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Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Titel: Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mortimer M. Müller
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brachte eine weitere Halteklammer an, damit der Apparat nicht mehr verrücken konnte. Danach überprüften sie das Bild: Alles lief einwandfrei.
    „Danke“, sagte Bernhard. „Und tut mir leid, dass ich dich gestört habe.“
    „Kein Problem“, erwiderte Arthur. „Bei Schneestürmen finde ich sowieso keinen Schlaf.“
    Sie verabschiedeten sich, und Bernhard marschierte zum Hotel zurück.
    Anna schlief nach wie vor. Womöglich hatte sie die vergangene Nacht durchgearbeitet, was ihr Bernhard durchaus zugetraut hätte. Falls dem so war, besaß sie eine enorme Selbstbeherrschung, denn sie hatte sich keine Erschöpfung anmerken lassen. Bernhard blickte auf seine Armbanduhr. Kurz nach zwei Uhr früh. Allmählich sollte er seine Partnerin wecken, damit auch er zu etwas Schlaf kam. Bernhard trat auf das Doppelbett zu. Sie lag auf der Seite, hatte eine Hand unter den Kopf geschoben. Ihr Atem ging rasch, ihre Augenlider flatterten. Sie träumte.
    Wehmütige Erinnerungen stiegen in Bernhard empor. Es war die gleiche Körperhaltung, in der seine Tochter stets geschlummert hatte. Manchmal war sie weinend erwacht, hatte nach ihm gerufen.
Nur ein Traum, mein Schatz
, hatte er ihr versichert und die tränennassen Locken aus ihrem Gesicht gewischt.
    Bernhard wandte sich ab und trat auf den Monitor zu.
Eine halbe Stunde noch
, dachte er.
Dann wecke ich sie auf
.

Schiregion Kitzbühel, 3S-Bahn, Kabine 14
Sonntag, 7. Januar, 04:15 Uhr
    Doris war sofort hellwach. Dunkelheit lag über der Kabine. Nur mit viel Fantasie ließen sich die groben Umrisse der Fenster und Fahrgäste erahnen. Die übrigen Passagiere schienen zu schlafen. Aber sie hatte einen Windhauch gespürt, dicht neben sich. Jemand saß an ihrer Seite. Jemand, der ihr sehr vertraut war. Doris’ Herz pochte. Sie ahnte, wer sich zu ihr gesellt hatte; nein, sie wusste es. Eine kräftige Männerhand tastete nach ihren behandschuhten Fingern. Sie ließ es geschehen, klemmte den Fäustling ihrer zweiten Hand zwischen die Beine und strich mit ihrem Daumen über seinen nackten Handrücken. Wieder dieses warme, lustvolle Ziehen. Sie war geil. Verdammt heiß auf ihn.
    Er umfasste ihre Brüste. Hart, fordernd. Widersprüchliche Gefühle peitschten in Doris empor. Sie wollte es. Jetzt. Hier. Aber da war auch eine nachdrückliche Stimme der Vernunft, die ihr einzureden versuchte, dass es Wahnsinn war. Zu viele Leute. Zu wenig Platz. Man würde sie hören, sehen, empört oder gar entsetzt reagieren. Ferdinand würde davon erfahren. Und dann war da noch Samantha.
    Dies gab den Ausschlag.
    Nein, Sebastian
, dachte sie.
So gern ich es möchte, aber nicht hier und jetzt
.
    Doris wollte ihre Entscheidung in Worte fassen, doch im selben Moment legte sich eine Hand auf ihren Mund. Für einen Moment war sie wie erstarrt. Was sollte das? Wollte sie Sebastian zu Sex zwingen? Hier vor all den Leuten? Vor Samantha?
    Unmut stieg in ihr auf. Doris griff nach dem blockierenden Arm und versuchte ihn fortzuschieben. Zwecklos. Der Griff war eisern, gnadenlos. Schlagartig loderte Furcht empor.
    Beiß zu
, dachte sie und öffnete den Mund.
    Schmerz. Ihre Kehle war ein See aus Feuer. Sie bekam keine Luft mehr. Ihre Muskeln versagten. Sie wollte Sebastian anflehen:
Hör auf, bitte!
Nicht einmal ein Röcheln.
    Panik, flirrende Punkte vor den Augen.
Aufhören!
    Ein kaum hörbares Rascheln.
Nein!
    Finsternis.

Kitzbühel, Hotel Tiefenbrunner
Sonntag, 7. Januar, 04:20 Uhr
    Andreas riss die Augen auf und schnellte hoch. Stille umfing ihn.
    Wobei, das stimmte nicht ganz: Der Sturm brauste um das Gebäude, die Fenster knirschten und knackten, und Schneekristalle prasselten gegen die Glasscheiben.
    Seufzend ließ sich Andreas zurückgleiten und atmete tief durch. Er hatte schon wieder geträumt. Es war sein Albtraum gewesen – oder auch nicht. Zu Beginn die wohlbekannte Kulisse: Allein vor dem Abgrund aus Finsternis, über ihm ein runder Vollmond, strahlend hell, sodass sich die karge Landschaft in eine geisterhafte Steppe verwandelte. Direkt voraus das Nichts.
    Weit und breit kein Gewitter, auch keine Blitze oder das beständige Grollen der Donnerschläge. Über dem Horizont erhob sich eine weiße Wand, bar jeglicher Farbnuance, ohne Kontraste, ohne einen einzigen Anhaltspunkt, worum es sich handelte.
    Aber es kam näher. Nach und nach verschluckte die fahle Wolke das Gelände, die knorrigen Bäume und die wie ein Nagelbett aufgereihten Berggipfel. Dazu erklang ein gutturales Fauchen und Brausen. Es hörte

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