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Käfersterben

Käfersterben

Titel: Käfersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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knurrte Jana.
    Katinka schob ihr die letzte zwischen die Zähne und hielt ihr das Feuerzeug hin. Jana nahm einen tiefen Zug.
    »Sie hätten ja doch keine Ruhe gegeben«, blaffte sie Katinka an. Die Zigarette tanzte in ihrem Mundwinkel herum. »Nachdem Sie mir gesagt hatten, dass Sie Dani vermissten, war mir klar, dass ich Sie loswerden muss.«
    »Und Sie haben gedacht, das kriegen Sie hin, indem Sie mich in dieses Verlies einsperren und mir ein Küchenmesser in den Arm rammen?«, fragte Katinka. Ihre Stimme wurde schrill. Sie lehnte sich gegen einen Holzblock und rutschte auf den Boden.
    »Dani hat immer gesagt, ich solle auf eigenen Füßen stehen. Sie konnte so sein. So selbständig. Aber ich nicht. Ich brauchte sie. Nur dieses eine Mal noch. Was wäre so schlimm daran gewesen, mir die Plastiken zu machen. So eine wie Dani hätte die in zwei Wochen gehabt. Oder in drei. Aber sie war so herzlos. Sie hatte Kraft wie ein Bär. Und hat immer wie selbstverständlich angenommen, dass alle anderen auch so stark sind wie sie. Sie hat meine Trauer um Livio nie verstanden. Meinte, ich könnte doch allmählich drüber wegkommen. Es hätte ja doch keinen Sinn, immer nur zu weinen und zu jammern. Man müsste was tun. Sie sagte: Du musst deine Kraft von dort herholen, wo du herkommst, nicht von dort, wo du hättest sein können, wenn dieses oder jenes geschehen oder nicht geschehen wäre.«
    Katinka erinnerte sich an Dani, wie sie den Fluss hinaufgeblickt und gesagt hatte: ›Ich schaue immer zur Quelle.‹
    Jana ließ den Rauch aus den Nasenlöchern entweichen. Zusammengekrümmt und mit gefesselten Händen auf dem Boden sitzend, sah sie aus wie ein gestrandeter Drache.
    Katinka hob den Kopf. Sie meinte, ein Geräusch zu hören. Auch Jana lauschte.
    »Was ist das?«, fragte Sabine mit angehaltenem Atem. Katinka bemerkte ein Grinsen auf Janas Lippen. Sie dachte den Gedanken nicht weiter. Später wurde ihr bewusst, was für einen Fehler sie da gemacht hatte. Aber sie war zu absorbiert von Janas Geschichte, dem Licht, das ins Finstere vordrang.
    »Sie lieben Booz gar nicht, oder?«, fragte Katinka. »Er ist ein schlechter Ersatz für Livio. In Ihren Augen …«
    »Ersatz? Booz ist ein Spinner. Er stinkt nach Shit. Er kifft sich die Birne weich. Niemals kann er an Livio herankommen.«
    »Warum haben Sie sich mit ihm zusammengetan?«
    Jana starrte vor sich hin.
    »Er ist meine einzige Chance. Ohne ihn wäre ich nie mehr in die Szene reingekommen. Die Kunst ist erbarmungslos. Alle hassen sich. Jeder will geliebt und gelobt und gepriesen werden.«
    »Was ist mit Petra Stein?«, fragte Katinka.
    »Petra? Ach so, Gwendolyn. Tja, die hatte halt einfach Pech.«
    Jana schloss für einen Moment die Augen. Dann sprang sie unvermittelt auf und raste zur Tür, gewandt und schnell trotz ihrer gefesselten Hände. Sabine erwischte sie bei den Schultern, aber Jana riss sich los und rannte hinaus.
    »Los!«, brüllte Katinka. Sie stand auf, kämpfte gegen den Schwindel an und lief Sabine hinterher.
    Sie erreichten den Vorraum. Jana war schon draußen. Katinka schnappte nach Luft. Eine Feuerwand stieg vor ihnen auf. Beißender Benzingestank drang herein.
    »Verflucht«, schrie Katinka. Sie sah Jana irgendwo schemenhaft hinter den tanzenden Flammen davonrennen. Das Geräusch von vorhin. Jana, die unbedingt eine Zigarette wollte.
    »Da hat jemand Benzin ausgeschüttet«, schrie Ka-tinka.
    Sie taumelte von dem Gestank und der Hitze. Entsetzt beobachtete sie, wie rund um das Stallgebäude die Flammen aufloderten. Es gab nichts, wovor sie mehr Angst hatte als vor dem Sterben im Feuer. In Schockstarre lehnte sie sich gegen den Türrahmen. Das Atmen ging schwer. Ihre Beine zitterten.
    »Wir müssen hier raus!«, brüllte Sabine ihr ins Ohr. »Los! Wir versuchen’s auf der anderen Seite!«
    Sie zog Katinka in den großen Raum zurück, riss das hintere Fenster auf. Katinka tappte ihr hinterher.
    »Mach schon!«, schrie Sabine. Ihre Stimme überschlug sich. Die Flammen waren hoch, aber noch nicht zu hoch. Sie hatten ein paar Sekunden. Katinka starrte voller Entsetzen in das flackernde Licht. Sabine packte sie am Ellenbogen.
    »Spring! Das geht!«
    Katinka konnte nicht. Sie wusste, dass sie einen Fehler machte. Aber sie konnte nicht. Die Hitze schlug ihr ins Gesicht und raubte ihr den Atem. Sie verkroch sich so tief es ging in Hardos Jacke.
    »Spring!«, hörte sie Sabine noch einmal schreien. Den Stoß spürte sie zuerst, dann die enorme Hitze. Sie landete

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