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Kälteeinbruch (German Edition)

Kälteeinbruch (German Edition)

Titel: Kälteeinbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Erik Fjell
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den Raum betreten hatte. Das herzförmige, helle Gesicht war nicht zu verwechseln. Mit dem Buch in der einen Hand zückte er sein Handy, stellte es auf lautlos und schickte Doskino eine SMS , in der er ihm mitteilte, dass Viktorija Mielkos sich in der Bibliothek der juristischen Fakultät befand. Eine halbe Minute später kam die Antwort:
Bestens. Halte dich in ihrer Nähe, bis ich weiß, ob Bernandas aufkreuzt.
    Ivan steckte das Handy wieder in die Tasche. Starrte weiter in sein Buch. Ging zielstrebig auf ihren Tisch zu. Um sie herum gab es noch freie Plätze. Ivan setzte sich links neben sie. So würde sie den Mexikaner vielleicht nicht bemerken.
    Sie duftete angenehm nach Parfüm. Wahrscheinlich hatte sie es aufgetragen, als sie zuletzt auf der Toilette war. Der Duft war zu intensiv, um noch von heute früh zu sein. Ivan legte das Buch vor sich hin. Sah schräg zu ihr hinüber. Viktorija machte sich auf einem Blatt Notizen. Strich mit einem gelben Textmarker einen Abschnitt in ihrem Buch an. Sie warf einen Blick zur Seite. Begegnete Ivans Blick. Lächelte zaghaft mit geschlossenen Lippen.
    «Entschuldigung», sagte Ivan, «könnte ich mir vielleicht einen von dir leihen?»
    Er zeigte auf den grünen Textmarker, der neben ihrem Federmäppchen lag.
    «Na klar», flüsterte sie.
    Ihre Fingerspitzen berührten sich leicht, als sie ihm den Marker reichte.
    «Danke.» Er beugte sich wieder über sein Buch. Nahm die Kappe vom Marker. Suchte nach einem Abschnitt, den er markieren könnte.
    «Du», sagte sie plötzlich leise, «gehört das nicht der Bibliothek?»
    Er sah sie fragend an.
    «Das Buch …» Sie zeigte darauf. «Gehört das nicht hierher?»
    «Doch?»
    «Dann darfst du nichts anstreichen. So was gibt Ärger.» Sie lachte bedauernd. Ein Student, der etwas weiter unten am selben Tisch saß, blickte auf und warf ihr einen tadelnden Blick zu. Viktorija rollte mit den Augen, dann sah sie Ivan an und fragte: «Willst du dir lieber ein Blatt Papier und einen Stift von mir leihen?»
    Er schwieg einen Moment. Er wollte ihr Vertrauen gewinnen – und nicht sich selbst zum Affen machen.
    «Ja, gerne, danke.»
    Sie riss vier linierte Blätter aus ihrem Block und legte sie ihm zusammen mit einem Kugelschreiber hin. Steckte ihre eigenen Schreibsachen in das Mäppchen und packte ihre Bücher und Notizen in die Tasche. Schob den Stuhl vorsichtig nach hinten. Stand auf. Zog den roten Mantel an, der über der Stuhllehne gehangen hatte.
    Ivan sah zu ihr hoch.
    «Gehst du?», fragte er leise.
    «Ja, ich muss arbeiten», seufzte sie. Offenbar hatte sie mehr Lust aufs Studieren als auf ihren Job.
    Ivan hielt ihr den Kuli entgegen.
    «Ist schon in Ordnung, behalt ihn einfach.» Sie lächelte. «Tschüss.»
    Er wartete, bis die Tür zugefallen war, dann stand er auf und folgte ihr.

Kapitel 31
    Die Vernehmung der Blondine, von der sich auf der Fahrt herausstellte, dass sie Carina Olsen hieß, fand in einem zweigeteilten Verhörzimmer statt, das sich mitten im ersten Stock des Sarpsborger Polizeireviers befand. In der Dunkelheit hinter dem Fenster, das den Raum teilte, und von der anderen Seite aus, wo das Licht brannte, wie ein Spiegel wirkte, standen Anton und Torp und sahen zu, wie Kval der jungen Frau die Hand schüttelte. Anton genoss den Anblick des mit allen Wassern gewaschenen Ermittlers, der sich darauf vorbereitete, ihre Aussage zu zerpflücken.
    Nachdem Ole Kval bei der Kripo aufgehört hatte, sprachen sie in Vernehmungen, bei denen es knallhart und brutal zur Sache ging, davon, «den Brownie zu machen». Bei Vernehmungen von Schwerverbrechern und auch in Mordfällen, in denen die Beweislage nicht für eine Verurteilung ausreichte und alles davon abhing, dass der Verdächtige gestand, war dies ständig der Fall.
    In einem der drei Fälle, in denen Anton und Kval bei der Kripo gemeinsam ermittelt hatten, hatte Kval während eines Verhörs die Beherrschung verloren. Ein Mann war verdächtigt worden, seinen vierjährigen Stiefsohn erschlagen und im Wald entsorgt zu haben. Obwohl ihm seine eingeschüchterte Ehefrau ein Alibi gab, waren sowohl Anton als auch Kval davon überzeugt gewesen, dass der Mann schuldig war. Es war einer dieser Fälle, bei denen die Indizien höchstwahrscheinlich für eine Verurteilung ausgereicht hätten. Ohne Geständnis hatten sie dafür jedoch keine Garantie. Dieses kam, nachdem Kval es buchstäblich aus dem Mann herausgeprügelt hatte. Anton ging erst dazwischen, als Kval begann, das Gesicht des

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