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Kälteeinbruch (German Edition)

Kälteeinbruch (German Edition)

Titel: Kälteeinbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Erik Fjell
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Gesicht abgewandt und die Augen geschlossen.
    «Ivan», setzte Doskino an, während er ihre Hände aus den Lederriemen befreite, «hol mein Handy aus der Hosentasche.»
    Ivan erhob sich vom Sofa. Fand das Handy in der Hose auf dem Fußboden. Ging zum Bett und blieb daneben stehen. Hielt Doskino das Handy hin.
    Doskino kletterte auf das Bett. Zerrte Viktorija auf alle viere. Ihre weiße Bluse, in der sie Ivan das Bier serviert hatte, war blutverschmiert. Doskino packte sie an den Haaren. Riss ihren Kopf nach hinten.
    «Mach die Augen auf, du Hure», flüsterte er.
    Sie wagte nicht, sich ihm zu widersetzen.
    «Mach ein Bild von ihrem Gesicht», sagte Doskino, «aber pass auf, dass ich nicht mit drauf bin.»
    Als er das Foto knipste, sah Ivan ihr nicht in die Augen. Er hoffte, dass sie mitbekam, wie sehr es ihm widerstrebte, glaubte aber nicht daran.
    Doskino nahm das Handy an sich und zog sich an. Machte die Tür auf und sagte zu Ivan, der immer noch neben dem Bett stand: «Kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal eine Jungfrauenmuschi hatte.» Er grinste. «Spül sie ab. Hier stinkt’s.»

Freitag, 17 . Dezember

Kapitel 37
    Er warf einen Blick auf die runde Analoguhr an der Badezimmerwand. Einige Minuten nach Mitternacht. Wie spät es genau war, wusste er nicht. Die Uhr im Badezimmer ging vor, mit Absicht. Auf diese Weise gaukelte seine Mutter sich vor, dass sie sich beeilen müsse, auch wenn dies nicht der Fall war, und stellte somit sicher, dass sie ihrem Zeitplan immer ein Stück voraus war.
    Das warme Wasser fühlte sich kalt an, als es aus seinen Haaren auf die nackten Schultern tropfte. Magnus Torp stieg aus der Duschkabine. Spürte, wie die Wärme der Badezimmerfliesen in seine Füße stieg. Er trocknete sich ab und hängte sein Handtuch an den Saughaken an der Wand. Betrachtete sein Bild im Spiegel. Er hatte in den vergangenen Monaten auf seine Ernährung geachtet und hart trainiert, zudem keinen Tropfen Alkohol angerührt. Die Resultate machten sich langsam bemerkbar. Seine Schultern waren runder geworden, dabei jedoch steinhart geblieben. Die Brustmuskulatur, die lange Zeit sein schwacher Punkt gewesen war, wirkte kräftiger und definierter. Die braunen Brustwarzen zeigten nicht länger nach vorn, sondern leicht nach unten. Auf seinem Bauch zeichneten sich die Ansätze eines Sixpacks ab. Er hob die Arme und spannte die Muskeln an. Griff nach der Shaker-Flasche, die er während des Duschens zum Quellen neben das Waschbecken gestellt hatte. Er beäugte die Flasche und die Konsistenz ihres Inhalts. Eine dünne, braune Flüssigkeit. Unter dem Schriftzug «Norkost» waren ein paar dicke Striche zu sehen, die offensichtlich einen bis zum Platzen aufgepumpten, durchtrainierten Körper darstellten. Er verglich die Illustration mit seinem eigenen Spiegelbild. Noch hatte er sein Ziel nicht erreicht. Er setzte den Flaschenhals an den Mund. Schluckte die Mischung aus dreißig Gramm Proteinpulver mit Schokoladengeschmack und lauwarmem Wasser hinunter. Setzte die Flasche geräuschvoll ab. Putzte sich die Zähne und posierte ein weiteres Mal vor dem Spiegel, bevor er eine Jogginghose und ein weites, weißes T-Shirt überzog.
    Seine Mutter saß mit einem Weinglas in der einen und der Fernbedienung in der anderen Hand in der Ecke des lilafarbenen Sofas. Sie stellte den Fernseher leiser, als sie ihn kommen sah.
    Torp blieb in der Tür stehen und lehnte sich an den Rahmen. «Nacht, Mama.»
    Sie nippte an ihrem Wein und lächelte. «Schlaf gut, mein Junge.»
    Torp wandte sich zum Gehen.
    «Steht dein Muskeltrunk noch im Bad?»
    Er seufzte. Ging zurück, holte die Flasche und stellte sie in die Spülmaschine. Erschien wieder in der Tür. «Soll dich übrigens von Anton grüßen.»
    Sie richtete sich auf. «Und?», fragte sie neckisch.
    «Nichts und. Vergiss es. Gute Nacht.»
    Er machte auf dem Absatz kehrt und spurtete die Treppe zu seiner Kellerwohnung hinunter. Schloss hinter sich die Tür. Er warf einen kurzen Blick auf seine Polizeiuniform, die stolz am Schrank hing. Endlich hatte er das Gefühl, dazuzugehören, aber nicht, weil er eine feste Anstellung hatte, denn wenn alles nach Wunsch verlief, würde er bereits im Februar seine neue Stelle in Fredrikstad antreten, wo auch seine Muskeln zum Einsatz kämen. Dazu bekamen sie momentan keine Gelegenheit: Auf einer Tastatur herumzutippen, bedurfte keiner großen Anstrengung. Am allermeisten hoffte er, dass sich ihr aktueller Fall so lange wie möglich hinziehen

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