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Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Titel: Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mortimer M. Müller
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aufs Klo.“
    Doris fuhr hoch. Wenn ihre Tochter die Worte in einem solchen Tonfall aussprach, dann war es tatsächlich dringend.
    „Du siehst doch, dass es momentan nicht geht“, flüsterte sie. „Kannst du es nicht zurückhalten?“
    „Nein“, erwiderte Samantha gequält. „Und ich will mir nicht in die Hose machen.“
    Samanthas Gesichtsausdruck war so mitleiderregend, dass in Doris Brust quälende Schmerzen aufflammten.
Was bin ich nur für eine schlechte Mutter!
    War sie eine schlechte Mutter? Sie musste sich einfach zu helfen wissen! Leise erhob sie sich und trat auf den Mitarbeiter der Kitzbüheler Seilbahnen zu.
    „Entschuldigen Sie“, sagte sie so leise, dass sie die übrigen Fahrgäste nicht verstehen konnten. „Meine Tochter muss ganz dringend auf die Toilette. Gibt es hier irgendeine Möglichkeit, nach draußen zu urinieren?“
    Sebastian kniff die Augenbrauen zusammen. „Nun ja“, erwiderte er und kratzte sich am Hinterkopf. „Es sollte eine kleine Bodenklappe geben. Wenn wir die öffnen können …“
    „Prima! Und wo ist sie?“
    „Keine Ahnung. Müssen wir suchen. Mein Name ist übrigens Sebastian.“
    „Ich bin Doris.“ Sie streckte ihm die Hand entgegen. „Danke für deine Hilfe.“
    Gemeinsam unterzogen sie den gewellten Aluminiumboden einer genauen Musterung. Bereits nach wenigen Augenblicken wurden sie fündig. Es handelte sich um eine vier Quadratdezimeter große Klappe, eine gute Armlänge vor den Schiebetüren der Kabine, die mit mehreren Schrauben gesichert war.
    „Hat jemand ein Taschenmesser mit Schlitzschraubenzieher?“, fragte Sebastian.
    „Selbstverständlich“, erwiderte Martin und griff in seinen Sportrucksack. „Als Schweizer ist das doch Ehrensache.“
    „Hey, ich hab’ auch ein Taschenmesser!“, warf Rüdiger ein und grinste.
    Es gelang ihnen problemlos, die Schrauben zu lösen. Die Luke ließ sich nach oben öffnen und gestattete einen Blick in die Tiefe. Vielleicht hundert oder hundertfünfzig Meter unter ihnen lag ein offenes Waldstück, dessen Baumkronen von den heftigen Windböen hin und her geworfen wurden.
    Samantha warf einen misstrauischen Blick auf die Klappe und einen noch misstrauischeren in den Abgrund.
    „Da soll ich Lulu machen?“
    „Ja, mein Engel“, erwiderte Doris. „Du hockst dich einfach darüber, wie wenn du im Freien aufs Klo gehst.“
    Samantha grummelte Unverständliches und begann sich die Schihose herunterzuziehen.
    „Ihr müsst weggucken!“, sagte sie empört.
    Eilig wandten sich die übrigen Fahrgäste den Fenstern zu. Niemand sagte ein Wort, als hinter ihnen fröhliches Geplätscher erklang.
    Egal was passiert
, dachte Doris und beäugte ihre Tochter von der Seite.
Ich werde auf keinen Fall durch dieses Loch pinkeln!

Flughafen München, Terminal 2, Taxistand
Samstag, 6. Januar, 10:35 Uhr
    „Sind Sie Jonathan Steiner?“
    Der Taxifahrer, ein älterer Herr mit grau melierten Haaren und tiefen Tränensäcken nickte. „Sie kommen von der Polizei?“
    „Ja.“ Bernhard hielt dem Fahrer seine Dienstmarke unter die Nase. „Wir hätten ein paar Fragen zu einem Fahrgast, den Sie Mittwochvormittag zu einem Autoverleih in München gebracht haben.“
    „Ah, Sie meinen sicher den Priester.“ Jonathan lächelte schief. „An den kann ich mich noch gut erinnern. Ist mir gleich seltsam vorgekommen.“
    „Weshalb?“
    Der Fahrer kratzte sich die Wange. „Weiß auch nicht genau. Hat ausgesehen, als würde er sich nicht wohl in seiner Haut fühlen. Der Typ ist mir schon aufgefallen, bevor er in meinen Wagen stieg. Er kam vom Parkplatz dort drüben und nicht aus dem Flughafengebäude.“
    Bernhard blickte in die angegebene Richtung. „Können Sie uns sagen, wann das ungefähr war?“
    „Ja.“ Der Fahrer nickte. „Ich sehe mal in mein Fahrtenbuch.“ Er begann auf seinem Monitor zu tippen.
    „Vielleicht gibt es auf dem Parkplatz Überwachungskameras“, sagte Bernhard, an Anna gewandt. „Könnte sein, dass er mit einem anderen Fahrzeug gekommen ist und sich dann das Taxi genommen hat.“
    „Aber weshalb dieser Umweg?“, warf Anna ein. „Wieso nicht gleich den Wagen in einer Seitengasse parken und zu Fuß zum Autoverleih?“
    „Keine Ahnung“, erwiderte Bernhard und zuckte die Achseln. „Vielleicht hielt er das für unauffälliger.“
    „Oder er hatte etwas am Flughafen zu erledigen“, mutmaßte Anna.
    „Elf Uhr drei habe ich die Route eingegeben“, sagte der Taxifahrer. „Der Mann war nicht besonders gesprächig, aber

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