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Kälteeinbruch (German Edition)

Kälteeinbruch (German Edition)

Titel: Kälteeinbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Erik Fjell
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gefrorenen Cola brach Torp das Schweigen: «Kann ich dich was fragen?»
    Anton sah ihn voller Erwartung an. «Wieso hab ich jetzt bloß das Gefühl, dass deine Frage nichts mit unserem Fall zu tun hat?»
    «Wahrscheinlich, weil du so kolossal intelligent bist.» Torp grinste spöttisch.
    «Wahrscheinlich.» Anton blies frostig-weißen Atem in die Luft. «Ein Genie, das seine Tage mit einer Körpertemperatur von fünf, sechs Grad im gottverdammten Slitu beschließen wird, wenn der alte Bursche nicht bald aufkreuzt. Hab zwar nichts davon, aber wenigstens mach ich meinen Abgang im Dienst.»
    «Was machst du sonst so?»
    «Was ich sonst so mache?»
    «Ja, wenn du nicht draußen bei der Arbeit bist.»
    Anton zuckte mit den Schultern. «Dann bin ich meistens drinnen bei der Arbeit. Bei jedem Fall gibt es ’ne Menge Papierkram zu erledigen. Das weißt du doch noch von den … hm … waren das zwei oder drei Wochen, die du auf Streife gehen durftest?» Er grinste. «Kannst dir ja denken, was bei größeren und komplizierteren Fällen alles dokumentiert und protokolliert werden muss.»
    «Ich meine, wenn du frei hast. Was machst du dann? Du sitzt doch nicht die ganze Zeit in deiner Wohnung in St. Hanshaugen und hörst Tore Tang?»
    Anton drehte sich zu ihm hin. Runzelte die Stirn und bemerkte schulmeisterlich: «Du solltest Tore Tang nicht unterschätzen. Allein das verdammte Mundharmonikasolo ist eine Offenbarung.»
    Im Seitenspiegel sah Anton eine Gestalt am weißen Horizont, die näher kam. Der Mann kämpfte sich an dem vom Schneepflug aufgeworfenen Schneewall entlang. Von den Schuhen bis zur Mütze war er ganz schwarz. Sein rechtes Bein schien schwerer zu sein als sein linkes. Er zog es leicht nach. In der einen Hand hielt er eine Einkaufstüte von Rimi, in der anderen einen Stock. Seine Schritte waren kurz und schwerfällig.
    «Ich arbeite ziemlich viel, und wenn ich dann mal frei habe, mache ich es mir am liebsten zu Hause gemütlich. Entspanne mich.» Er beobachtete die Gestalt im Spiegel. Das konnte kein anderer sein als Oscar Lind. Es war noch nicht einmal fünf nach elf. Glück gehabt, dachte er. Was der heutige Tag wohl noch bringen würde?
    «Ich mache nichts Großartiges. Versuche, ein wenig Zeit mit meinem Sohn zu verbringen, aber auch das kommt viel zu kurz.»
    «Verstehe …», erwiderte Torp mitfühlend.
    Anton legte die Hand auf den Türgriff.
    «Und triffst du dich mit Frauen?», fragte Torp neugierig.
    «Ist das ein Verhör oder wie?» Anton öffnete die Tür und setzte einen Fuß auf den Gehweg. «Wir kriegen Besuch.»
    Torp beugte sich vor zum Lenkrad und sah zu, wie Anton aus dem Auto stieg. «Hä? Von wem?»
    «Von Tore Tang.» Anton lehnte sich ins Auto. «Von unserem Rektor, du Trottel.»
    Anton ging dem schwarz gekleideten, alten Mann entgegen, der den Blick unverwandt auf den Boden vor sich gerichtet hatte. Auf dem Kopf trug er eine Pelzmütze mit Ohrenklappen. Der Körper war in einen dicken Mantel gehüllt. Die Füße steckten in schwarzen Stiefeln.
    «Hallo», sagte Anton, als er nur noch ein paar Meter von dem Mann entfernt war.
    Der Alte sah überrascht auf. «Verschwinden Sie», sagte er, ohne sein Tempo zu verlangsamen. Dann erblickte er Torp. «Alle beide!»
    «Wie bitte …?», fragte Anton überrascht.
    «Mit euch bin ich fertig!», fauchte der Mann und fuchtelte mit seinem Stock in der Luft herum. Er ging auf den geräumten Pfad zu, der zu seinem Haus führte. Blieb stehen und drehte sich um. Sah Anton streng an und sagte: «Wenn Sie einen Fuß über diese Stelle setzen», er zog mit dem Stock einen Strich in den Schnee, «ruf ich die Polizei!»
    Anton fasste in die Gesäßtasche seiner Jeans. Nichts. Er griff in die rechte Jackentasche. Zog seinen weißen Dienstausweis heraus, der ihm polizeiliche Vollmachten im ganzen Land bescheinigte. «Anton Brekke von der Polizei.» Sofort beeilte Torp sich, seinen Ausweis über die Jacke zu hängen. «Das hier», sagte Anton und nickte in Richtung seines Kollegen, «ist Magnus Torp vom selben Verein.»
    «So?» Der Alte kam auf sie beide zu und studierte Antons Ausweis. «Ist der echt?»
    «Sie können gern anrufen und nachfragen. Ich komme von der Kripo Oslo, mein Kollege ist von der Polizei in Sarpsborg.»
    Oscar Lind beäugte die beiden kritisch. «Ich denke nicht, dass das nötig ist, aber man muss auf der Hut sein. Worum geht es?»
    «Wir können das gern hier draußen besprechen, dann muss ich mir aber die da leihen.» Anton zeigte auf

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