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Kälteeinbruch (German Edition)

Kälteeinbruch (German Edition)

Titel: Kälteeinbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Erik Fjell
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Körperverletzung durchging. Er fand nichts, was er beim ersten Durchgang übersehen hätte. Empfand nur noch größere Abneigung. Was dort nicht stand, was er jedoch innerhalb von wenigen Minuten bei ihm in der Wohnung in Aker Brygge erkannt hatte, war, dass der Mann ein zynischer, gefühlloser Charmeur war – zumindest wenn er unter Drogen stand. Eine tödliche Mischung, vor allem, wenn man so viel Wut in sich trug, und das Urteil vor einigen Jahren bestätigte ja, dass er gewalttätig war. Anton fiel wieder ein, was sein alter Kumpel vom Inlandsgeheimdienst über Selfmade-Millionäre gesagt hatte: Sie besäßen keinerlei Skrupel. Er beugte sich im Bett vor und schnappte sich sein Handy. Sah nach, ob Elisabeth ihm noch eine SMS geschickt hatte, die er überhört hatte. Erneut Fehlanzeige. Das Display zeigte lediglich die Uhrzeit an. Anton seufzte. Plötzlich klingelte es. Das laute Geräusch ließ ihn zusammenfahren. Auf dem blaugrünen Display blinkte der Name
Brownie
. Der Schnaps war ihm offenbar schon zu Kopf gestiegen. Anton wartete ab, bis das Klingeln aufhörte, dann stellte er das Handy auf lautlos. Legte es neben sich auf die Decke. Blieb liegen und starrte mit leerem Blick in das grelle Licht des Laptops. Er nickte ein, wurde aber davon geweckt, dass seine Hand von der Bettkante rutschte. Er klappte den Laptop zu und stellte ihn auf den Nachttisch. Schielte wieder auf sein Handy. Brownie hatte noch ein weiteres Mal angerufen. Anton drehte den Kopf weg.
    Er vermisste Elisabeth, und noch mehr vermisste er Alexander. Was ihn im Moment jedoch am meisten irritierte, war, dass er tatsächlich auch Magnus Torp vermisste. Wie peinlich, dachte er und klappte den Laptop wieder auf. Fuhr mit dem Finger über das Touchpad. Klickte zu dem Ordner, in dem er seine Musik speicherte. Der Song ging wieder von vorne los. Don Gibsons
Sea of Heartbreak
.

Kapitel 36 Vilnius, Litauen
    Als der Wagen in den Hinterhof einbog, warfen zwei Mädchen ihre Kippen weg und verschwanden im Haus.
    Das Auto hielt unmittelbar vor dem Hintereingang des Bordells. Doskino schickte seinen Chauffeur hinein, damit er dafür sorgte, dass die Mädchen ihren Job machten. Ivan machte die Seitentür auf. Doskino ging nach hinten. Blickte auf Viktorija hinunter. Sie weinte jetzt leise, als hätte sie begriffen, dass keine Hilfe käme. Dass Bernandas nicht plötzlich aus dem Nichts auftauchen und sie befreien würde.
    «Was wollt ihr von mir?», schluchzte sie.
    Als Antwort schlug Doskino mit der Faust auf den Wäschesack, den sie über dem Kopf trug. Es knirschte. Entweder war ihr Nasenbein zu Bruch gegangen oder ein Kiefer- beziehungsweise Wangenknochen. Sie begann wieder zu schreien. Versuchte, die Hände aus der strammen Fesselung zu lösen, die sich bereits in ihre Haut gefressen hatte.
    Dann sagte sie etwas. Es war mehr ein Murmeln. Doskino verstand sie nicht. Er ging in die Hocke und zog ihr den Sack vom Kopf. «Was sagst du, Kleine?»
    Sie wiederholte ihre Worte. Ihr Kieferknochen schien gebrochen zu sein. Sie konnte den Mund beim Sprechen nicht richtig öffnen. Nur die Zunge rollte hin und her. Das Einzige, was er aufschnappte, war «Bernandas».
    «Es nützt nichts, wenn du jetzt nach deinem großen Bruder rufst, Viktorija. Bernandas wollte ganz clever sein. So clever, dass er sich selbst ein Bein gestellt hat.» Er roch an ihr. Ein leichter Pfirsichduft stieg ihm in die Nase.
    Er bat Ivan, sie in den zweiten Stock zu bringen. Folgte ihm die Treppe hinauf.
    Auf dem Stockwerk gab es ein Büro und vier Schlafzimmer. Ivan blieb vor der ersten Tür stehen.
    «Nein», sagte Doskino. «Ganz hinten.»
    Ivan ließ die Hand kaum mehr als eine Sekunde auf der Türklinke ruhen, doch es reichte aus, um Doskinos Aufmerksamkeit zu erregen.
    «Gibt’s Probleme?» Doskino blieb stehen und fixierte Ivan statt Viktorija mit finsterem Blick. Ivan antwortete nicht, er sah zu Boden und schüttelte den Kopf.
    «Gut», stieß Doskino zwischen den Zähnen hervor und schlug Ivan auf den Rücken.
    Für all seine Handlanger und die übrigen Angestellten im Club waren die Mädchen im zweiten Stock Konsumgüter. Ihre Preise lagen weit über dem Normalen, dafür konnten die Kunden mit ihnen machen, was sie wollten. Nichts war verboten.
    Das Zimmer am Ende des Flurs war mit einer Spezialausstattung versehen. Im Preis war daher eine zusätzliche Gebühr enthalten für alle, die gern von dieser Ausstattung Gebrauch machen wollten. Sobald eine neue Lieferung mit Mädchen

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