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Käfersterben

Käfersterben

Titel: Käfersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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aus. Er wurde größer, und sie spürte die Nässe und die Wärme ihres eigenen Blutes. Es war 3 Uhr 17, Donnerstag, der 17. Juni 2004.
     

19. Ein Loch im Jahr
    Die drei Stallgebäude brannten bis auf die Grundmauern nieder. Fasziniert beobachtete Katinka die vollkommene und gründliche Vernichtung. Sie bemerkte kaum die Feuerwehrautos, achtete nicht auf die Kommandos, das Geschrei und den Lärm. Ein erster Streifenwagen war zur Verstärkung angerückt, der Van der Kriminaltechnik kam auf den Hof gefahren. Sabine übergab Booz, Jana und York an ihre Kollegen, dann kam sie zu Katinka.
    »Das Haus können sie wohl retten«, sagte sie. »Es steht ja weit genug weg. Aber die Stallungen sind hin. Da fackelt ein ganzes Denkmal ab.«
    Sie sahen zu, wie die Techniker die Tonne öffneten. Katinka fühlte ein unangenehmes Summen in ihrem Arm.
    »Sieh an«, sagte Fleischmann. Sein krötiger Gesichtsausdruck machte einem Grinsen Platz. Er förderte vier Autoschlüssel zutage, ein Notizbuch, ein paar zusammengefaltete Papiere, einige Fotos, eine CD und die Speicherkarte einer Digitalkamera.
    »Die wollen wir uns doch gleich mal ansehen«, erklärte Fleischmann leutselig. »Ist Uttenreuther schon da?«
    Sabine schüttelte den Kopf. Unter der schwarzen Rußschicht sah sie blass aus.
    »Die Rechnung geht auf mich«, sagte Katinka leise zu ihr. Sie zogen sich ins Wohnhaus zurück. Katinka setzte sich auf die Küchenbank, legte Hardos Jacke beiseite und betrachtete wie in Trance den Blutfleck auf ihrem Arm. Immer noch spürte sie kaum Schmerzen, nur ein sanftes Pulsieren, wie eine verhaltene Massage. Sie überlegte, ob es sinnvoll wäre, den Verband einfach abzuwickeln, aber sie traute sich nicht. Sie war sich nicht sicher, ob sie den Anblick einer frisch genähten und vermutlich ziemlich dreckigen Wunde aushalten konnte.
    »Warum eigentlich vier Autoschlüssel?«, fragte Sabine. »Es wurden doch nur drei Käfer aufgespießt.«
    »Ich schätze, der vierte ist der von Danis Wagen«, murmelte Katinka.
    Sabine stand gegen die Spüle gelehnt da und betrachtete die nassen Flecken auf dem Küchenboden, die sie mit ihren triefenden Schuhen und Hosen hinterlassen hatten.
    »Du hättest Uttenreuther mal erleben sollen, als wir heute Abend die Reste deines Handys in der Molitorgasse fanden«, seufzte sie, während sie ein Geschirrtuch befeuchtete und sich das schwarze Gesicht abwischte. »Er war vollkommen außer sich. Er brüllte und raste gegen die Tür. Ich dachte, er zerschmettert sich die Schulter.« Sie füllte zwei Gläser mit Leitungswasser. Eines stellte sie Katinka hin. »Es sah aber auch grässlich aus. Du lagst in einer Blutlache, weiß … leblos. Wir haben alle einen ziemlichen Schreck bekommen.« Sie trank ihr Wasser aus. »Hardo schrie nach einem Verbandskasten. Er brüllte, er würde uns alle auf den elektrischen Stuhl bringen, wenn wir ihm nicht innerhalb von 30 Sekunden einen Verbandskasten herbeischaffen.«
    »Schönen guten Abend, die Damen!«
    Katinka zuckte so heftig zusammen, dass ihr Knie gegen das Tischbein rammte. Von dem plötzlichen Schmerz wurde ihr übel. Sie stand langsam auf.
    »Ich gestehe gleich«, sagte sie. »Ich habe Ihre Jacke gestohlen, Ihr Auto, und ich habe Sabine Kerschensteiner gezwungen, mit mir nach Holzhof zu fahren. Ich konnte nicht selbst fahren. Ich habe nämlich keine Brille mehr.« Wie um ihn zu besänftigen, holte sie das Aufnahmegerät hervor und drückte es dem Kommissar in die Hand. »Janas Geständnis.«
    »Das stimmt nicht«, murmelte Sabine. »Ich bin freiwillig …«
    »Kerschensteiner, würden Sie uns mal einen Moment alleine lassen?« Seine Stimme bohrte einen Dübel in Katinkas Kopf. Über ihren Augenbrauen schoss der Schmerz hervor. Mit zweifelnden Blicken in Richtung Katinka ging Sabine hinaus.
    »Hardo«, flüsterte Katinka. »Bitte lassen Sie Sabine da raus. Ich …«
    Er trat auf sie zu, den Zeigefinger auf die Lippen gelegt. Mit der anderen Hand hob er ihr Kinn.
    »Sie haben nur diese eine Chance«, sagte er drohend. »Ich bringe Sie jetzt ins Klinikum zurück. Dort bleiben Sie, bis Sie mein Placet haben, und das der Ärzte, dass Sie nach Hause können. Ich stelle Sie unter Arrest, wenn es sein muss. Und Ihr nächster Aufpasser wird ein anderes Kaliber sein, das kann ich Ihnen flüstern.« Er griff nach dem Handtuch und rieb ihr übers Gesicht.
    »Aber …«
    »Haben Sie mich verstanden, Katinka?« Das Handtuch flog in hohem Bogen in die Spüle.
    Sie nickte, spürte seine

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