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Käfersterben

Käfersterben

Titel: Käfersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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Erfahrung konnte sie jetzt ins Feld führen.
    »Ach. Und Sie wollen was über uns schreiben?«
    »Das ist noch nicht sicher. Ich bin freie Kulturjournalistin und arbeite für verschiedene Magazine. Sie wissen schon: Man ist ständig auf der Suche nach Themen, und Künstlerkommunen kommen beim Leser immer an.«
    »Wir sind aber keine Kommune«, sagte Booz tadelnd und drohte Katinka mit dem Zeigefinger. Seine Augen lachten.
    »Entschuldigung. Ich drücke mich dämlich aus, weil ich in Künstlerkreisen erst noch meine Sporen verdienen muss.«
    »Selbstbezichtigung. Wie edel.«
    »Ich habe von Daniela Zanini gehört, dass sich hier eine interessante Gruppe von Künstlern zusammengetan hat. Sie sind doch den ganzen Sommer über hier. Im Juli oder August bringe ich immer ein paar gute Geschichten unter.«
    Sie täuschte sich vermutlich. Doch als sie Danis Namen erwähnte, schnellten seine Augenbrauen für einen kurzen Moment überrascht in die Höhe.
    Booz goss den Tee ab, stellte zwei Tassen auf den Tisch und schenkte sie voll.
    »Nehmen Sie Zucker?«
    »Nein. Danke.«
    »Niemand nimmt mehr Zucker«, sagte Booz. Er stellte die Kanne weg und betrachtete Katinka von oben bis unten. Seine glühenden Augen hinterließen ein eigenartig warmes Gefühl auf ihrer Haut.
    »Kennen Sie Dani?«, fragte Katinka atemlos. Booz Blick ließ sie nicht frei. Unsichtbare Fesseln schlangen sich um ihre Hände und Füße. Sie musste sich konzentrieren, um zum Tisch zu treten und die Teetasse in die Hand zu nehmen.
    »Ich bin ihr einmal begegnet, vor einem oder zwei Jahren. Sie ist eine erfolgreiche Frau.«
    Katinka verbrannte sich die Lippen. Versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Booz griff mit seinen schmutzigen Händen in seinen Haarschopf und strich die Locken nach hinten. Sie richteten sich sofort wieder auf.
    »Ich würde Dani gerne auch interviewen. Aber sie ist unauffindbar. Dabei hatte sie mir schon einen Termin zugesagt. Wäre schade, wenn die Story flöten ginge.« Katinka hoffte, sich ganz nach rasender Reporterin anzuhören.
    »Jetzt sagen Sie bestimmt, wir Künstler sind ein unstetes Volk«, lächelte Booz. Katinkas Herz klopfte schneller. Booz ist verlobt, mahnte sie sich. Und diese Künstlertype und eine Privatdetektivin – nicht auszudenken.
    »Guter Tee«, sagte sie. »Haben Sie eine Ahnung, wo Dani stecken könnte?«
    »Jana könnte etwas wissen«, sagte Booz. »Die beiden … kennen sich seit langem.«
    Katinka bremste ihren Atem. Sie trank betont gemächlich ihren Tee. In der Wärme der Küche wurde sie ganz schläfrig. Das bullernde Geräusch des Ofens lullte sie ein.
    »Naja«, sagte sie rasch. »Egal – jetzt bin ich bei Ihnen, und das ist schon mal ein Anfang. Haben Sie im Lauf der Woche Zeit? Für ein Interview?«
    Booz hatte den Blick immer noch nicht von Katin-ka genommen.
    »Wissen Sie, Katinka Palfy«, begann er. »Ich muss das erst mit meinen Kollegen besprechen. Wir sind eigentlich hier, um uns zurückzuziehen. Um uns vor der Welt zu verstecken. Quasi wie im Kloster.«
    »Wie viele sind Sie denn?«, fragte Katinka. Ihre Hände bebten, als sie die Tasse abstellte. Sie war sicher, dass Booz sich seiner Wirkung auf sie absolut bewusst war.
    »Wir sind momentan zu dritt«, sagte Booz. »Außer Jana und mir ist noch York mit von der Partie.«
    »York?« Katinka schob die Hände in die Taschen ihrer Jeans.
    »Ja.«
    »Ein Künstlername?«
    »Nein. Er heißt wirklich so. York Schlingenberg. Seine Eltern waren Hippies. Vielleicht liegt es daran. Sie hatten jedenfalls ein Faible für Namen, die aus dem Rahmen fallen.«
    Katinka nickte. York. Britta und York. Der zehn Jahre jüngere Lover. Oder sieben Jahre. Unerheblich.
    »Er ist noch ein ganz junger Nachwuchskünstler?«, wollte sie wissen.
    Jetzt hatte sie die Oberhand über Booz.
    »Sie scheinen mit einer herausragenden Intuition gesegnet, Katinka Palfy«, sagte er. »Er ist gerade mal 21. Ein Adonis, unter uns.«
    »Und woran arbeitet er?«
    »Er ist ein Raumkünstler.«
    »Will heißen?«
    »Wie der Name schon sagt. Er gestaltet Räume.«
    »Ist das was anderes als eine Installation?«
    »Kommen Sie mal mit.«
    Booz stand auf und führte sie in das Zimmer nebenan. Katinka stellte fest, dass der Kachelofen beide Räume gleichzeitig heizen konnte. Doch jetzt hing eine feuchte, modrige Kälte im Zimmer. Es war ebenso groß wie die Küche, die ehemalige gute Stube. Inzwischen war es eingerichtet wie ein Büro. Aktenschränke, Zettelkästen, zwei Laptops, Scanner,

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