Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Käfersterben

Käfersterben

Titel: Käfersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
Vom Netzwerk:
Backe!«
    Das Handy meldete eine neue Nachricht auf der Mailbox. Katinka kannte die Nummer. Britta! Sie hatte Britta und ihren Artikel ganz vergessen. Es war schon bald sieben. Schnell hörte sie die Mailbox ab.
    »Katinka, bist du in der Karibik? Ich brauche das Material!«
    Sie rief zurück. Britta riss den Hörer schon beim ersten Klingeln an sich.
    »Katinka? Himmel, wo hast du dich verkrochen! War’s so spannend bei den Youngtimern?«
    »Entschuldige, Britta. Ich bin gleich bei dir.«
    Zwanzig Minuten später parkte sie in Brittas Hinterhof und rannte die Treppen zu ihrer Wohnung hinauf.
    »Tut mir wirklich leid. Ich musste …«
    Britta nahm ihr die Digitalkamera und die Notizen ab.
    »Gebongt. Wenn du willst, bleib hier und nimm dir einen Kaffee oder ein Glas Wein. Ich mache mich an die Arbeit.«
    »Danke dir, aber ich will nach Hause. Zu müde, jedenfalls für heute.«
    Sie verließ das Haus. Eine Frau umkreiste Katinkas Wagen.
    »Fahren Sie hier wieder weg? Das sind nämlich Anwohnerparkplätze.«
    »Ich bin eigentlich gar nicht da«, erwiderte Katinka wütend. »Sie haben eine Erscheinung vor sich.«
     
    Zu Hause zog sie sich um und machte Wasser heiß. Kater Vishnu missachtete demonstrativ die angebotenen Streicheleinheiten. Eine Wärmflasche an sich gedrückt, setzte Katinka sich an den Küchentisch und dachte nach. Versuchte, Parallelen zwischen Booz und Dani herzustellen. Dani, die erfolgreiche Bildhauerin, die hart arbeitete und Geld verdiente. Und dann Booz und seine Installationen. Katinka gruselte es vor den Gleitschirmfliegern an der Felswand. Kunst, überlegte sie, war doch ihrem Wesen nach Ausdruck einer inneren Sicht, eines Selbst. Das Selbst, das sich da bei Booz offenbarte, schreckte sie. Es schien ihr makaber und von unglaublicher Hässlichkeit.
    Sie nahm sich ein Schälchen Quark aus dem Kühlschrank und rührte Honig hinein. Seit heute Morgen hatte sie nichts gegessen. Appetit hatte sie keinen, Hunger auch nicht, aber sie spürte ein Sausen in ihrem Kopf. Unterzucker. Mit dem Quark in einer Hand, der Wärmflasche in der anderen setzte sie sich vor Toms Computer. Es sollte ein Leichtes sein, im Internet auf Informationen zu Arian Booz zu stoßen. Sie fuhr den Rechner hoch und hielt dann inne. Es gab eine sehr viel bessere Möglichkeit. Der einzige Nachteil bestand darin, dass ihr Informant schwer zu erreichen war. Aber er würde Bescheid wissen. Sie suchte ihr Adressbuch und startete ihre Versuchsreihe mit einigen Nummern, die mit 0043 begannen. Beim dritten Mal hatte sie Glück.
    »Palfy?«
    »Hallo Papa!«
    Kurzes Schweigen in der Leitung.
    »Ja, Katinkaaa«, kam es dann aus der Ferne. »Dich habe ich aber lange nicht gehört. Gesehen übrigens auch nicht.«
    »Da könnte ich das Gleiche sagen!«
    »Na, komm schon, Kati! Ich habe viel zu tun.«
    Katinka mochte ihren Kindernamen nicht besonders.
    »Ich auch. Ich wundere mich ohnehin, dass du in Wien bist.«
    Ihr Vater besaß Häuser in mehreren europäischen Städten und eines auf Teneriffa, das er als Winterrefugium nutzte. Meistens mit Katinkas Mutter gemeinsam, obwohl beide seit etlichen Jahren geschieden waren.
    »Aufträge, meine Liebe.«
    »Wie geht es Melissa?«
    Melissa Palfy, Katinkas Schwester, war vor einem knappen Jahr nach Europa zurückgekehrt, nachdem sie sich längere Zeit in den USA durchgeschlagen hatte. Kurz nach ihrer Ankunft in der alten Welt hatte sie Katinka in Bamberg besucht und bei der Aufklärung einiger brisanter Mordfälle mitgewirkt. Anschließend war sie mit der festen Absicht nach Wien gefahren, dort ein Literatur-Kaffeehaus zu eröffnen.
    »Ganz gut, soweit ich weiß. Ihr telefoniert nicht häufig, nehme ich an.«
    Katinka seufzte. Sie hatte nie gut mit Melissa gestanden. Meistens begründete sie die fehlende Harmonie damit, dass sie einfach zu verschieden seien und die Welt aus jeweils ganz unterschiedlichen Perspektiven sahen. Allerdings hatte die gemeinschaftliche Mörderjagd die beiden Schwestern zusammengeschweißt, wenigstens für ein paar Tage. Ich habe nicht den Mut, auszuprobieren, ob das neue Zusammengehörigkeitsgefühl tragfähig ist, dachte Katinka selbstkritisch. Deswegen melde ich mich nicht bei ihr.
    »Ich komme mal wieder nach Wien und besuche euch alle. Läuft das Literatur-Kaffeehaus?«, fragte Katinka. Sie hatte ihren Vater im Verdacht, das Anfangskapital zugeschossen zu haben. Möglich wäre es. Er schwamm im Geld. Ignaz Palfy war einer, der es im Kapitalismus geschafft hatte. Für ihn

Weitere Kostenlose Bücher