Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Käfersterben

Käfersterben

Titel: Käfersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
Vom Netzwerk:
nachzudenken: Wo steckte Dani?
     
    Deine Schnüffelei und deine Geheimniskrämerei sind dein Verhängnis.
    Auch, dass du dir immer irgendwelche Vorteile verschaffst. Immer eine Nasenlänge voraus sein willst. Neidlos erkenne ich deine Fähigkeiten an, deine unendliche Energie, deinen Fleiß, deine Schaffenskraft. So wie du bin ich nicht. Aber sprich mir nicht die Klugheit ab. Nicht die Rationalität. Ich unterlag bei jedem Versuch, mich mit dir zu messen. Dadurch konnte ich an dir wachsen. Es ist wie beim Bergsteigen: Du brauchst einen, der vor dir geht. Damit du dich anhängen kannst. Seinen Füßen mit den Augen folgen. Verstehen, wie er denkt, warum er die Tritte setzt wie er sie setzt. Er nimmt dir die Arbeit ab, denkt für dich, lenkt deine Füße.
    Jetzt sehe ich also, wohin die Reise geht. Du wirst unterliegen. Warte nur ab.
     

4. Notruf
    Das Knirschen von Autoreifen auf Kies riss Katinka aus ihren morbiden Gedanken und übertönte den Hunger, der an ihren Magenwänden riss.
    Kriminalhauptkommissar Harduin Uttenreuther sprang behände aus dem Wagen. Katinka wunderte sich immer wieder über seine Beweglichkeit, die so gar nicht zu seinem kompakten Körperbau passen wollte. Sie hatte den Eindruck, dass sein Bierbauch in den letzten Monaten an Umfang eingebüßt hatte. Jedenfalls wusste sie, dass Hardo regelmäßig trainierte. Schießen und Ringen. Außerdem war er in asiatischen Kampftechniken ausgebildet. Er hatte ein paarmal versucht, sie zum Mitmachen zu bewegen, aber Katinka war sich nicht sicher, ob der Polizeiausbilder der richtige Trainer für sie wäre. Sie hatte Angst, unter lauter harten Männern vom Kaliber Uttenreuthers nicht bestehen zu können. Es war schon schwer genug, sich beim Schießtraining beweisen zu müssen, wobei sie allerdings zugeben musste, dass sie von diesen Übungseinheiten unter polizeilicher Ägide viel profitiert hatte.
    »Tut mir leid«, sagte Katinka. »Ihr Urlaub hat kaum begonnen und ist schon im Eimer.«
    »Ich bin nicht dienstlich hier«, sagte er und grinste. »Ohne Brille sieht ihr Gesicht irgendwie anders aus.«
    Katinka tastete schnell nach der Brille und setzte sie auf. »Ferien für meine Augen«, sagte sie.
    Sie führte ihn um die Hausecke. Hardo scannte die Szenerie mit seinem Röntgenblick. Katinka schob die Hände in die Hosentaschen. Er zog Handschuhe aus seiner Jeans und streifte sie über. Neben dem gelben Beetle ging er in die Knie.
    »Haben Sie eine Kamera bei sich?«
    Katinka schüttelte den Kopf.
    »Dann muss es das Handy tun.«
    Er fotografierte den Spielzeugkäfer und packte ihn in eine extragroße Plastiktüte. Dann warf er einen Blick auf die Tür.
    »Ein Spezialschloss?«
    »Ja. Seltsam, oder? Wozu sollte Dani ein Spezialschloss brauchen!«
    »Sie kennen Ihre Freundin sicher besser als ich. Ich frage mich allerdings, wie Sie das Schloss aufgekriegt haben.«
    Katinka schluckte. »Berufsgeheimnis.«
    »Aber ein zweites Mal würden Sie es nicht aufbekommen, schätze ich? Oder weshalb haben Sie einen Stein als Stopper hingelegt?«
    Katinka hasste es, wenn sie rot wurde.
    »Jemand schuldete mir noch eine Dienstleistung.«
    »Sie sind ja komplett verrückt.«
    Diesen Vorwurf kannte Katinka. Er verwandelte die ganze Angelegenheit hier in Routine, und dafür war sie dankbar. Sie folgte Hardo durch die Räume. Er ging sie in der gleichen Reihenfolge ab wie Katinka zuvor. Bad, Küche. Er warf einen kurzen Blick in den Kühlschrank. Angesichts der Joghurtpalette rümpfte er die Nase und knurrte etwas von mangelhaftem Nahrungsangebot. Während er noch über Fehlernährung redete, fiel Katinkas Blick auf den Toaster. Er stand unschuldig auf dem Büffet, und darauf lagerte ein Plastikschälchen mit Schlüsseln. Sie zögerte. Hardo ging weiter ins Schlafzimmer. Katinka griff in die Schale und zog auf gut Glück einen Schlüssel heraus. Auf dem grünen Schildchen stand ›Sicherungskasten‹. Katinka legte ihn zurück. Sie spürte ihr Herz unregelmäßig schlagen. Ihr Atem kam heftig, und ungebetene Gänsehaut schlich über ihren Nacken. Der zweite Schlüssel hatte die Aufschrift ›Atelier‹. Ein dritter hatte überhaupt keine Beschriftung. Der vierte war der Schlüssel der Wahl. ›Haustür‹ stand auf dem Schildchen. Katinka warf einen Blick in den Gang. Hardo war nicht zu sehen. Sie steckte den Schlüssel in ihre Hosentasche. Ihre Finger juckten in den Latexhandschuhen. Sie atmete tief durch und ging ins Schlafzimmer.
    Der Kommissar betrachtete den

Weitere Kostenlose Bücher