgend etwas zu trinken kommen lassen, Max? Tee,
Whiskey?«
    »Nein, danke. Ich muß mich sowieso
gleich auf den Weg machen. Außerdem möchte ich Sie nicht ermüden.«
    Max wollte darüber hinaus die letzten
Meldungen im Autoradio nicht verpassen und herausfinden, was es im Krankenhaus
Neues gab.
    Doch er zögerte noch. »Ich hätte da
noch eine Frage, bevor ich gehe. Wachsen hier bei Ihnen vielleicht
Herbstzeitlose?«
    »Herbstzeitlose? Ach ja, Colchicum. Herbstkrokus.
Ich persönlich mache mir nicht viel daraus. Ziemlich gewöhnliche Pflanze, finde
ich. In meinem Bahnhofsgarten wäre sie kein besonderes Schmuckstück. Also, Max,
nett, daß Sie hier waren. Kommen Sie doch noch mal vorbei, wenn ich mich besser
fühle. Und bringen Sie den alten Tunichtgut Jem am besten gleich mit. Bestellen
Sie ihm viele Grüße, und richten Sie ihm aus, er soll sich anständig aufführen.
Muß er jetzt wohl notgedrungen, nicht wahr? Mit einer kaputten Hüfte? Ist
bestimmt ein schrecklicher Schlag für den alten Wolf. Begleite Mr. Bittersohn
bitte zur Tür, Immy.«
    Immy erwies ihm diesen Gefallen gern.
Als sie zur Eingangstür kamen, streckte sie ihm kühn die Zunge heraus. Max
knurrte: »Vorsicht, Ducky!« Dann stieg er mit dem angenehmen Gefühl in seinen
Wagen, seine Arbeit getan zu haben, auch wenn er der wohlverdienten Nachtruhe
noch einige Stunden und viele Meilen harren mußte.
    Er hatte befürchtet, die Nachrichten
bereits verpaßt zu haben, doch er mußte diverse Werbespots über Gebrauchtwagen,
orientalische Teppiche und am häufigsten empfohlene Hustensäfte über sich
ergehen lassen, ehe er erfuhr, daß es keine weiteren Todesfälle gegeben hatte
und gerade ein weiterer Schwung Patienten entlassen worden war. Die Sprecherin
klang ein wenig verärgert, als sie die Meldung verlas.
    Doch es gab auch eine interessante
Neuigkeit zu berichten. Es hatte sich nämlich herausgestellt, daß die
verstorbene Edith Ashbroom an Gicht gelitten und eine Medizin genommen hatte,
in der Colchicin enthalten war. Da Colchicin nur langsam freigesetzt wurde und
sich im Körper in Oxydicolchicin verwandelte (ein Wort, das der Sprecherin ein
wenig Mühe zu bereiten schien), das in großen Dosen als Zellgift wirksam wurde,
vermutete man, daß das Colchicin im Kaviar sich mit jenem Zungenbrecher in
Edith Ashbrooms Körper verbunden und somit tödlich gewirkt hatte. Deshalb war
sie gestorben,

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