Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)
Ermittlungen?“
Es war ein Schuss ins Blaue, aber er traf das Herz der Sache. Während die junge Frau verärgert das Gesicht verzog, wirkte der Mann ehrlich überrascht.
„Darüber können wir Ihnen keine Auskunft geben“, erwiderte er und fixierte sie mit einem durchdringenden Blick. „Entschuldigen Sie uns bitte.“
Stefanie hatte nicht vor, rasch klein beizugeben. Aber als die junge Frau drohend die Hand hob, trat sie doch zur Seite. Das Gesicht des Mannes kam ihr vage bekannt vor. Sie war sicher, ihm bereits begegnet zu sein.
Definitiv eine Story
, dachte sie und blickte den beiden hinterher, bis sie durch die Schwingtüren in den Schneesturm getreten waren. Eine solch unverhoffte Gelegenheit musste sie nutzen; je mehr Arbeit anfiel, desto besser. Auf diesem Weg kam sie nicht auf dumme Gedanken – und, was noch entscheidender war: Ihre unangenehmen Erinnerungen ließen sich viel leichter ausblenden.
Schiregion Kitzbühel, 3S-Bahn, Kabine 14
Samstag, 6. Januar, 18:45 Uhr
„Die Messe war also in vollem Gang“, erzählte Martin. „Wir stimmen gerade das ‚Ave Maria‘ an, als auf einmal die Tür der Sakristei aufgeht. Ich wende mich um und sehe, wie der Landesbischof eintritt – und zwar splitterfasernackt!“
Sandra und Michelle kicherten, während sich Rüdiger zu Martin beugte und mit einem breiten Grinsen meinte: „Wollten wir nicht jugendfrei bleiben?“
Martin fuhr ungerührt fort: „Im ersten Moment waren wir natürlich wie gelähmt. Der Landesbischof wackelt auf uns zu, bleibt stehen, sieht sich verwundert um und dann sagt er: ‚Oh, falsches Zimmer!‘ “
Ein befreiendes Lachen wanderte durch die Kabine.
„Grandios“, meinte Emma und schüttelte ungläubig den Kopf. „Da fragt man sich natürlich, was er vorhatte.“
„Das lasse ich lieber weg“, entgegnete Martin und warf Rüdiger ein anzügliches Grinsen zu. „Nicht, dass die Jugendfreigabe meiner Geschichte gefährdet wird.“
*
„Das Erlebnis, das ich erzählen will, ist ein halbes Jahr her“, begann Sonja. „Raphael und ich haben unseren Urlaub in der Dominikanischen Republik verbracht. Eigentlich eine sehr nette Anlage, toller Badestrand, saubere Zimmer, freundliche Mitarbeiter. Auch das Essen – immer top. Eines Abends sitzen wir im Speisezimmer, als auf einmal ein Tumult losbricht. Ein riesiger, schwarzer Hund springt in den Speisesaal. Direkt dahinter folgt ein weiß gekleideter Mann mit Kochhaube, der ein gewaltiges Fleischerbeil schwingt. Der Hund flitzt zwischen den Tischen und Stühlen hindurch, der brüllende und messerschwingende Koch jagt hinterher. Als er an uns vorbeiläuft, sehen wir, dass seine Schürze blutbesudelt ist.“
„Igitt“, erklang Michelles Stimme. „Ist ja ekelhaft.“
„Ihr könnt euch vorstellen, dass wir kein Fleisch mehr angerührt haben; zumindest so lange nicht, bis wir erfahren haben, dass der Hund in die Küche eingedrungen ist und den Wochenvorrat an Kaviar verschlungen hat.“
Rüdiger fing an zu summen: „Ein Hund kam i-hin die Küche, und stahl dem Koch …“
„Hat der Mann den Hund erwischt?“, fragte Sandra.
Raphael schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht. Das Tier ist von der Terrasse gesprungen und ward nicht mehr gesehen. Jedenfalls hat sich der Koch mehrmals für sein Verhalten entschuldigt und als Entschädigung einen riesigen Kuchen in Hundekopfform gebacken. War ziemlich lecker.“
„Köstliche Geschichte“, sagte Doris. Sie wandte sich Sebastian zu und schenkte ihm ein offenes Lächeln. „Was ist mit dir? Irgendeine lustige Anekdote vom Schibetrieb?“
„Schon“, meinte Sebastian. „Aber laut unserem Vertrag sind das alles Betriebsgeheimnisse. Hat einen meiner Kollegen den Job gekostet.“
„Komm schon“, entgegnete Rüdiger und zog eine Grimasse. „Ein paar Personennamen ändern und die Himmelsrichtung verschieben, dann hast du nichts verraten.“
„Also ich weiß nicht.“ Sebastian zögerte. „Vielleicht später. Willst du uns nicht eine nette Begebenheit erzählen?“
Das ließ sich Rüdiger nicht zweimal sagen.
*
„Eine noch“, rief Rüdiger und bemühte sich, das Gelächter der anderen zu übertönen. „Nur noch eine Geschichte, dann lasse ich es gut sein.“
„Gnade“, japste Emma und strich sich die Tränen von den Wangen. „Ich kann nicht mehr.“
„Diese Story ist auch überhaupt nicht lustig“, behauptete Rüdiger. „Im Gegenteil. Also, darf ich?“
Als niemand Einspruch erhob, setzte Rüdiger fort: „Wie ihr
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