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Käfersterben

Käfersterben

Titel: Käfersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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könnte. Wir können keine Leute mehr abstellen, diese Raubgeschichte geht über unsere personellen Kräfte.«
    »Sie sitzen also in Ihrer Freizeit hier?«, flüsterte Ka-tinka. Irgendwo am Ende des Ganges hörte sie Stimmen.
    »Genau!«, bestätigte Sabine lächelnd. »Wollen Sie abhauen?«
    Katinka lehnte sich gegen die Wand. Sie brauchte geschlagene fünfzehn Minuten, um Sabine Kerschensteiner von ihrem Vorhaben zu überzeugen.
    »Hardo wird nichts mitkriegen. Bis er wach wird, sind wir längst zurück. Inklusive Täter.«
    Sabine sah sie zweifelnd an. Katinka zog triumphierend Hardos Autoschlüssel aus der Jackentasche. »Er kann uns gar nicht hinterher.«
    Sie verließen die Klinik und gingen zum Parkplatz. Hardos Golf war leicht zu finden. Sabine setzte sich ans Steuer.
    »Wir müssen zu meinem Auto, ich brauche meine Waffe!«, sagte Katinka.
    »Sie wollen damit aber nicht sagen, dass Ihre Waffe vollkommen ungesichert in einem auf der Straße abgestellten Wagen rumliegt?«, fragte Sabine mit ihrer Polizistinnenstimme.
    »Doch«, gab Katinka zurück.
    Die nächtliche Stadt lag friedlich vor ihnen. Sabine steuerte Richtung Zentrum, sie rollten den Kaulberg hinunter. Späte Kneipengänger waren auf dem Weg nach Hause. Katinka dachte an Hardo, der im Klinikum in der denkbar unbequemsten Position eingeschlafen war. Sie hatte ein bisschen Mitleid mit ihm. Dachte an die Polizistin neben ihr, die ihren dringend notwendigen Schlaf opferte. Schnell lenkte sie ihre Gedanken auf das Bevorstehende. Betastete den Verband am Arm. Sie hatte immer noch keine Schmerzen und wunderte sich darüber. Bis auf ein leichtes Schwindelgefühl schien alles in Ordnung.
    An der Nonnenbrücke hielt Sabine. Katinka lief hinaus, schloss Toms Auto auf und griff nach dem Holster mit ihrer Waffe. Sie würde es nicht befestigen können. Normalerweise trug sie es unter der linken Schulter. Schnell entschlossen riss sie die Schlinge weg. Ihr Arm war nun wieder frei beweglich. Er fühlte sich immer noch ein bißchen taub an. Katinka schnallte das Holster fest. Der gewohnte Druck der Waffe gab ihr das Gefühl von Normalität zurück. Daran änderte auch der dicke Verband am Arm nichts und ebensowenig das Nachthemd, das sie unter Hardos Lederjacke trug. Gerade noch rechtzeitig dachte sie an das kleine Aufnahmegerät und schob es in die Tasche.
    »Booz ist übrigens auf freien Fuß gesetzt worden«, sagte Sabine Kerschensteiner. Katinka fuhr sich durchs Haar. Das machte die Sache komplizierter. Er würde in Holzhof sein. Damit stand es drei gegen zwei.
    Sie fuhren schweigend aus Bamberg hinaus. Am Berliner Ring kamen ihnen zwei Streifenwagen entgegen. Katinka bemerkte Sabines Anspannung.
    »Frau Kerschensteiner«, sagte sie, »ich übernehme das hier auch alleine, wenn ich Ihnen damit den geringstmöglichen Ärger mache.«
    »Vergessen Sie’s. Diesen Ausflug kann ich überleben, aber wenn ich Uttenreuther beichten muss, dass ich Sie alleine in ein solches Himmelfahrtskommando ziehen ließ, bringt er mich um.«
    Katinka grinste. Sie sah aus dem Fenster und ließ die verschwommenen Bilder an sich vorbeiziehen. Wie auf einem modernen Kunstwerk, dachte sie. Alles verwaschen, unscharf, verzerrt und irgendwie farblos. Sie philosophierte ein wenig darüber, dass die Nacht die Farben schluckte. Hardo hatte Tom angerufen. Seine Fürsorge kannte wahrlich keine Grenzen. Sie freute sich, Tom zu sehen. Endlich würden sie klären, was zu klären war. Ein unangenehmes Ziehen im Magen verriet ihr, dass der bevorstehende Husarenritt sie nervös machte. Außerdem wusste sie schon nicht mehr, wann sie zuletzt etwas gegessen hatte.
    Sie bewegte sachte ihren linken Arm. Es funktionierte. Für einen kurzen Moment fürchtete sie sich davor, die Narbe zu sehen. Jetzt durfte sie nicht daran denken. Sie und Sabine Kerschensteiner mussten diese Geschichte erledigen. Dann würde Zeit sein für alles andere. Für Danis Beerdigung zum Beispiel.
    »Ist Danis Leiche schon freigegeben?«, fragte sie.
    »Ich weiß nicht«, murmelte Sabine Kerschensteiner.
    Katinka kniff die Augen zusammen. Ihr fiel ein, dass ihr Handy kaputt war.
    »Haben Sie ein Handy?«
    »Nein, leider nicht. Zu teuer.«
    Katinka nickte. Sie wusste, dass Polizisten, genauer gesagt Polizeimeister, nicht besonders viel verdienten.
    »Ich sehe so schlecht!«, sagte sie. »Steht auf dem Schild da vorne ›Holzhof‹?« Ohne Brille fühlte sie sich eingesperrt zwischen Wänden, die nah und näher auf sie

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