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Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Titel: Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mortimer M. Müller
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unterbrochen. Michelle deutete mit vor Schrecken geweiteten Augen auf den am Boden liegenden Henrik.
    „Er hat Schaum vorm Mund!“
    Der Rothaarige zuckte und wand sich, wie ein Fisch am Haken. Speichel troff aus seinen Mundwinkeln, spritzte auf den Metallboden. Seine Pupillen wanderten nach oben, bis nur noch das Weiß in seinen Augen zu sehen war.
    Emma sprang auf und wollte Henrik in eine stabile Seitenlage drehen, aber seine unkontrollierten Bewegungen ließen das nicht zu.
Wasser
, dachte Emma. Sie besaßen kein Beatmungsgerät, keine Medikamente, kein Beruhigungsmittel, nichts. Nur Wasser, und selbst davon zu wenig. „Haltet ihn fest!“, rief sie, an Sebastian und Matteo gewandt. Die beiden bückten sich folgsam und fixierten den Tobenden. Emma nahm den Kunststoffsack mit dem geschmolzenen Schnee und träufelte etwas Flüssigkeit in Henriks Mundwinkel.
    Keine Entspannung.
    Der Körper des Rothaarigen bäumte sich auf wie ein bockendes Pferd. Sebastian und Matteo wurden abgeschüttelt. Henriks Kehle entrang sich ein erbarmungsloser Schrei. Sein Kopf schlug mehrmals hart auf den Wellblechboden. Blut spritzte. Spastische Krämpfe erfassten seine Gliedmaßen. Die Hände verkrümmten sich zu Klauen. Schlagartig verlor Henrik jede Menschlichkeit. Und dann – Stille. Henrik regte sich nicht mehr.
    Zögernd ging Emma in die Hocke und drückte ihre Finger gegen Henriks Halsschlagader. Kein Puls. Sie riss die Augen auf und warf Matteo einen hilfesuchenden Blick zu. Dieser kniff die Lippen zusammen, bückte sich und tastete nach Henriks Arm.
    „Er ist tot.“
    *
    Anspannung. Fassungslosigkeit. Betroffenheit. Furcht
.
    Die Luft war geschwängert von negativen Energien und düsteren Gedanken. Emma spürte es so deutlich, dass ihr schwindelig wurde. Falls sie nicht gegensteuerten, würde sich die Situation weiter zuspitzen. Dann konnte sich diese geballte Kraft aus Dunkelheit nur in einer zerstörerischen Explosion entladen. Emma rief ihren Schutzengel herbei, bat ihn um Beistand. Doch es kam keine Antwort.
    „Das gibt’s einfach nicht“, wimmerte Sandra. „Warum ist er gestorben? Warum hat er Doris umgebracht?“
    Samantha fing an zu schreien, zuerst leise, mehr ein Jammern, dann immer lauter.
    „Irgendwas ist hier faul“, stellte Sebastian fest. „Zuerst Doris und jetzt Henrik. Das kann kein Zufall sein.“
    „Finde ich auch“, sagte Matteo. Seine Stimme war bedächtig und ruhig. Gefährlich ruhig. Er wandte sich abrupt Martin zu. „Du bist gegenüber von Doris gesessen. Bevor ich eingeschlafen bin, habe ich gehört, wie ihr miteinander gesprochen habt. Und zwar nicht besonders nett. Da stellt sich mir die Frage“, seine Stimme wurde lauter, „ob du nicht hinübergelangt und ihr den Kehlkopf zertrümmert hast.“
    „Was erlaubst du dir!“, brauste Martin auf. „Willst du mich des Mordes bezichtigen? Wir hatten eine kurze Diskussion über Gott, das war alles. Und überhaupt: Was sollte mein Motiv sein? Ist hier niemanden aufgefallen, dass Sebastian Doris schöne Augen gemacht hat?“
    Alle Blicke wandten sich dem Liftbediensteten zu. Dieser gab sich in keinster Weise eingeschüchtert. „Ist das ein Verbrechen?“, fauchte er. „Bin ich ein Mörder, nur weil ich eine Frau attraktiv finde?“
    „Vielleicht hat sie dich abblitzen lassen“, schnaubte Matteo.
    „Schwachsinn!“, brüllte Sebastian. „Euch ist wohl entgangen, dass man hier jeden Huster mitbekommt. Von einem Gewaltverbrechen ganz zu schweigen. Aber weshalb ist Doris dann gestorben? Warum hatte Henrik Schaum vorm Mund und die Augen verdreht? Was wäre naheliegender als ein bisschen Gift, mit dem sich der Herr Pharmazeut garantiert blendend auskennt.“
    Rüdiger wurde blass. „Verleumdung!“, fuhr er auf und erhob sich von seinem Sitzplatz. „Nimm das sofort zurück.“
    „Auf gar keinen Fall. Glaubst du, ich habe nicht bemerkt, dass du andauernd in deinen Taschen gekramt hast, wenn niemand hingesehen hat?“
    „Bitte“, flehte Emma. „Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren. Noch wissen wir nicht einmal, ob es sich überhaupt um Mord …“
    Doch schon wurde sie von Martin unterbrochen. „Was ist eigentlich mit dir, Matteo, wenn wir schon bei Verleumdungen sind: Kann es sein, dass ich gehört habe, wie du aufgestanden bist – kurz bevor Samantha geschrien hat?“
    „Untersteh dich!“, brauste Matteo auf.
    Sandra fing an zu weinen. Samantha brüllte immer lauter. Michelle hatte die Hände auf die Ohren gepresst, die Augen

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