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Kälteeinbruch (German Edition)

Kälteeinbruch (German Edition)

Titel: Kälteeinbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Erik Fjell
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seiner Vergangenheit, seiner Familie und so weiter, aber er wollte nicht darüber reden, hatte ich den Eindruck. Da hab ich ihn gefragt, wieso nicht. Und er hat gemeint, in seiner Jugend wäre was vorgefallen. Was Furchtbares, damit wollte er uns aber nicht den Abend verderben.»
    Anton und Torp sahen sich an, und die Sache war so klar, dass Anton Torp nicht zu erklären brauchte, was er dachte. Sein Verdacht war in dem Moment geweckt worden, als er sah, wie Nils sich veränderte, nachdem er Viggo Holm erwähnt hatte.
    «Mehr hat er nicht gesagt?», fragte Kval.
    Sie schüttelte den Kopf. «Ich habe aber auch nicht weiter gefragt. Wollte nicht in ihm bohren.»
    «Sie sagten, sie hätten
anfangs
auf dem Sofa gesessen. Was geschah dann?»
    Die Situation war nicht leicht für sie, und Anton empfand nun aufrichtiges Mitleid mit ihr. Sie hatte nicht den Mumm, aufzustehen und wegzugehen, obwohl es ihr gutes Recht gewesen wäre, und Kval würde die Vernehmung unter gar keinen Umständen vorzeitig abbrechen, falls der Verdacht bestand, sie würde sich selbst ans Messer liefern.
    Sie atmete tief ein und hielt die Luft an. «Das wird hier nicht aufgezeichnet oder so?»
    «Nein.»
    «Okay. Ich hoffe wirklich, dass Ihnen das weiterhilft.» Carina Olsen bemühte sich, schroff zu wirken. Bevor sie fortfuhr, warf sie Kval einen missmutigen Blick zu: «Wie ich schon sagte, war er anfangs ziemlich schüchtern. Ich musste permanent die Initiative ergreifen. Schließlich sind wir rüber ins Schlafzimmer, und nach einer Weile zog er sich aus. Aber …»
    «Was?»
    «Plötzlich war es, als hätte man einen Schalter umgelegt. Sobald die Klamotten weg waren, da … verlor er irgendwie alle Hemmungen. Erst war er total schüchtern, und dann, hm, war es so, als wäre er in einen Pornofilm geraten. Kaum dass die Klamotten weg waren.»
    «Kranker Typ», bemerkte Torp. «Ein norwegischer Patrick Bateman?»
    «Wundert mich nicht, dass der keine Hemmungen mehr hat, wenn die Klamotten weg sind, wo er doch schon seit seiner Jugend seinen Schwanz spazieren trägt.»
    «Das hättest du dir sparen können, Anton. Ehrlich.»
    Anton stand auf. «Halt die Klappe, Torp. Der Mann, von dem sie spricht, ist ein Schwein. Der hat seit seinem zwanzigsten Lebensjahr wahrscheinlich noch nie ein Nein akzeptiert. Wenn er es überhaupt jemals getan hat. Deine Political Correctness kannst du dir für die Schnecke aufheben, der du den Hof machst – nicht für mich.»
    Kval sah in Richtung Spiegel. Als verriete ihm sein sechster Sinn, dass dahinter Aktivität herrschte. Während er sprach, machte er sich weitere Notizen: «Und wenn er auf Drogen ist?»
    «Tja …», seufzte sie und runzelte die Stirn, «dann ist er wie ausgewechselt. Dann hat er mit Klamotten genauso wenig Hemmungen wie ohne.»
    «Ich wiederhole jetzt noch einmal meine allererste Frage. Erinnern Sie sich noch an sie?»
    «Ja …» Sie ließ Kval keine Zeit, die Frage noch einmal zu stellen, und fuhr fort: «Er hat die Wahrheit gesagt. Wir waren am Montagabend zusammen.»
    «Den ganzen Abend?»
    «Ich kam ziemlich früh. Gegen sieben. Wir haben etwas getrunken – Pulver konnte er keins auftreiben. Hatten Sex und sind eingeschlafen.»
    «Sind Sie beide eingeschlafen?»
    «Na ja», sie ließ sich mit der Antwort Zeit, «ich bin eingeschlafen. Das war vielleicht so gegen zehn. Um halb eins musste ich raus zum Pinkeln …»
    «Und …?»
    «Da lag er nicht neben mir. Ich bin ins Bad neben dem Schlafzimmer. Gut möglich, dass er im Wohnzimmer saß oder so. Als ich am Dienstagmorgen aufgewacht bin, war er jedenfalls zu Hause.»
    «Was ist mit Viggo Holm – hat Nils schon mal was von ihm erzählt?»
    «Hab den Namen heute Vormittag zum ersten Mal gehört.»
     
    Anton saß bereits auf Kvals Bürostuhl, als dieser wieder nach oben kam, nachdem er Carina Olsen in ein Taxi gesetzt und zurück nach Oslo geschickt hatte.
    «Lausige Vorstellung», sagte Anton und wippte mit der Stuhllehne vor und zurück. «Ich hatte schon Popcorn und 3 D-Brillen bereitgelegt. Wollte Torp zeigen, wie ein Verhör der alten Schule aussieht.»
    Kval winkte ab. «Ich hatte es auch erwogen, aber dann war mir gleich klar, dass es nicht nötig wäre. Die Ärmste, hatte ja Todesangst. Gibt’s irgendwas, was ich deiner Meinung nach hätte anders machen sollen?»
    «Eigentlich nicht», antwortete Anton schnell. «Ich hatte mich nur auf die Show gefreut. Aber abgesehen davon finde ich, dass wir aus dem wenigen eine ganze Menge gemacht

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