Kälteeinbruch (German Edition)
– lag am anderen Ende der Etage, darin gab es einen länglichen Tisch mit acht Stühlen sowie einen Großbildschirm, der an einen Laptop angeschlossen war. Als Anton den Raum betrat, stach ihm als Erstes das Foto auf dem Bildschirm ins Auge. Rechts und links neben dem Toten waren die drei Metallfüße zweier Lampen zu sehen, die die Leute von der Spurensicherung aufgestellt hatten. Während Anton am Kopfende des Tisches Platz nahm, wo auch der Laptop stand, informierte ihn Skulstad über den Namen des Ermordeten: Viggo Holm.
Viggo Holm saß zurückgelehnt auf einem blauen Bürostuhl mit hohen Armlehnen vor einem Schreibtisch. Seine Augen waren weit geöffnet, als fixierte er einen bestimmten Punkt an der Decke. Die Lippen blau. Sein schlanker Hals war quer über den Kehlkopf aufgeschlitzt. Das Blut hatte sein weißes Hemd vom Kragen abwärts rot gefärbt. Anton stellte sich vor den Bildschirm, neigte den Kopf leicht zur Seite und studierte das Foto.
«Kurzer Prozess», stellte er fest. «Würde ich wohl auch bevorzugen, wenn mir mein potenzieller Mörder die Wahl ließe.» Er bat um das nächste Foto. Skulstad klickte die Bilderfolge durch. Die Fotos waren aus verschiedenen Perspektiven aufgenommen, vermutlich handelte es sich um einen Keller: Zwei schmale Fenster mit vorgezogenen Vorhängen befanden sich fast auf Höhe der Decke. In der anderen Wand, die Skulstads Erläuterungen zufolge zum Garten ging, gab es zwei weitere Fenster in normaler Größe. Auch hier waren beide Vorhänge zugezogen. Einige Fotos waren aus größerer Entfernung gemacht worden und zeigten einen Eckschreibtisch mit zwei LCD -Bildschirmen. Auf den Flachbildschirmen war einer der Standard-Desktophintergründe von Windows zu sehen: eine grüne Wiese mit blauem Himmel und ein paar weißen Wolken. Neben einer schwarzen Tastatur lag ein zugeklappter Apple-Laptop. Unter dem Schreibtisch stand ein PC -Gehäuse. Es folgten weitere Fotos der Leiche. Der Ehering am Ringfinger. Als Viggo Holms aufgeschlitzte Kehle in einer Nahaufnahme gezeigt wurde, hielt Skulstad die automatische Diashow an. Anton schnipste und bat um das nächste Bild, das den Tatort von außen zeigte. Ein weißes einstöckiges Haus mit Keller, das zwischen zwei anderen nahezu identischen Einfamilienhäusern stand. Das rot-weiße Absperrband der Polizei war außerhalb der schneebedeckten Hecke über den Hof bis hinter die Garage gespannt worden. Drei Polizisten der örtlichen Polizeiwache standen hinter dem Absperrband und blickten griesgrämig in verschiedene Richtungen. Der eine direkt in die Kamera.
«Was wissen wir bis jetzt?», fragte Anton und ließ sich auf einem Stuhl direkt neben dem Großbildschirm nieder.
«Er wurde vor ein paar Stunden gefunden. Die Bilder hat die Polizeidirektion Østfold gemacht. Die Leiche wurde in die Rechtsmedizin gefahren.»
«Jetzt schon?», Anton seufzte. «Du weißt doch, dass ich kalte Tatorte hasse.»
«Ja, weiß ich, aber die Temperatur dadrinnen war extrem. Zwischen fünfundzwanzig und dreißig Grad, als die ersten Polizisten eintrafen. Zwei Öfen, die auf Hochtouren liefen.»
«Dann steht der Tatzeitpunkt noch nicht fest?»
«Nicht genau. Als er gefunden wurde, war er seit mindestens zwölf Stunden tot.» Skulstad las von dem obersten Blatt des kleinen Papierstapels ab. «Sechsundsechzig Jahre alt. Witwer. Hatte nur noch wenige Monate als Lehrer vor sich», er blätterte den Stapel durch, «Kruseløkka Mittelschule. Eine Marion Finess hat ihn gefunden. Sie hat sich um Viggo Holms Frau gekümmert, bevor diese starb, seither ist sie wohl mit Viggo befreundet. Der Anruf ging heute um zwölf Uhr siebenundzwanzig bei der Leitstelle in Sarpsborg ein.»
«Woran ist seine Frau gestorben?»
«Das weiß ich nicht.»
«Okay. Mord, Täter unbekannt», stellte Anton fest und stand auf. «Schöne Bescherung, dabei sind es doch noch ein paar Tage bis Weihnachten.» Er ging zur Tür. «Sind die Kriminaltechniker schon losgefahren?»
«Ich tippe mal, dass sie gerade die Garage verlassen.»
Anton eilte zur Tür. «Ruf schnell unten an und sag ihnen, sie sollen warten, ich hab keinen Bock, selbst zu fahren.»
Kapitel 8
Nachdem sie noch in derselben Nacht zur Hütte zurückgekehrt waren, hatte Bernandas sie aufgefordert, sich schlafen zu legen.
Darius konnte nicht schlafen. Leonas war sofort weg gewesen, er aber hatte Bernandas beobachtet, der ihm mit halb geschlossenen Augen auf dem Stuhl gegenübersaß. Er hatte das große Haus, in dem er
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