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Kälteeinbruch (German Edition)

Kälteeinbruch (German Edition)

Titel: Kälteeinbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Erik Fjell
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nicht umzustimmen. In dem Moment wurde mir wohl klar, dass das, was erzählt wurde, möglicherweise doch nicht so abwegig war, wie ich zunächst vermutet hatte.»
    «Warum sind Sie damit nicht zur Polizei gegangen?», fragte Anton unnachgiebig.
    «Ich war fast dreißig Jahre Rektor an der Seiersten-Schule. Davon neunundzwanzig tolle Jahre. In besagtem Jahr wurde ich siebenundsechzig. Der achtzehnte Juli fünfundneunzig war mein letzter Arbeitstag. Wenn das damals publik geworden wäre, hätte man mich für immer damit in Verbindung gebracht.»
    «Das heißt, Sie haben den Mantel des Schweigens darüber gebreitet, um Ihr Gesicht nicht zu verlieren, was vermutlich gar nicht passiert wäre, wenn man bedenkt, dass nicht
Sie
derjenige waren, der etwas Falsches getan hat?» Anton hatte jetzt die Stimme erhoben.
    Oscar Lind schlug sich protestierend auf den Oberschenkel. «Unsinn! Es war meine Schule.» Sein Ton war scharf. «Ergo lag auch die Verantwortung bei mir.» Er zügelte sich wieder. Sein faltiger Hals zitterte, als er sich räusperte. «Außerdem hat er versprochen, es nicht noch einmal zu tun.»
    «Er hat was …?» Anton stand auf. Stellte sich vor Oscar Lind. «Er hat es vor Ihnen also auch noch zugegeben?»
    Lind antwortete nicht. Blieb sitzen, hielt den Hals gerade und hob den Kopf. Nach ein paar Sekunden sagte er: «Damals hatte ich das Gefühl, es sei das einzig Richtige.»

Kapitel 40
    Der rote Abschleppwagen kam vor dem Polizeirevier in Sarpsborg zum Stehen. Anton und Torp sprangen aus dem Führerhaus. Der Wagen fuhr weiter die Straße hinunter. Torp blieb stehen und wartete, bis er mit seinem BMW im Schlepptau um die Ecke gebogen war.
    «Komm schon», sagte Anton, der sich neben der Eingangstür aufgebaut hatte. «Deine Karre hat ihren Dienst getan.»
    Sie trabten durch die Bereitschaftszentrale. Nahmen die Treppe in den ersten Stock. Als sie in den Korridor zum Büro bogen, wären sie beinahe mit Polizeikommissar Ole Kval zusammengestoßen.
    «Da seid ihr ja endlich», sagte er aufgeregt. Er machte auf dem Absatz kehrt und lief zurück in sein Büro, dabei sprudelte er los: «Treffer bei Europol.»
    «Echt?», fragte Anton neugierig.
    «Ja.» Kval riss die Bürotür auf. «Hier hab ich’s.»
    Torp und Anton blieben stehen, während Kval sie darüber informierte, dass die Fingerabdrücke, mit denen es eine Übereinstimmung gab, einem Litauer mit Namen Bernandas Mielkos gehörten. Laut Europol war er in den vergangenen Monaten in den engeren Zirkel eines Netzwerks aufgerückt, das ein gewisser Stanislaw «Doskino» Dyalow leitete, der wiederum Russe war und mit Methamphetamin handelte, wobei er sich in der letzten Zeit zudem auf Menschenhandel verlegt hatte. Bernandas Mielkos’ kriminelle Karriere schien sich bisher auf Eigentumsdelikte beschränkt zu haben. Insgesamt war er für acht Einbrüche verurteilt worden, wurde jedoch verdächtigt, für über zweihundert verantwortlich zu sein. Kval fuhr langsam mit dem Zeigefinger über den Bildschirm und las laut: «Nicht als gefährlich einzustufen.» Kval lehnte sich zurück. «Die letzten Tage widerlegen das eindeutig. Wenn man ihn mit mehr als zweihundert Einbrüchen in Verbindung bringt, lässt sich schwer sagen, wie viele er tatsächlich begangen hat, die sich nicht auf dem Radarschirm der Polizei niedergeschlagen haben. Viggo Holms Tür wurde mit einem Dietrich geöffnet. Für diesen Mielkos ist es bestimmt keine große Sache, ein normales Schloss zu knacken.»
    «Mmh.»
    «Und», Kval lächelte triumphierend hinter dem Schreibtisch, «was hat euer Besuch bei Oscar Lind ergeben?»
    «Dass Viggo Holm sich an Nils Jahr vergangen hat.»
    Das Lächeln verschwand augenblicklich. «Wie? Was sagst du da?» Kval sprach so schnell, dass er sich verhaspelte. «Hat er das bestätigt?»
    «Ja.»
    «Ach du Scheiße.»
    Anton berichtete ausführlich, wie sie an diese Information gekommen waren. Wie Oscar Lind das Ganze in zynischer und egoistischer Manier vertuscht hatte, weil er befürchtete, am Ende seiner Karriere selbst in ein schlechtes Licht gerückt zu werden.
    «Was machen wir mit ihm?», fragte Kval. «Mit Oscar Lind.»
    «Der Mann ist über achtzig.»
    «Na und?», fauchte Kval. «Das hier soll keine Konsequenzen für ihn haben, willst du das damit sagen?»
    «Ich hab ihm gewissermaßen versprochen, dass seine Aussage unter uns bleibt.»
    Kval verzog den Mund. «Das ist mal wieder typisch für dich. Der Mörder soll um jeden Preis geschnappt werden. Am

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