Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Käfersterben

Käfersterben

Titel: Käfersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
Vom Netzwerk:
weißer Nebel. Hastig setzte sie sich auf den Boden.
    Hardo ging zu seinem Auto und kam mit einer Tafel Schokolade zurück. Mittlerweile kannte er ihre Vorliebe für Milchschokolade mit ganzen Haselnüssen drin.
    »Reicht die für den Moment?«
    Er zog die Haustür zu und schlüpfte aus den Handschuhen. Katinka riss schon das Papier weg.
    »Ihren Urlaub können Sie knicken«, stellte sie fest und hielt ihm eine Rippe hin.
    Er nahm sie und zuckte die Achseln.
    »Nicht unbedingt. Wir haben zwei Probleme. Ihre Freundin ist zum vereinbarten Zeitpunkt nicht da, sie hat Sie versetzt. Kommt vor unter Freundinnen, oder?«
    »Das Komische ist, ich kenne sie gar nicht mehr so gut«, sagte Katinka mit vollem Mund. »Wir sind alte Freundinnen aus frühen Kindertagen. So was schweißt zusammen. Aber in den letzten 20 Jahren haben wir uns nur sporadisch gesehen.« Der Gedanke kam angeflogen, dass ihre Beziehung zu Dani wie kurze Inselferien waren, die aus dem Meer des Üblichen herausragten. Man betrat die Insel, und man ging fort. Aus.
    »Außer zu künstlerischen Zwecken.«
    »Sie meinen die Plastik?«
    Hardo wiegte den Kopf. »Zum Beispiel.«
    »Die hat Dani vor etlichen Jahren gemacht. Ich habe noch studiert. Sie kam nach Bamberg, um ein Seminar an der Uni zu halten. Ich saß ihr ein paar Abende lang Modell. Es hat Spaß gemacht. Was ich sagen wollte, ist nur: Ich kann nicht realistisch einschätzen, ob Dani der Typ ist, der eine kurzfristige Verabredung vergisst oder sich einfach nicht mehr drum schert.«
    »Künstler sind manchmal eigenwillige Zeitgenossen.«
    »Dani in gewisser Weise auch«, gab Katinka zu. »Aber dann ist da ja noch …«
    »… der Käfer«, vollendete Hardo. »Das Spezialschloss und das Panzerglas.«
    »Die Skulpturen im Haus müssen wertvoll sein. Genau genommen sind sie Danis Lebensversicherung, Gehalt und Rente in einem.«
    »Hm«, machte Hardo.
    Er lehnte ab, als Katinka ihm das letzte Stück Schokolade anbot. Sie aß es selbst. Das drängende Hungergefühl war weg, auch der Eindruck, in Kürze umzukippen, fürs Erste verflogen.
    »Geben Sie den Beetle an Ihre Techniker weiter?«
    Hardo nickte. »Ich versuch’s mal. Kann sein, dass mir Fleischmann gleich einen Korb gibt. Wenn es stressig wird, macht er gerne einen auf miese Laune.«
    »Wer ist eigentlich dieser Fleischmann?«
    Katinka erinnerte sich an den Polizisten, der ihr am Tatort auf seinem Latexfinger das Ketchup unter die Nase gehalten hatte. Außerdem hatte er eine dämliche Bemerkung über Katinkas Beziehung zu Hardo gemacht. Etwas Anzügliches schwang da zwischen den Zeilen mit, und Katinka war in dieser Hinsicht ziemlich empfindlich.
    »Fleischmann ist aus Nürnberg zu uns gestoßen. Er wollte dort weg, und bei uns wurde jemand gebraucht. Man könnte ihn als ein kriminaltechnisches Genie bezeichnen, mit guter Intuition und profunder Sachkenntnis ausgestattet. Manchmal benimmt er sich allerdings wie ein Möchtegern-Revolutionär. Warum fragen Sie?«
    »Nur so.« Katinka stand auf. »Ich glaube, ich muss nach Hause.«
    »Ist eine kurze Brotzeit auf einem Keller drin?«, fragte Hardo. »Schokolade ist nicht das gesündeste Nahrungsmittel.«
    »Bratwurst auch nicht«, lachte Katinka.
    Sie gingen zu den Autos. Katinka blickte zum Haus zurück. Es sah nun nicht mehr einladend aus, ganz und gar nicht. Dennoch würde sie wieder herkommen. Sie hatte ja jetzt den Schlüssel, aber das brauchte Hardo nicht zu wissen.
    Es regnete immer noch nicht. Die Windstöße ließen nach. Sie wartete, bis Hardo gewendet hatte, und folgte ihm dann über den Kiesweg. Im Rückspiegel sah sie Danis Haus immer kleiner werden und hinter den Bäumen verschwinden. Im selben Moment wusste sie, was ihr vorhin bei ihrer Ankunft so seltsam vorgekommen war: Nirgendwo war ein Auto zu sehen. Sie trat unwillkürlich auf die Bremse und blieb stehen. Vor sich sah sie Hardos Bremslichter aufleuchten. Ich Riesenidiot, dachte Katinka. Ich hätte es die ganze Zeit merken können. Dani kann gar nicht im Haus sein. Sie hat ein Auto. Und sie kommt nur mit einem Auto von hier weg. Das Paradies liegt ziemlich abseits.
    Schnell gab sie Gas und schloss auf. Während sie hinter dem Kommissar herfuhr, wenig auf den Weg achtete und sich irgendwann fragte, wie sie eigentlich zur Autobahnauffahrt gekommen war, rekapitulierte sie alles noch einmal. Dani war gestern mit dem Auto nach Bamberg gekommen. Angeblich zum Shoppen. Stattdessen war sie im Hainbad gelandet. Eigentlich sonderbar, überlegte

Weitere Kostenlose Bücher