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Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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angerufen haben, wußten Sie das nicht? Dabei hatten wir uns schon
so auf ‘nen schönen ruhigen Tag gefreut, vielleicht sogar auch auf ‘ne
Doppelbeerdigung. Seit er wieder zu Hause ist, hat er in einer Tour
rumgemeckert.«
    »Ich dachte, Sie hätten gesagt, er
schläft?«
    »Der meckert im Schlaf genauso, wie
wenn er wach ist. Ein echtes Naturtalent.«
    »Woher wissen Sie das? Haben Sie ihm
schon mal zugehört?«
    »Ich? Da hab’ ich weiß Gott Besseres zu
tun. Ich bräuchte auch eigentlich die Tür nicht aufzumachen. Das hab’ ich bloß
aus reiner Herzensgüte getan.«
    »Es war wirklich sehr nett von Ihnen,
daß Sie die Mühe auf sich genommen haben.«
    Sie war ganz seiner Meinung, verschwand
irgendwohin und ließ Max mutterseelenallein in dem riesigen Salon zurück, in
dem sie ihn abgesetzt hatte. Nach der beeindruckenden Fassade war das Innere
des Hauses eher eine Enttäuschung. Vielleicht lag es daran, daß die Ehe der
Besitzer lediglich eine geschäftliche Transaktion gewesen war, jedenfalls
strahlte der Raum nicht die geringste Gemütlichkeit oder Harmonie aus. Selbst
das Hausmädchen, jedenfalls vermutete Max, daß es sich bei der Person um ein
solches gehandelt hatte, paßte irgendwie nicht hierher. Max hoffte, daß sie bei
ihrer Rückkehr genauso gesprächig sein würde, wie sie es eben gewesen war.
    Doch sie kam gar nicht zurück. Eine
würdevolle Dame in Schwarz erschien an ihrer Stelle.
    »Würden Sie mir bitte folgen«, murmelte
sie mit unterkühlter, monotoner Stimme.
    Max gehorchte und versuchte erst gar
nicht, Fragen zu stellen, auf die er sowieso keine Antwort bekommen würde. Sie
führte ihn in ein bedrückend wirkendes Treppenhaus mit zahlreichen
Wandbehängen, an denen höchstens die Motten Gefallen finden konnten, und von
dort aus in ein Schlafgemach, das sich hervorragend als Ambiente für eine
Partie Dungeons and Dragons geeignet hätte.
    Der Herrscher dieses schlecht regierten
Hauses ruhte in einem riesigen Bett aus Rosenholz auf diversen Kissen und
lehnte sich gegen ein über zwei Meter hohes Kopfteil, auf dem unzählige
Ziernägel prangten. Er hatte irgend etwas aus einem hohen Glas getrunken. Es
roch genauso wie der Eggnog, den Sarah ihrem Onkel geschickt hatte. Wenn dieser
Mann hier Brandy vertragen konnte, nachdem man ihm eben erst den Magen
ausgepumpt hatte, konnte seine Vergiftung entweder nicht besonders schwer
gewesen sein, oder er hatte erstaunlich robuste Eingeweide.
    »Kommen Sie herein«, sagte Ashbroom und
reichte der Dame in Schwarz sein leeres Glas. »Das ist alles, Sawyer. Es sei
denn. Sie wünschen irgend etwas, Bittersohn.«
    »Nein, vielen Dank. Ich habe eigentlich
nicht vor, Sie lange aufzuhalten. Wie fühlen Sie sich?«
    »Wie soll man sich fühlen in einer
derartigen Situation? Der Schock, seine Gattin zu verlieren — «
    »Ja, das kann ich mir gut vorstellen.«
    Wenn Ashbroom allerdings unter Schock
stand, wollte Max Bittersohn fortan Elisabeth Vigee-Lebrun heißen. Er sprach
ihm sein herzliches Beileid aus, fragte sich allerdings, ob er ihm nicht lieber
gratulieren sollte, und sagte dann: »Jem hat mich gebeten vorbeizuschauen, um
Ihnen sein Mitgefühl auszusprechen, da er selbst leider nicht kommen kann. Er
hofft, daß Sie sich den Umständen entsprechend befinden.«
    »Nett von Jem, an mich zu denken.«
    Es wäre auch nett von Ashbroom gewesen,
sich seinerseits nach Jems Befinden zu erkundigen, doch er war viel zu sehr mit
seinem eigenen Kummer beschäftigt. »Was für eine furchtbare Situation, wenn man
aus dem Krankenhaus kommt, gerade noch mal einem schrecklichen Tode entronnen,
Gott allein weiß, wie nah man ihm schon war, nur um dann seine Gattin begraben
und einen Prozeß gegen seinen besten Freund führen zu müssen.«
    »Sie haben vor, gegen Tom Tolbathy zu
prozessieren?«
    »Selbstverständlich. Die anderen doch
wohl auch, oder? Obwohl ich der am schlimmsten Betroffene bin, nehme ich an.
Sie wissen nicht zufällig, ob während der letzten paar Stunden noch andere
Opfer ihre Ehepartner verloren haben? Ich habe leider die Zwei-Uhr-Nachrichten
verpaßt.«
    »Vor Gram über Ihren schweren Verlust
am Boden zerstört, wie ich vermute.«
    »Oh ja, völlig am Boden zerstört.«
    »Und wie lange empfiehlt Ihnen Ihr
Anwalt, am Boden zerstört zu bleiben?«
    »Er denkt, ich sollte meine ganze Kraft
zusammennehmen, um an dem Begräbnis meiner Gattin teilzunehmen. Mittwoch um
zehn, St. Beowulf’s. Ich denke, Jem ist sich seiner Pflicht, ebenfalls anwesend
zu

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