Kälteeinbruch (German Edition)
Gestalten nicht. Sie gehörten zum hiesigen Revier.
Ole Kval ging zur Seitentür des Wagens und sah hinein. Ohne sich umzudrehen, streckte er den Arm aus und winkte Anton herbei. «Anton, guck dir das mal an.»
Anton stellte sich neben Kval. Torp stand dazwischen und blickte ihnen über die Schulter.
«Das ist eine Art Aufbewahrungsraum», sagte einer der Techniker, «und soweit wir sehen können, gibt es eine Belüftung, die an die Elektrik gekoppelt ist.»
Anton lehnte sich in den Wagen. Stützte sich mit einer Hand an der Tür ab, mit der anderen am Boden. Von dem einen halben Meter hohen Bett war die obere Abdeckung entfernt worden. Darunter öffnete sich ein rechteckiger Hohlraum.
«Ich glaube nicht, dass dieses Bett dafür gedacht ist, dass jemand darauf schläft», fuhr der Techniker fort. «Sollte dem Raum hier hinten wohl eher eine Art Wohnmobilatmosphäre verleihen. Fast wären wir darauf reingefallen, aber wir haben ja nach Drogen gesucht und das Ding deshalb auseinandergenommen.»
«Und habt ihr Stoff gefunden?», wollte Torp wissen.
«Nein. Wir sind mit unseren Untersuchungen noch nicht am Ende, aber wenn uns nicht alles täuscht, dann funktioniert die Lüftung nur, solange der Motor läuft.»
«Aber das Ding kann doch unmöglich luftdicht sein?» Anton drehte sich zu dem Techniker um.
Der Weißgekleidete neigte den Kopf zur Seite und sah in den Wagen. «Aber so gut wie. Dicht genug, dass ich mich dadrin nicht viel länger als eine Stunde aufhalten wollte.»
Anton steckte den Kopf wieder in den Wagen. «Ich rechne eigentlich nicht damit, dass wir hier Stoff finden.»
«Nein, zu dem Schluss sind wir ebenfalls gekommen. Der Hund hat auch nicht angeschlagen.»
«Schöne Scheiße», sagte Kval. «Was glaubt ihr, wie viele Menschen darin Platz finden?»
«Zwei, drei schlanke Erwachsene, wenn sie sich zusammenquetschen. Big Business, würde ich sagen.»
«Haben Sie diesbezüglich schon die Kripo informiert?», fragte Anton.
«Nein, noch nicht.»
«Machen Sie das.» Anton blickte Torp an. «Spring mal zum Staatsanwalt hoch und besorg uns die Erlaubnis, den Mobilverkehr der beiden Handynummern innerhalb Norwegens zu überwachen.»
Torp sprintete los.
Kapitel 41
Die Uhr zeigte kurz nach halb drei, als die Vorderräder von Lars Askheims zivilem Polizeiauto in der scharfen Kurve zur Shell- 7 -Eleven-Tankstelle am Ytre Ringvei die Bodenhaftung verloren. Der Wagen schlitterte einen halben Meter, bis die Reifen wieder Halt fanden. Askheim ging vom Gas. Bremste vorsichtig. Er stand unter Anspannung, das kam selten vor. Wenn er hier tatsächlich Erfolg haben sollte, wäre die Beschlagnahmung vermutlich beträchtlich, nach dem, was Anton angekündigt hatte. Männer wie Nils Jahr kauften nicht grammweise ein. Als er von Anton den Hinweis erhalten hatte, hätte er sich am liebsten sofort ein paar Kollegen geschnappt und Nils Jahrs Wohnung gestürmt. Nun war er froh, dass er das nicht getan hatte. Denn er konnte es jetzt förmlich riechen: dass Geld und Drogen bald ihren Besitzer wechseln würden.
Seit der 3 er BMW vor zwanzig Minuten aus der Tiefgarage in Aker Brygge gerollt war, hatte Askheim mit ausreichend Abstand die Verfolgung aufgenommen. Jetzt bekam er die Bestätigung, dass es sich bei dem Fahrer des PS -Monsters, das als gewöhnliches Coupé getarnt war, wirklich um den Finanzakrobaten Nils Jahr handelte. Askheim parkte vor dem aufgeworfenen Schneewall neben einem LKW rückwärts ein, dessen Fahrer sich zeitunglesend über einen Hotdog hermachte. Er stellte den Motor ab. Wollte von hier aus das weitere Geschehen beobachten. Er hatte freie Sicht auf den Wagen, der mit laufendem Motor an der Tankstelle stand. Dichte Abgaswolken quollen aus den vier Rohren. Das Licht im Wageninnern wurde eingeschaltet. Nils Jahr schien sich zu bewegen. Beugte sich zum Handschuhfach vor. Die Rücklichter erloschen im selben Moment wie die Beleuchtung im Wagen.
Ein dunkelblauer Mercedes ML mit zwei Personen an Bord bog auf den Platz ein. Nebel- und Parkleuchten brannten. Der Wagen fuhr an Askheim vorbei und hielt neben dem BMW . Askheim nahm das Fernglas aus dem Fußraum vor dem Beifahrersitz und notierte sich das Kennzeichen. Schlug es im zentralen Fahrzeugregister AUTOSYS nach. Der Name des Fahrzeughalters ließ ihn sofort aufhorchen. Als er vor zwanzig Jahren bei der Drogenfahndung eingestiegen war, zählte dieser zu den ganz Großen in der ostnorwegischen Drogenszene. Die Staatsanwaltschaft war der festen
Weitere Kostenlose Bücher