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Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Titel: Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mortimer M. Müller
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brüllte er in das Gerät. Die Störgeräusche in der Leitung machten eine Verständigung unmöglich. Franz’ Stimme war nur abgehackt zu vernehmen. „… Gondeln … still … nicht abgeschaltet … weiß nicht … Kabinen … draußen.“
    Benjamin knurrte verdrossen, unterbrach die Verbindung und stieß das Handy in die Jackentasche zurück. Offenbar hatte sich die Angelegenheit nicht in Wohlgefallen aufgelöst. Benjamin setzte die Schibrille auf, ließ den Motor des Schneemobils aufheulen und brauste die Piste empor Richtung Gipfel.

München, Autovermietung Sunny Cars
Samstag, 6. Januar, 09:40 Uhr
    Es war ein unscheinbar grauer Kombi, der zwischen zwei Lieferwägen des nächsten Mieters harrte. Das einzig Auffällige waren die getönten Scheiben. Wollte man Menschen oder Güter diskret und unerkannt transportieren, war dieser Wagen sicherlich eine gute Wahl.
    „Was hat das Fahrzeug für Spezifikationen?“, wollte Bernhard wissen.
    „Hundertdreißig PS, Allrad und Automatik, Klima, ESP und intelligente Abstandskontrolle.“
    Bernhard überlegte. Allrad war verständlich, wenn man vorhatte, schlammige Waldwege zu befahren. Aber das
schlammig
passte nicht so ganz auf den Wagen. Er glänzte wie frisch poliert.
    „Haben Sie das Fahrzeug nach der Rücknahme säubern lassen?“, fragte er.
    „Nein.“ Der Händler schüttelte den Kopf. „War nicht notwendig. Der Mieter hat den Wagen in einem 1a-Zustand zurückgebracht. Ich würde sogar sagen, sauberer als zuvor.“
    Bernhard konnte eine gewisse Enttäuschung nicht verhehlen. Andererseits, was hatte er erwartet? Ein Serienmörder, der seit Jahren Katz und Maus mit den Kriminalisten spielte, ohne dass diese auch nur den Ansatz einer Spur hatten, musste raffiniert sein.
    „Es gibt zwei Lukas Waldenstein in Hamburg“, sagte Anna. „Allerdings dürften beide nicht als Täter in Frage kommen.“
    „Wieso?“
    „Einer ist gerade mal acht, der zweite seit mehr als einer Woche auf See. Er ist Bootsmann auf dem Schiff einer Reederei.“
    Bernhard nickte knapp. Alles andere wäre eine Überraschung gewesen.
    „Könntest du das Reifenprofil mit dem aus Arnbruck vergleichen?“, fragte er.
    Anna zog ihren Tablet-PC hervor und rief die Aufnahmen der Spurensicherung ab. Es währte nur Sekunden, bis sie die Bestätigung hatten, dass es sich um dasselbe Profil – oder wenigstens ein sehr ähnliches – handeln musste.
    „Keine Erde zwischen den Rillen“, stellte Anna fest. „Nicht der winzigste Krümel.“
    „Scheint, als wäre unser Freund ein Mann der Gründlichkeit“, brummte Bernhard. Er wandte sich dem Händler zu. „Wir würden uns gern das Fahrzeuginnere ansehen.“
    „Selbstverständlich“, erwiderte der Verkäufer. „Aber ich fürchte, Sie werden kein Glück haben. Außen sieht der Wagen schon makellos aus, innen ist er steril.“
    So war es auch. Sie fanden keinerlei Hinweise auf den letzten Besitzer. Auch der Kofferraum glich dem Stauraum eines neurotischen Sauberkeitsfanatikers. Kein Fussel, kein Haar, nichts.
    „So kommen wir nicht weiter“, sagte Bernhard entnervt. „Wir müssen die Spurensicherung rufen. Vielleicht werden die mit ihren Instrumenten fündig.“ Er wollte den Kofferraumdeckel zuschlagen, als ihm eine kaum sichtbare Unregelmäßigkeit ins Auge stach. Ein einzelner, weißer Punkt in einer Ritze am Rand der Filzverkleidung. Er beugte sich nach vorn und kniff die Augen zusammen. „Pinzette“, sagte er, an seine Assistentin gewandt. Anna reichte ihm das Gewünschte, und Bernhard griff nach dem Objekt.
    Zweifellos. Es war eine winzige Styroporkugel.

Schiregion Kitzbühel, 3S-Bahn, Kabine 14
Samstag, 6. Januar, 09:45 Uhr
    Allmählich ließ der Sturm nach. Noch immer heulte und pfiff er um die Kabine wie ein launischer Windgeist, aber nicht mehr mit jener Stärke wie zu Beginn. Die Gondel schaukelte sacht hin und her, der Niederschlag war abgeklungen. Selbst die dunkle Wolkendecke über ihnen zeigte erste Anzeichen, sich zu lichten.
    Emma registrierte eine Bewegung neben sich und wandte den Kopf. Der unscheinbare Mann mit den wurstigen Lippen beugte sich zu Rüdiger hinab.
    „Entschuldigen Sie“, sagte er. „Dürfte ich mir für einen kurzen Anruf Ihr Mobiltelefon leihen? Mein Akku ist leer.“
    Emma betrachtete den Unbekannten genauer. Er war um die vierzig, hatte kurze brünette Haare und besagte dicke Lippen, die irgendwie … anstößig wirkten. Im Grunde machte er aber einen sympathischen Eindruck.
    Rüdiger kramte in seiner

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