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Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Titel: Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mortimer M. Müller
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sind“, flüsterte Sonja. Ein lasziver Ausdruck umspielte ihre Lippen.
    „Ach so?“ Raphael beäugte ein kleines Mädchen, das ihrer Mutter lautstark verkündete, dringend auf die Toilette zu müssen. Wollte er sich das wirklich antun? Gut, eine Ehe bedeutete noch lange nicht, dass man auch Kinder bekommen musste. Allerdings hatte Sonja mehrmals einen entsprechenden Wunsch geäußert. Andererseits: Wusste er, ob sie mit ihm Nachkommen haben wollte? Womöglich lehnte sie das ab, weil sie befürchtete, Raphaels starke Kurzsichtigkeit würde sich vererben, oder seine Rückenprobleme könnten genetisch bedingt sein. Vielleicht dachte sie auch, dass er … Sein Blick fiel auf Sonja. In ihren Augen las er einen Anflug von Spott, aber auch eine gewisse Unsicherheit und Sorge.
    „Ähm“, sagte er.
    „Du hast mir nicht zugehört“, stellte sie fest.
    Beschämt senkte Raphael den Blick. „Tut mir leid, ich war … abgelenkt.“
    „Habe ich gemerkt. Seit gestern Abend bist du irgendwie anders als sonst.“
    Raphael wurde abwechselnd heiß und kalt. Natürlich, sie waren seit mehr als drei Jahren zusammen. Es war naheliegend, dass seiner Freundin auffiel, wenn ihn etwas beschäftigte.
    „Es ist nichts Schlimmes“, meinte er und blickte ihr fest in die Augen. „Aber ich kann es dir nicht sagen. Noch nicht.“
    Sonja nickte und bettete ihren Kopf auf seine Schulter. „Okay. Ich vertraue dir.“

Seilbahn GmbH Kitzbühel, Büro des Sicherheitschefs
Samstag, 6. Januar, 09:22 Uhr
    „Was zum Teufel ist mit der 3S los??“
    Franz stand in der Tür und hatte beide Arme in die Hüften gestemmt. Hinter ihm war Thomas zu erkennen, der nervös von einem Fuß auf den anderen trat und Benjamin ein entschuldigendes Grinsen zuwarf.
    Benjamin straffte die Schultern. „Der Notantrieb in der Bergstation ist beim Stromausfall nicht ordnungsgemäß angesprungen.“
    „Was soll das heißen?“
    „Die Seilbahn steht momentan still.“
    „Sie steht still?“ Franz’ Augäpfel quollen aus ihren Höhlen, als wollten sie Benjamin ins Gesicht springen.
    „Mir ist bewusst, dass dies eine heikle Situation ist“, fügte Benjamin eilig hinzu. „Ich habe Thomas gebeten, dass er in der Bergstation anruft.“
    „War niemand erreichbar“, schaltete sich dieser ein. „Es ist wie verhext. Eigentlich sollte Jürgen Dienst haben, aber auch sein Mobiltelefon …“
    „Wenn ich es richtig verstehe“, unterbrach ihn Franz, „sitzen Dutzende Passagiere in Gondeln fest, während in wenigen Minuten die ersten Ausläufer eines Orkantiefs bei uns eintreffen?“ Weder Benjamin noch Thomas wagten eine Erwiderung.
    „Verstehe ich des Weiteren richtig, dass dieses ganze Schlamassel vermeidbar gewesen wäre, wenn nicht eine aberwitzige Serie menschlichen Versagens stattgefunden hätte?“ Seine Stimme wurde drohend, schwebte über ihnen wie ein Damoklesschwert. „Zum Kuckuck!“, donnerte Franz. „Bin ich hier in einem Affenzirkus!?“
    Die ersten Töne der
Morgenstimmung
drangen aus Benjamins Mobiltelefon. Franz verstummte. Seine Mimik zeigte eine rasche Abfolge von Wut, Unverständnis und Überraschung, die unter anderen Umständen komisch gewirkt hätte. Benjamin wartete nicht ab, bis Franz seine Beherrschung – oder eher Empörung – zurückerlangte, und griff nach seinem Telefon.
    „Natascha?“
    Aus der Leitung schlug ihm ein penetrantes Rauschen entgegen. „Haben … Problem … ist …letzt“, sagte sie.
    „Die Verbindung ist grottenschlecht. Kannst du das wiederholen?“
    Das Rauschen wurde schwächer, verschwand aber nicht vollends. Nataschas Stimme war nun deutlicher zu vernehmen. „Es gab einen Unfall“, sagte sie. „Jürgen ist verletzt.“

Schiregion Kitzbühel, 3S-Bahn, Kabine 14
Samstag, 6. Januar, 09:23 Uhr
    Allmählich wurde Emma unruhig. Zwar war sie nicht von Furcht erfüllt, wenigstens noch nicht, aber eine gewisse Unbehaglichkeit konnte sie nicht leugnen. Für ihren Geschmack währte der unfreiwillige Zwischenstopp bereits viel zu lange. Ihr Gefühl behauptete, dass sie seit Stunden über dem Abgrund hingen, und nicht erst wenige Minuten. Unauffällig beäugte sie die übrigen Fahrgäste. Niemand schien besonders beunruhigt zu sein. Zwei jugendliche Mädchen mit Snowboards tuschelten miteinander und schienen von ihrer Umgebung kaum etwas mitzubekommen – genauso wenig wie das verliebte Pärchen, das auf der anderen Seite der Kabine saß.
    Ihr schräg gegenüber hockte ein Mann mittleren Alters mit auffällig roten,

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