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Kälteeinbruch (German Edition)

Kälteeinbruch (German Edition)

Titel: Kälteeinbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Erik Fjell
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drehte.
    Dann ging er ins Haus. Zog die Tür hinter sich heran, ohne sie ganz zu schließen. Der schmale Gang wurde vom Licht aus dem Nachbarzimmer schwach erhellt. Vorsichtig bewegte er sich vorwärts. Vor der Tür blieb er stehen und blickte in den Raum. Auf einem Bürostuhl saß eine Gestalt und wandte ihm den Rücken zu. Der Mann hatte Kopfhörer auf. Er hatte den Blick auf die Tastatur gerichtet und trommelte den Takt leise mit der Hand auf dem Schreibtisch mit.
    Den Dietrich tauschte er nun gegen ein Klappmesser.

Dienstag, 14 . Dezember

Kapitel 7
    Anton saß in seinem Büro im dritten Stock des Kripo-Gebäudes und hing ziemlich durch. Sein Blick war auf die nackte Pinnwand aus Kork gerichtet, in der wahllos verteilt sechs rote, vier blaue und zehn grüne Nadeln steckten. Er zählte sie zum wiederholten Mal, dann schwang er mit dem Bürostuhl herum und blickte auf die Autos und den schmutzigen Schnee an der E 6 . Ein Krankenwagen fuhr mit heulenden Sirenen im schnellen Zickzack zwischen den Autos hindurch. Das Heulen verschwand in der Ferne und war kaum verklungen, als erneut ein Martinshorn ertönte. Ein weiterer Krankenwagen war auf dem Weg. Anton griff nach dem dicken Umschlag auf seinem Schreibtisch und steckte den Gewinn vom Vortag in den Kulturbeutel, den er in seiner Tasche im Schrank aufbewahrte. Abgesehen von den Steuerlisten im Netz hatte ihm die Suche nach Elisabeths Eroberung keinerlei interessante Treffer eingebracht. Ein paarmal war der Kerl beim Zuschnellfahren erwischt worden, was jedoch nur zu dem einen oder anderen längst bezahlten Bußgeld geführt hatte. Ansonsten hatte das Investorschwein noch keinen Ärger mit der Polizei gehabt. Sein Name hatte bei den Behörden keine Aufmerksamkeit erregt. Und auch die zentrale Polizeidatenbank INDICIA , in der jede noch so kleine geheimdienstliche Information abgelegt war, kannte ihn nicht.
    In dem verzweifelten Versuch, doch noch etwas zu finden, was sie dazu bewegen könnte, ihre Meinung zu ändern, hatte Anton einen Kollegen in der Abteilung für Wirtschaftskriminalität angerufen. Nix, war die Antwort gewesen, Herlov Langgaard war auch dort ein unbeschriebenes Blatt. In einer Art letztem Aufbäumen hatte Anton die Nummer eines alten Klassenkameraden aus der Polizeihochschule gewählt, der inzwischen für den Inlandsgeheimdienst arbeitete. Auch dort dieselbe Antwort: Herlov Langgaard stellte keine Gefahr für die nationale Sicherheit dar. Und auch sonst keine Bedrohung, außer für Antons eigenes massives Ego.
    Er dachte an Alexander, der sich in der Villa im Gregers Grams Vei vielleicht pudelwohl fühlen würde. Der Schleimbeutel würde ihm bestimmt einen Teil des Hauses überlassen, wo er sich die Zeit mit Billard, Flipper und allem möglichen anderen Jux vertreiben konnte, der für Geld zu haben war. Natürlich wollte er, dass es Alex gutging, zugleich hoffte er aber auch, der Junge würde seiner Mutter sagen, dass er Papa viel lieber mochte als diesen unverschämt reichen, etwas feisten Typen, der locker auf die Sechzig zuging.
    Drecksack.
    Anton stand auf. Sein Magen knurrte, aber er hatte auf nichts Lust. Nach dem Gespräch mit Elisabeth am gestrigen Nachmittag war ihm der Appetit gründlich vergangen, und sein Steak war mitsamt Beilagen und Pappteller unangetastet im Müll gelandet. Die drei Marzipanschweine hatte er aus Frust heute Morgen auf der Fahrt zum Kripo-Hauptquartier in Bryn gegessen.
    Was für ein Leben, dachte er, bevor ihm die Idee kam, dass er die anderen, die heute mit ihm Dienst schoben, fragen könnte, ob sie später zusammen Pizza bestellen wollten. Und sei es nur, damit er nicht in Ohnmacht fiel. Auch Dramatik kannte ihre Grenzen.
    «Warum gehst du nicht ans Telefon?», sagte eine Stimme in der Tür.
    Die trockene, heisere Stimme war unverwechselbar: Sie gehörte Dezernatsleiter Skulstad.
    «Welches?», fragte Anton, ohne sich umzudrehen.
    Anton hörte, wie Skulstad sein Büro betrat.
    «Dieses hier.» Skulstad klopfte mit dem Zeigefinger auf den Schreibtisch.
    Langsam drehte Anton sich mitsamt Stuhl um. Skulstads Zeigefinger ruhte auf dem Bürotelefon.
    «Hab den Ton abgestellt.»
    «Wieso?»
    Anton zuckte mit den Schultern. «Ich seh’s ja blinken, wenn es klingelt.»
    «Diesmal hast du’s nicht gesehen?»
    «Weil ich ihm den Rücken zuwende.» Anton legte den Kopf in den Nacken und sah den anderen genervt an. «Nicht einmal ich, mein lieber Skulstad», fuhr er dann mit theatralischer Stimme fort, «habe Augen im

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